Querspalte:
hintze@hölle.de
Sie wollen keine Berichte über Anderkonten, Schmiergelder oder Freiflüge mit Koksschmugglern mehr lesen? Nichts davon findet sich auf der Komm-zu-Jesus-Homepage der Universität Oldenburg. Die Computerchristen aus dem Niedersächsischen präsentieren im Netz ein Zitat von Martin Luther: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Damit ist alles gesagt seitens der Jungtheologen. Wir sind gefeit vor der Versuchung der Korruption. Von wegen! Jetzt hat es auch einen der Ihren erwischt.
Peter Hintze hätte bestimmt gerne bei der Komm-zu-Jesus-Homepage mitgearbeitet. Bis Oldenburg kam Student Hintze allerdings nicht, und Internet war noch unbekannt. Hintzes Büchlein „Denk mal nach mit Luther“ erschien also gedruckt und ist bis heute ein Klassiker deutscher Erbauungsliteratur. Ein guter Mensch fraglos, dieser junge Pfarrer Hintze. Er tat das, was junge, gute Menschen damals in Bonn taten, nämlich Rita Süßmuth bewundern und Bundesbeauftragter für den Zivildienst werden.
Im Mai 1992 aber trat an den jungen Mann mit bis dato reinem Herzen der Versucher in seiner leiblichsten Gestalt: Helmut Kohl. Und der machte aus dem lammfrommen Hintze einen der schwefligsten Teufel, die auf unserer Erde wandeln: einen Generalsekretär. Sein Werk war jetzt nicht länger die hohe Luther-Exegese, sondern Tankstellenkampagnen und rote Socken. Beinahe sieben biblische Jahre diente Hintze seinem neuen, falschen Herrn.
Aber: Mein ist die Rache, redet Gott, und die Seinen straft Er mit der Bild-Zeitung. „Netto-Pfarrer“ kommen bestimmt nicht in den Himmel. Hintzes ewige Seligkeit ist um 153.000 Silberlinge Sozialabgaben verspielt. Armer Sünder, wenigstens Kohls Nachfolger vergessen ihn nicht. Die CDU verwahrt laut Bild noch 76.000 Mark auf dem Treuhand-Anderkonto „Hintze“. Robin Alexander
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