■ Querspalte: Haschpiraten greifen an
Kurz nachdem dem kanadischen Snowboarder Ross Rebagliati seine Goldmedaille wieder zuerkannt worden war, die ihm zunächst wegen Marihuanakrümeln im Blut entzogen worden war, häufen sich die Meldungen in Sachen Hanf. Letzte Woche berichtete der Berliner Tagesspiegel von einer neuen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die herausgefunden hatte, daß selbst regelmäßiger Marihuanakonsum weniger schädlich sei, als der von Alkohol und Tabak. Sehr erfreulich. Verwirrend jedoch, daß sich der Tagesspiegel auf einen Artikel aus dem Wissenschaftsmagazin New Scientist berief, in dem die Untersuchung der WHO nicht nur zitiert, sondern vor allem auch bemängelt wurde, daß die Studie auf politischen Druck hin nur unvollständig veröffentlicht worden war. Was auf Druck US-amerikanischer Antidrogenorganisationen gestrichen wurde, erfährt man leider nicht.
Ein paar Tage später gab es eine Agenturmeldung, in der es hieß, daß der Tabakkonzern BAT für den Fall einer Legalisierung von Cannabis bereits Haschzigarettennamen („Red Leb“ etc.) hat registrieren lassen, was die Berliner Volkszeitung B.Z. zu alarmierenden Aufmachern inspirierte. Während der erste noch phantasielos vor Hasch im Automaten warnte, ist der zweite, in dem von den Aktivitäten einer „drogenpolitischen Guerilla“ berichtet wird, die in allen öffentlichen Parks Berlins tonnenweise Hanfsamen gesät hätte, irgendwie völlig großartig: „Hasch-Piraten greifen Berlin an“. Bevölkerung in Panik, Regierung kommt doch nicht; „da hört jeder Spaß auf“, so ein CDU-Vertreter. Sowohl die Aktivitäten der Hanffreunde als auch der Aufmacher seien vermutlich auf Haschkonsum zurückzuführen, findet Freund M. und erklärte mir danach die Philosophie Odo Marquardts. Dessen bekanntester Satz: Die Philosophen hätten die Wirklichkeit bislang nur verändert, es kömme darauf an, sie verschieden zu interpretieren, sei jedenfalls reinste Hascherphilosophie. Detlef Kuhlbrodt
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