■ Querspalte: A-ha!
Aus Furcht, die Presse könnte die Sensation nicht melden, hat Mercedes-Benz vorsichtshalber in 180 Tageszeitungen Anzeigen geschaltet. Und weil man in der Benz-Zentrale zudem weiß, daß nicht jeder Bundesbürger mit der Lektüre einer Lieblingspostille den Tag beginnt, flackerte der Beweis zur besten Sendezeit gestern auch noch über den Fernsehschirm: „A-Klasse hat Elchtest sicher bestanden.“ Das mag wohl stimmen. Die Bilder vom Testgelände aus Barcelona bestätigen immerhin das Eingeständnis, das den Stern tief sinken läßt: „Wir haben dazugelernt.“ Aber stimmt dieses? „Die A-Klasse ist jetzt das, was sie eigentlich von Anfang an sein sollte: das wohl sicherste Auto ihrer Klasse.“ Das mysteriöse „wohl“ macht allzu deutlich, daß mit dem Makel-Mercedes immer noch nicht alles in Ordnung ist.
Robert Collin, jener Testfahrer der schwedischen Autozeitschrift Teknikens Värld, der den Baby-Benz erstmalig zum Umfallen brachte, glaubt nach der in Spanien wiederholten Hindernisfahrt nun ebenfalls, daß „die A-Klasse jetzt sicher ist“. Abgesehen davon aber, daß ein Elchtest am Mittelmeer so seltsam ist wie ein Elefantenritt am Nordpol, ist längst nicht widerlegt, ob der Daimler-Dudu in heiklen Situationen vielleicht doch auf dem Dach landet. Denn den Elchtest besteht bekanntlich auch der wacklige Trabant. Die auffällig großen Hirsche (1,8m–2,4 m) mit dem meist schaufelförmigen Geweih zu umkurven scheint selbst mittelmäßigen Fahrern keine Probleme zu bereiten. Was aber ist mit dem legendären Igeltest? Ob der Kleinwagen kurzfristig so zu bremsen ist, daß das Minimobil auf das zu schützende Kleintier kippt, konnte bislang noch nicht geklärt werden.
Mit dem der A-Klasse jetzt eingebauten Sicherheitssystem kann jedes Rad einzeln blockiert werden: „Gerade so, als hätten Sie vier Bremspedale und ebenso viele Füße.“ Durch den Igeltest fällt auch der Vierfüßler, dem es an Seh- und Nervenstärke fehlt. Und Igelschützer retten ihre Stachellieblinge stets mit einer abrupten Vollbremsung. Carsten Otte
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen