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Die große Wut

Das Jahr fängt ja gut an! Jeder ist erkältet, und dann noch: diese Wut. Diese große Wut! Genauer: „Die große Benzinwut in Berlin! Super-Plus für 2,03 Mark, Diesel 1,64 - einsame Spitze bundesweit!“ (Bild) Armes Deutschland! Früher gab’s den Bund der Deutschen Milchkühe, heute sind die Autofahrer die Melkkühe der Nation. Manche überlegen sich, ihr Kind nicht mehr zum Sport zu bringen, nicht mehr mit dem Auto Zigaretten an der Ecke kaufen zu fahren, ihre Klimaanlage nur noch sporadisch zu verwenden. Lernen Dreisatz, um herauszufinden, ob sich der Umweg zur Billig-Tanke oder gleich nach Polen lohnt.

Das Tolle an der FDP ist, dass man gleich lachen muss, wenn von ihr die Rede ist. Dreimal nach dem Aufstehen laut und deutlich FDP sagen, und der Tag wird super! Nun aber im Ernst: Während die CDU um sich selbst kreist und das schön findet, während treue CDU-Kreisvorsitzende die eingetragenen Christdemokraten dazu aufgerufen haben, jeweils zehn Mark für den Großen Ehrenvorsitzenden zu spenden, damit der eine Einzelzelle kriegt und nicht mit Krenz zusammen, dient die FDP dem Bürger. Eine Stunde lang hatte sie sozusagen eine Berliner „Sprint“-Tankstelle gechartert. Dort konnte die Melkkuh der Nation am Mittwochvormittag „Sprit“ „zum Preis ohne Steuern“ (Bild) kaufen. Ein Liter Super kostete 54,9 statt 191,9! Preise wie 1978, das ja auch ein schönes Jahr war für den deutschen Fußball. Die Differenz zahlte die FDP. Hermann Otto Solms (59, FDP): „Wir wollen zeigen, wie hoch der Steueranteil am Benzinpreis wirklich ist.“ Auch die Berliner B.Z. zieht mit einer hauptstadtweiten Aufkleberaktion („BZ – Ich nehm dich mit“) gegen den „Benzinirrsinn“ zu Felde. Erst haben sie die Benzinpreise erhöht, und du hast gesagt, es geht mich nichts an. Ich bin ja kein Benzinpreis. Detlef Kuhlbrodt

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