Querspalte:
Hauptsache billig
Zum Volke spricht der Rau: „Das Mahnmal kriegt ihr jetzt für lau!“ Der Bundespräsident findet, man sollte sich von den Strafgeldern der CDU das Holocaust-Mahnmal gönnen. Dieser Vorschlag ist nur folgerichtig. Denn wenn man vom so genannten Dritten Reich die gröbsten Verbrechen abzog, dann blieb etwas übrig, von dem Oma und Opa nicht so recht wussten, wie sie es nennen sollten. Da nannten sie es einfach „Kanther“. Ein „Kanther“, das war Zucht und Ordnung ohne Krieg, das war Seitenscheitel ohne Massenmord. Und als eines Tages eine Biomasse erschien, die sich tatsächlich „Kanther“ nannte und auch noch genau so aussah, wie Oma und Opa sich dieses „Kanther“ vorgestellt hatten, da wählten sie es.
Aber das „Kanther“ ahnte im Grunde seines Herzens, dass seine Zucht, seine Ordnung und sein Seitenscheitel vielleicht doch etwas mit Krieg und Massenmord zu tun hatten. Und das tat sehr, sehr weh. Als es einmal ein paar Mark zugesteckt bekam, um noch ein bisschen züchtiger züchten, ordentlicher ordnen und akkurater seitenscheiteln zu können, da schrieb das „Kanther“ auf den Geldumschlag: „Nein, dass du so ein autoritärer Knochen bist, das hat mit dem Massenmord an unseren Verwandten rein gar nichts zu tun. Nimm unsere Moneten und mach weiter so! PS: Dein Seitenscheitel ist knorke!“
Das tat dem „Kanther“ sehr, sehr gut – doch dann kam alles raus, das „Kanther“ wurde pensioniert und seine Partei streng bestraft. Eine dicke Buße sollte sie zahlen. Aber an wen? Da fiel dem Präsidenten das Mahnmal für die ermordeten Juden ein, das man ja eigentlich irgendwann einmal bauen wollte, eventuell vielleicht, das aber, wie sich allmählich herausstellte, womöglich doch ein bisschen was zu kosten drohte. Mensch, Rau, dabei weiß doch jedes Kind: Was nix kostet, is’ auch nix! Bov Bjerg
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