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Querlegen in der Lila Pause

■ Am Weltfrauentag streikten Tausende von Frauen für Gleichberechtigung in jeglicher Hinsicht

Bonn/Berlin (AFP) – Mehrere tausend Frauen haben am Dienstag an Aktionen zum ersten bundesweiten Frauenstreiktag teilgenommen. In vielen Städten zogen Frauen mit Trommeln, Rasseln und Trillerpfeifen auf die Straße, um ihren Forderungen nach Gleichberechtigung in Politik, Beruf und Familie Gehör zu verschaffen. In Berlin legten Demonstrantinnen an mehreren Orten um 13 Uhr durch Straßenblockaden den Verkehr lahm. Die „Straße des 17. Juni“ am Brandenburger Tor wurde zum Internationalen Frauentag symbolisch in „Straße des 8. März“ umbenannt. An der Nordspitze der Insel Rügen, am Kap Arkona, und auf der Zugspitze hißten Frauen Fahnen mit der Aufschrift: „Deutschland von Norden bis Süden in Frauenhand.“ Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und unabhängige Frauengruppen hatten für mittags zu Kundgebungen unter dem Motto „Uns reicht's – Jetzt schlägt's 13“ aufgerufen. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer forderte in Bonn vor mehreren hundert Demonstrantinnen verbindliche Quoten für die Frauenförderung und die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen. Dieser 8. März dürfe nicht das Ende der Proteste sein. Die Schriftstellerin Gisela Notz vom Bonner Frauenstreikkomitee unterstrich: „Wir werden keine Ruhe geben.“ In Bonn verpackten die Demonstrantinnen das Rathaus mit einer lila Schleife. In Dortmund verließen etwa 1.500 Frauen ihre Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung, um zu demonstrieren. Im Kieler Rathaus gab es eine mehrstündige Frauenversammlung. In Bremen protestierten tausend Frauen mittags gegen Benachteiligungen. In Frankfurt am Main blockierten 500 Frauen für eine Viertelstunde die Konrad- Adenauer-Straße. In Hannover umkreisten 40 Frauen mit Fahrrädern einen Verkehrsknotenpunkt. Rund 200 nahmen dann an einer Kundgebung teil. In Potsdam hatten Frauen schon in der Nacht rund dreißig Straßen nach prominenten Frauen umbenannt, unter anderem nach Gianna Nannini, Janis Joplin und Pippi Langstrumpf. Die Haupteinkaufsmeile „Brandenburger Straße“ wurde in „Brandenburgerinnen Straße“ umbenannt. Zwei der Frauen, die die Straßenschilder mit Papierstreifen überklebt hatten, wurden von der Polizei wegen Sachbeschädigung angezeigt. Mit einem Auto- und Fahrradkonvoi durch die Dresdner Innenstadt protestierten etwa hundert Frauen gegen Frauenarbeitslosigkeit und den Abtreibungsparagraphen 218. Am Trümmerfrauen-Denkmal legten die Teilnehmerinnen ein Gebinde nieder. In Erfurt begann der Frauenstreiktag mit einem Trommelfeuer. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) unterstützte die Protestaktionen. „Es geht nicht ohne Widerstand“, sagte sie im WDR. „Die Lage ändert sich nur, wenn Frauen sie selbst ändern wollen und dafür auch eintreten, daß sich etwas verändert.“ Seite 4

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