: Qualität auf dem Prüfstand
Ranking ethisch-ökologischer Fonds: Das Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft hat Anbieter unter die Lupe genommen. Viele interessierte Anleger wissen oft nicht, wie sie Nachhaltigkeitsfonds bekommen und wo sie kompetent beraten werden
„Hallo, mein Name ist Peter Schmidt, und ich würde gerne 5.000 Euro in Ihren Ökofonds investieren.“ So oder so ähnlich begannen die Telefongespräche, die die Mitarbeiter des imug in Hannover „undercover“ mit etwa 40 Fondsgesellschaften führten, um deren Beratungsqualität zu testen.
Der Anlass dieser Telefonate ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt. In diesem Rahmen nimmt das Institut Markt-Umwelt-Gesellschaft (imug) die in Deutschland zugelassenen Fonds mit ethisch-ökologischen Kriterien genauer unter die Lupe. Dabei werden die Bereiche Research-, Informations- und Servicequalität der einzelnen Fonds anhand von Befragungen und so genannten Service-Checks untersucht und beurteilt. Denn viele interessierte Anleger wissen nicht, wie sie Nachhaltigkeitsfonds bekommen, wo sie kompetent beraten werden und woran sie Qualitätsprodukte erkennen. Die erhobenen Informationen zum Ranking werden derzeit anhand eines Kriterienrasters bewertet. Dabei wird nicht nur jedem einzelnem Kriterium ein bestimmtes Gewicht verliehen, sondern auch den einzelnen Bereichen.
Mit „Researchqualität“ ist hier die Vorgehensweise der Analysten bei der Untersuchung von Unternehmen gemeint, die in das Portfolio mit aufgenommen werden sollen. Das zentrale Untersuchungsziel dieses Bereichs ist es, den Umfang und die Unabhängigkeit des Unternehmensresearch zu analysieren und zu bewerten: Inwieweit wird den in Frage kommenden Unternehmen tatsächlich auf den Zahn gefühlt? Werden lediglich Drittanalysen als Entscheidungsgrundlage genommen, oder wird das Unternehmen sogar vor Ort besucht? Besitzt das Fondsmanagement einen unabhängigen Beirat, der über die Einhaltung der Anlagekriterien wacht, oder führt der Fondsmanager die Analyse selbst durch? Die ersten Ergebnisse zeigen ein durchaus positives Bild, denn viele Fonds konnten in diesem Bereich erstaunlich gut punkten. Kein Fonds hat jedoch die maximal erzielbare Punktzahl bekommen.
Die „Informationsqualität“ beschreibt die Aussagekraft der von den Fonds bereitgestellten Informationen. Ethisch-ökologisch orientierte Anleger sind besonders kritisch bei ihrer Anlageentscheidung; das haben Untersuchungen gezeigt. Aus diesem Grund enthält der an die Fondsgesellschaften versandte Fragebogen nicht nur einen Fragenkomplex zur Research-, sondern auch einen zur Informationsqualität. Schließlich trägt die Informationspolitik zur Glaubwürdigkeit der Ökofonds bei. Nicht jeder informiert gleich gut und gleich offen über seine Anlagepolitik. Das ist kein Wunder. Gibt das Fondsmanagement zu viel über den Researchprozess preis, ist es ein Leichtes für eventuelle Konkurrenten, den Fonds zu kopieren. Werden aber zu wenige Informationen nach außen transportiert, wird der Fonds unglaubwürdig.
Für den Anleger ist die Qualität der Information entscheidend, nicht deren Menge. Deshalb ist es auch von zentraler Bedeutung, was die Fonds über sich offen legen und ob dem Anleger beispielsweise auch einsichtig erklärt wird, warum ein bestimmtes Unternehmen in dem Fonds auftaucht, aber andere Unternehmen derselben Branche nicht. Hier gibt es große Unterschiede bei der Bewertung der Informationsqualität. Während nur wenige Fonds quasi ihr gesamtes Fondskonzept offenbaren, gibt es andere Fondsgesellschaften, die nicht viel mehr als ihren Namen verraten.
Das imug wollte sich nicht einzig auf die Informationen der Fondsgesellschaften verlassen. Darüber hinaus wurden die Beratungsqualität am Telefon und das Angebot auf den einzelnen Unternehmenshomepages auf Herz und Nieren geprüft. Hier wurde nicht nur quergecheckt, ob die im Rahmen des Fragebogens getroffenen Aussagen der Wahrheit entsprechen. Im Fokus dieser „Service-Checks“ standen deswegen so genannte Homepage-Checks und Mystery-Calls. Bei den Homepage-Checks wurden die Unternehmenshomepages auf ihre Bedienerfreundlichkeit und ihren Inhalt hin geprüft. Leitfragen waren dabei: Wie schwierig ist es für einen potenziellen Anleger, an geeignete Informationen zu gelangen? Muss er sich durch verworrene Unterebenen kämpfen, oder genügt ein Klick, um an einen Download zu kommen? Die Ergebnisse unterscheiden sich sehr stark. Während es einigen Fonds gelang, hier sogar die Maximalpunktzahl zu erreichen, gab es andere, deren Homepage den Tester derart verwirrte, dass es schon bis zu einer halben Stunde dauerte, um an Basisinformationen wie zum Beispiel Kontaktadressen zu gelangen.
Bei den Mystery-Calls gaben Mitarbeiter sich telefonisch als Anlageinteressenten aus, die bereit seien, 5.000 Euro in den Fonds zu investieren, aber noch weitere Informationen benötigten. Ein Bewertungskriterium in diesem Bereich war beispielsweise die Kompetenz des Ansprechpartners: Wird der Anrufer tatsächlich informiert, oder wurde er mit dem Hinweis, dass keine telefonischen Beratungsgespräche durchgeführt werden, abgewimmelt? Beides ist durchaus vorgekommen.
Die Bewertungen in diesem Bereich der Servicequalität fallen jedoch weit auseinander: Während einige Gesprächspartner „aktive Kundenabwehr“ betrieben und jegliche Information verweigerten, gaben andere bereitwillig in langen Gesprächen Auskunft.
Am Ende der Untersuchung wird es ein Ranking der untersuchten Fonds geben. Da die Untersuchungen noch im Gange sind, gibt es aktuell noch keine endgültige Rangfolge. Das Endergebnis wird in einer Studie Ende November veröffentlicht. Eine Grundtendenz ist schon nach jetzigem Informationsstand absehbar: Es wird wahrscheinlich eine dicht beieinander liegende Führungsgruppe der etablierten Fonds geben. Diese sollten sich aber nicht auf Ihren Lorbeeren ausruhen. Zum einen ist es einigen kleineren Gesellschaften gelungen, den Anschluss zu halten und ein gutes Konzept auf die Beine zu stellen. Zum anderen haben mehrere Fondsgesellschaften noch gute Produkte in der Pipeline und warten nur auf einen günstigen Moment, um auf den Markt zu kommen.
UWE GRAZEK, KIREIN FRANCK
Die Autoren sind Mitarbeiter des Instituts Markt-Umwelt-Gesellschaft.
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