Qualenquellen kreuz&quer

■ Wer ist schuld am Inferno am Wannsee?

Daß das Wannseespektakel des Duo Infernal Bauernfeind und Rupprecht eine Pleite ist, wurde spätestens am letzten Sonntag, als sowohl die gute Presse als auch 26.809 der erwarteten 30.000 Zuschauer ausblieben, jedem klar. Die Frage ist jetzt nur noch, wie man die Pleite verwaltet bzw. wen man dafür verantwortlich machen kann. Da es für den ohnehin stets verlustzuweisenden Senat, für den die Sache erledigt ist, wenn er seine 1,3 Millionen Zuschuß abgeschrieben hat, gar keine Pleite geben kann, sondern nur in der Privatwirtschaft, sprich bei der fürs Projektmanagement mit Gewinn- und vorallem Risikobeteiligung in Höhe von 1,4 Millionen beauftragten Werbeagentur Flaskamp. Dieser droht mittlerweile ein Verlust von 200.000 DM, während der paradiesische Maximalgewinn von 400.000 DM noch nicht einmal mehr aus der Tiefe des Raumes winkt.

Schuld an allem sei nicht die poetelnde Kunst, von der Antonius Flaskamp immernoch überzeugt ist, auch nicht das kontraproduktive Spiel der Elemente, vor allem des Wassers, das oft vom Himmel fallen wollte, sondern die bösartige Berichterstattung des ohnehin seit einiger Zeit senatskulturpolitisch vergräzten 'Tagesspiegel‘, der, wie Flaskamp betont, fälschlicherweise finsteren Filz in der Verflechtung des ebenfalls beteiligten und, laut Flaskamp, keineswegs bevorzugten Privatsenders „Radio in Berlin“ und Flaskamp ausmachen wollte und ferner auch nicht müde würde, ganz modisch und ebenso falsch von „mit Staatsknete abgesicherten Firmen“ zu schreiben, um gleichzeitig edles „bürgersinniges“ klassisches Sponsorentum zu loben. Flaskamp: „Wer will schon auf die VIP-Terrasse, wenn die einen Boden aus Filz hat?“ Sauer ist Flaskamp aber auch auf den Kultursenat, der sich deswegen von diesem privatwirtschaftlichen Finanzierungsmodell distanzierte.

Um das gescheiterte Unternehmen doch noch zu retten, sind allerdings auch im sogenannten „künstlerischen Bereich“ Verbesserungsmaßnahmen ergriffen worden. Seit gestern ist das Feuerwerk um das Doppelte vergrößert worden, und Herr Bauernfeind stimmt vorher über schmeichelndes Tonband 1,54 Minuten lang die versprengten Fans auf Sternenstaub, Wind und himmlisches Kind ein.

Gabriele Riedle