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■ QuerspalteMänner mit Hut

Der Frauentag ist vorbei, jetzt ist wieder internationaler Männertag, mit verlängerten Öffnungszeiten vom 9. März 1998 bis 7. März 1999. So ein Männertag zeichnet sich unter anderem durch folgendes aus: Nach einer Umfrage des Automobilclubs ACE fühlt sich die Mehrheit der 50 weiblichen Bundestagsabgeordneten von männlichen Verkehrsrüpeln belästigt. Rund ein Drittel der befragten Würdenträgerinnen attestierte den Männern hinterm Steuer ein rücksichtsloses Fahrverhalten: Sie drängelten und überholten rechts, sie nähmen ihnen die Vorfahrt und seien aggressiv.

Und was tun die derart drangsalierten Parlamentarierinnen dagegen? Schreien, auf die Hupe drücken, die Kerle ausbremsen? Nichts dergleichen. Die Antwort unserer Volksvertreterinnen nimmt uns jedwede Hoffnung, daß sie auf der Straße oder in der Politik jemals etwas ändern werden. Die Mehrheit sprach sich für schlichtes „Ignorieren“ aus. Einige gingen sogar so weit, den Verkehrsrowdies mit einer „Offensive des Lächelns“ begegnen zu wollen. Kein Wunder also, daß sie und wir zusammen mit ihnen hoffnungslos im Reformstau hängengeblieben sind. Wenn ein Problem angefahren kommt, wird es ignoriert oder angelächelt. Vorsicht! Achtung! Bitte fahren Sie mit dem Lächeln fort und rechts ran, Ihr Fraktionschef will Sie jetzt überholen.

Vergessen wir also die Politikerinnen. Vielleicht mit einer Ausnahme: Renate Blank (CSU). Die bekennende Schnellfahrerin läßt sich so leicht von nichts und niemandem überholen. Und sie hat das Problem erkannt, wenn auch noch nicht ganz präzise. Es gebe eine Gefahrenquelle, die vielfach tabuisiert und unterschätzt werde, wußte Blank dem Automobilclub zu erzählen: „Männer mit Hut sind manchmal verkehrsgefährdend.“ Was die Parlamentarierin leider verschwieg: Am schlimmsten sind Kanzler und andere Kandidaten, die sich auf ihrem eitlen Haupte zwölf Ehrendoktorhüte übereinanderstapeln. Wie Fang-den-Hut-Männchen. Da ist dann wirklich kein Durchblick mehr. Ute Scheub

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