Quälerei für Mastkaninchen: Zum Hoppeln ist kein Platz

Eier gibt es längst von glücklichen Hühnern. Vorschriften für die artgerechte Haltung von Kaninchen dagegen fehlen. Gibt es da noch den korrekten Braten?

Müssen oft mit der Fläche eines DIN-A4-Blatts auskommen: Mastkaninchen. Bild: dpa

Zum Osterfest freut sich so manch einer auf den leckeren Kaninchenbraten. Doch Tierschutzverbände schlagen Alarm: Die meisten der in Deutschland jährlich verspeisten rund 25 Millionen Kaninchen müssen unnötig leiden, bevor sie auf den Tellern landen. "Die typische Haltung der Mastkaninchen ist mit der von Legehennen in Käfigbatterien vergleichbar", so der Deutsche Tierschutzbund. Das gelte sowohl für in Deutschland gezüchtete als auch für aus dem Ausland importierte Kaninchen.

Die bewegungsfreudigen Nagetiere brauchen viel Platz zum Herumhoppeln oder Springen. Auch an Rückzugsbereichen, Einstreu und Nagematerial sollte es nicht mangeln. Doch in der industrialisierten Mastkaninchenzucht bieten die in mehreren Etagen übereinandergestapelten Drahtkäfige den zu mehreren zusammengepferchten Tieren kaum Bewegungsmöglichkeiten. Pfotengeschwüre, Gelenkprobleme und Skelettdeformationen sowie Verhaltensstörungen sind nach Angaben von Tierschützern die Folgen.

Um die Kaninchen in kürzester Zeit möglichst fett zu bekommen, setzten die Züchter auch auf künstliche Dauerbeleuchtung und Mastfutter, das bei den Langohren Verdauungsprobleme und Entzündungen hervorrufe, so Vertreter von "Kaninchenmast, nein Danke!". Zu dem Aktionsbündnis haben sich auf Initiative des Deutschen Tierschutzbüros aus Köln rund 50 Tierschutzverbände und -gruppen zusammengeschlossen. Seit Anfang April sammeln sie Unterschriften für die artgerechte Haltung von Mastkaninchen.

Für die Tierschützer ist es ein Skandal, dass es für die Haltung von Mastkaninchen weder in Deutschland noch europaweit einheitliche Mindeststandards gibt. Mitte März forderte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem Antrag, die Bundesregierung solle in der für Deutschland geltenden Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung artgerechte Mindesthaltungsvorschriften definieren. Eine Forderung, die auch die Bundestierärztekammer unterstützt. Die Verordnung gilt zwar grundsätzlich für alle Nutztiere, Anforderungen an die Haltung werden aber nur für Kälber, Schweine, Legehennen und Pelztiere definiert.

"Ein bisschen was hat sich durch unsere Kampagne schon bewegt", freut sich Ingo Schulz vom Aktionsbündnis. So habe der EU-Ausschuss des Bundesrats der Bundesregierung empfohlen, sich in Deutschland und auf EU-Ebene für eine klare Haltungsverordnung einzusetzen.

Dass das neue Gesetz bald kommt, glaubt Schulz nicht. Auch eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erklärt, mit einem Gesetzesentwurf sei frühestens in der nächsten Legislaturperiode zu rechnen.

Tier- und Verbraucherschützer fordern indes nicht nur artgerechte Haltungsvorschriften, sondern auch eine klare Herkunftskennzeichnungspflicht für Kaninchenfleisch sowie statistische Erhebungen, wie viel Fleisch jedes Jahr von woher nach Deutschland importiert wird. Bisher können die Verbände das nur grob schätzen. Ein Fünftel des Kaninchenfleischs stammt demnach aus Importen vor allem aus Frankreich, China und Osteuropa.

Denjenigen, die nicht auf ihren Kaninchenschmaus verzichten wollen, empfiehlt Schulz Kaninchenfleisch aus zertifizierten Biobetrieben. Von den Selbstverpflichtungen, die sich die Gütergemeinschaft Ernährung GGE gegeben hat, hält er nicht viel. Dahinter steckten die Privatwirtschaft, die Supermarktketten und der Handel. "Jedes Kaninchen soll demnach Platz haben, der ungefähr einem DIN-A4-Blatt entspricht. Das ist ein Stück weit Verbraucherbetrug."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.