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■ QuerspalteDer Kampf ist vorbei!

Nur gut, daß sich das Richtige und die Wahrheit am Ende doch durchsetzen. Und mag es manchmal ein wenig dauern, die feste Gewißheit spendet auch dann noch Trost. Zweifel? Nein, nicht nötig. Der Spiegel macht's uns vor. Fünfzig Jahre ist er nun alt – und immer noch so frech, immer noch so aktuell.

„Die RAF existiert nicht mehr“, lesen wir in der jüngsten Ausgabe – eine Topgeschichte. Verraten hat's den Hamburger Zeitungsleuten offensichtlich einer vom Bayerischen Landeskriminalamt. Kein bayerischer Alleingang, wirklich nicht. Der Kriminale aus dem Freistaat kann sich auf hochrangige Polizisten, Geheimdienstler und Staatsanwälte stützen, die als „Koordinierungsgruppe Terrorismusbekämpfung“ (KGT) nun seit sechs Jahren diskret und hart an der Enttarnung der RAF arbeiten.

Sechs Jahre, wie gesagt. Hinweise und Spuren werden da verfolgt, Datensatz auf Datensatz wird gehäuft, eingeordnet und abgeheftet, gesichtet und gewertet. Mit aller Akribie, versteht sich. Natürlich werden auch Briefe gelesen. Ganz besonders die wenigen, die als Absender die drei Buchstaben R-A-F tragen. Zum Beispiel der vom 10. April 1992: Ganz keck schrieben die Guerilleros damals, daß es langsam an der Zeit wäre, was Neues zu machen, und daß sie künftig keinen mehr umbringen wollten. Da hätte ja jeder kommen können. Wo RAF draufsteht, muß schließlich noch lange nicht Rote Armee Fraktion drin sein. Vorsicht ist die Hüterin des Nadelkissens.

Sicher ist in Sachen RAF nur, daß keiner wirklich etwas über die RAF weiß. Allenfalls ahnt einer etwas. Und die hohe Kunst der KGT ist, die Ahnung allmählich zur Gewißheit zu verdichten. Das dauert, klar. Sage keiner, fünf Jahre wären zu lang.

Man stelle sich nur vor, die Herren von der Koordinierungsgruppe Terrorismusbekämpfung wären auf eine Falschmeldung hereingefallen. Nicht auszudenken, was der Spiegel dann geschrieben hätte. Merke: Die RAF ist tot – die KGT lebt. Wolfgang Gast

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