■ Querspalte: Jahrtausendschwellungen
Die Talkshows haben ihr endgültiges Thema: die Potenzpille Viagra. Das große Rhabarbern über „chemische Penishydraulik“, über „Schwellkörper-Doping“ und das von den Toten wiederauferstandene „Zentralorgan des Mannes“ beginnt. Wer grob fahrlässig sein Gerät einschaltet, wird mit tattrigen Greisen konfrontiert, die über „Jahrtausendschwellungen“ dank Viagra delirieren: „Ich hatte einen Ständer, den ich mit dem Baseballschläger nicht hätte niederknüppeln können“, stimmt uns der Spiegel auf Kommendes ein. Bei Erich Böhmes „Talk im Turm“ ging's am Sonntag ungeschminkt zur erektilen Sache. Wir dokumentieren unerschrocken zentrale Aussagen der bockelharten Debatte.
Harald Bräutigam, Frauenarzt: Also der Penis muß schon eine anständige Härte haben, damit was passiert! Ina Werner, Sexbombe: Ich finde es verdammt echt schlimm. Matthias Matussek, Spiegel: Feministisches Geschnatter! Bräutigam: Also mit so einem zusammengesunkenen Ding... Werner: Es ist verdammt echt schlimm, daß erst ein Mann einen Pups läßt, bevor sich die Wissenschaft kümmert. Matussek: Die phallische Waffe kehrt zurück! Böhme: Höher, weiter, härter, tiefer, länger! Werner: Wir müssen Vertrauen schaffen ins Kuschlige. Bräutigam: Also ich war kürzlich bei der Frau eines schönen schwarzen Emirs, eine Studienrätin aus Bad Oldesloe. Böhme: Wir geraten in eine chemisch-mechanische Welt hinein. Bräutigam: Also dieser Emir in Nigeria hat Nebenfrauen! Gaby Hauptmann (Feministin): Halbstarke könnten das einwerfen und sich dann draußen ihre Opfer suchen. Matussek: Feministisches Geschnatter. Böhme: Das hat doch alles nichts mehr mit Liebe zu tun. Matussek: Es ist Zeit für ein Time-out. Nach 30 Jahren Frauenförderung brauchen wir 30 Jahre Männerförderung. Werner: Männer müssen sich auch mal fallenlassen. Matussek: Mann und Frau sind einfach sehr unterschiedlich, und ich wünsche mir, daß es so bleibt.
Dokumentation: Manfred Kriener
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