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■ Gewonnen! Drei Mark!

Aus. Ende. Vorbei. Der hauptstädtische Wahlbürger hat gesprochen. Nicht besonders einfallsreich zwar – man wählte eher opportunistisch bis populistisch – aber immerhin und außerdem auch gefühlvoll: Momper weinte in sein weisses Kapitulationstaschentuch, Diepgen grinste; der Gesichtsausdruck seiner Frau Monika („Moni“) hatte etwas böse-agressiv-asozial Triumphierendes. So was sieht man selten im Fernsehen. So war der Wahlabend, an dem ich drei Mark wegen guter Tipps gewann. Schön auch, daß Özcan Mutlu, der grüne Kandidat für Kreuzberg 3, ein Direktmandat errang. Allerdings schade, dass nun die schönen „Ich bins Mutlu“-Plakate verschwinden. In meinem Stammlokal hing ein gebasteltes Vögelchen von der Decke. Auf dem Vögelchen stand: „Ich bins Mutlu“. Das wird auch zu seinem Erfog beigetragen haben.

Wie die anderen abgeschnitten haben, ist leider noch nicht bekannt. Ich meine damit nicht die FDP, deren schöne Slogan „Arbeiter im Mittelstand wählen FDP“ anrührend daherkam. Sondern „die Grauen“ und die „KPD-RZ“. Der Wahlkampfspot der „Grauen“ hatte mir nämlich am besten gefallen. Da saßen zwei Männer. Der eine war so ein jovialer Jungspunt Anfang 50 und sagte viele hastige Sätze, die er immer mit „ist auch alles finanzierbar“ endeten. Der andere, ein würdiger Herr um die 70, schaute nett und schwieg. Hätte der junge Wilde nicht am Ende gesagt, „unsere Kandidaten sind zwischen zwischen dreißig und sechzig“, hätte ich die „Grauen“ gewählt, weil es schön wäre, wenn mehr Greise im TV wären. Hätte, wäre, wenn und aber. Auch die Kreuzberger KPD-RZ hat ihr Ziel verfehlt. „Ein Ergebnis unter 50% wäre eine Schande für Berlin“, hatte ihr stellvertretender Vorsitzender Riza Cörtlen getönt. Das hat nicht geklappt. Allerdings sind die Briefwahlstimmen noch nicht ausgezählt. Detlef Kuhlbrodt

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