■ Querspalte: War Egon Krenz gedopt?
Wenn die hinterhältigen Westjournalisten ein dankbares Opfer zum Vorführen brauchen, richten sie ihre Objektive auf Egon Krenz, diesen erwartungsgemäß „Klassenjustiz“ mumpfelnden Politbürogartenzwerg. Brav apportiert er die Stöckchen, die man ihm zuwirft: daß die „westliche Siegerjustiz“ an ihm ein Exempel statuieren wolle, wie gemein das sei, und was der Osten noch alles als mutiges Kommunisten-Bekenntnis mißversteht, welches die Junge Welt als Kampfblatt der SED-Altkader veröffentlichte.
Beim gerade stattfindenden Doping-Prozeß gegen DDR- Trainer sieht Krenz ebenfalls „die Siegerjustiz“ am Werke, die „uralte Rechnungen“ begleichen würde, weil die DDR- Athleten dem Westen die Medaillen weggeschnappt hätten. Demgegenüber wirkt selbst die FAZ wie ein Hort der Aufklärung, denn ihr war zu entnehmen, daß ehemalige DDR- Sportler die Klage bei Gericht einreichten, weil sie fürs Medaillen-Einfahren mit Anabolika abgefüttert worden waren und nachweislich Schaden nahmen.
Krenzens glatte Falschnachricht hingegen bestätigt bloß die Ossis in ihrem „Wir sind belogen und betrogen worden“- Weltbild, und selbst die betuliche Zeit nahm sich die Freiheit, auf diesen grandiosen Propagandaquark hinzuweisen, indem sie ihn dokumentierte. Egon Krenz hatte sich da als langjähriger Leiter der ND-Sportredaktion ausgegeben und unter dem Pseudonym Klaus Huhn (Achtung! Dies war eine satirische Bemerkung!) eine Tirade darüber verfaßt, daß „West- Richter jetzt ihre schwachen Sportler rächen“ würden und „breite Narben in den Gemütern“ hinterließen... Es müssen Narben von Autobahnbreite sein, mit denen die Gemüter der Ossis gepflastert sind. – „Hier geht es nicht um Doping, sondern um Revanche, weil der DDR-Sport besser war“, sagte Egon Krenz. Er muß es wissen, denn er wurde selber von frühester Jugend an mit Hormonpräparaten gestopft, und es hat ihm auch nicht geschadet. Oder? Klaus Bittermann
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