■ Querspalte: Freie Marktwirtschaft
„Ich werde den Frieden kaufen“, versprach Arnoldo Alemán pausbäckig, als er im Januar Präsident von Nicaragua wurde. Seitdem kaufte er Stück für Stück ein bißchen Frieden. Am heutigen Freitag kehrt der Friede nun in Gänze ein im Land der Recontras und Recompas. Ein für allemal. Denn die „Einheitsfront Andrés Castro“ (FUAC), eine bewaffnete Gang ehemaliger sandinistischer Soldaten, verkauft im Norden des Landes ihr letztes, wirklich ihr allerletztes Gewehr.
Hat da jemand gelacht? Alemáns Vorgängerin Violeta Barrios de Chamorro hat fast ein Dutzend Mal das Ende aller bewaffneten Konflikte verkündet. Dabei ist die abwechselnde Ent- und Wiederbewaffnung ehemaliger Contras (Recontras) und sandinistischer Kämpfer (Recompas) längst zum fröhlich-blutigen Gesellschaftsspiel geworden. Für die Regierung sprang bei jeder Entwaffnung ein kleiner Propaganda-Erfolg heraus, für Recontras und Recompas immer eine Abfindung. War die aufgebraucht, buddelte man wieder ein paar von den versteckten Waffen aus und zog aufs Neue marodierend durch die Lande – bis zum nächsten Angebot.
Was sollte man auch sonst tun? Schließlich hätte in den achtziger Jahren das Verfassen politischer Erklärungen in Nicaragua zum Ausbildungsberuf erhoben werden können – das Vokabular, um Freiheit und Gerechtigkeit für das geliebte Nicaragua zu fordern, verbunden mit dem feierlichen Schwur, dafür bis zum letzten Atemzug zu kämpfen, beherrscht fast jeder. Und Waffen gibt es genug.
Damit soll nun Schluß sein. Sollten nach der Entwaffnung der 400 FUAC-Männer neue Banden auftauchen, so Präsident Alemán, gibt es keinen Pfennig mehr für den Frieden. Die Pistoleros sollen „wie gewöhnliche Kriminelle“ verfolgt werden. Und die werden schlimmer hausen als zuvor. Denn wenn es keine Entwaffnungsangebote mehr gibt, gibt es auch keine Abfindungen mehr. Diese Einnahmeverluste wollen erst einmal ausgeglichen sein – so ist halt die freie Marktwirtschaft. Toni Keppeler
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