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■ QuerspalteWortgeschrammel

Es ist kaum anzunehmen, daß Jenny Elvers nicht genug Geld verdient. Das Wort „verdient“ führt jedoch schon mal in die falsche Richtung, genauer muß es heißen: Geld „bekommt“, also überwiesen für alles, was sie so macht. Als da wären: singen, modeln, abnehmen mit einer „Joghurtpille“, Freundin von Heiner Lauterbach sein, in Filmen dabeisein (sog. „schauspielen“) und moderieren. Da kommt was zusammen.

Dem Stern sagte Frau Elvers: „Ich gebe mein ganzes Geld für CDs aus.“ Mit Musik also kenne sie sich bestens aus („klar weiß ich, was angesagt ist“). Auf dem Musikkanal VH-1 moderierte sie mal die Sendung „Love, Sex & Videoclips“, die recht eigentlich darin bestand, daß Frau Elvers zwischen den Liedchen („Videoclips“) auf einem roten Sofa lag und unbedingt lasziv sein wollte („Sex“) und versuchte, verrucht zu flüstern. Gegenstand ihrer Rede war Liebe („Love“), und darum ging es auch in den Songs, da schloß sich der Kreis, und da öffnete sich die Bluse – das war noch vor der Joghurtpille. Und so war man ganz sicher, daß Elvers dort nicht wegen popmusikalischer Kompetenz aufs Sofa gelegt wurde, aber nun moderiert sie ja sogar die deutsche Ausgabe von „Top of the Pops“! Und vertraute dem Stern im Zuge dessen an: „Ich stehe auf britische Schrammelbands wie Pulp.“

This is hardcore, denken wir da, und so heißt ja auch die neue Pulp-Platte, die eines gewiß nicht ist: Schrammel. Doch das macht offenbar nichts, britisch und Schrammel, das gehört immer irgendwie zusammen. Bild hat das unsachkundige Gestammel (oder auch: Geschrammel) sogleich adaptiert und auf die In/Out-Liste gehievt, in ist also im Moment: „Die neue Pulp-CD – Schrammelrock vom Feinsten“.

Über die grandiose neue Pulp-Platte sollte Frau Elvers besser schweigen, so schwer ihr das fallen mag. Es gibt Begriffe, die heilig sind. Wenn man Frau Elvers „Moderatorin“ nennt, dann ist das zwar auch ziemlich lustig, da wollen wir mal nicht so sein; wo wir jedoch so sein wollen, ist der Bereich der Gotteslästerung. Benjamin v. Stuckrad-Barre

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