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Q U E R S P A L T E Nationales Kulturgut

■ Nur ein toter Käfer ist ein guter Käfer

Zwei Millionen Käfer sind akut in Gefahr; Zoologen schreien nach sofortiger staatlicher Intervention. Den Flugtieren drohen nicht Insektizide, Klimaschocks oder anderes ökologisches Ungemach, tot sind sie eh schon lange, sondern die geballte Finanzkraft schweizerischer Insektenfanatiker. Nachdem die Tierfreunde der Chemie–Metropole Basel bekanntlich mit Fischen und anderem Wassergetier in der jüngsten Vergangenheit eine eher unglückliche Hand bewiesen hatten, konstituierte sich dort ein eingetragener Verein „Käfer in Basel“. Vereinsziel: Kauf und Überführung der Käfer des Münchner Industriellen Georg Frey. Dessen Käfersammlung ist mit zwei Millionen Exemplaren die größte private Flugi–Kollektion der Welt. Der profitable Deal mit der Witwe des Käfersammlers war so gut wie perfekt, da registrierten Zoologen des Freistaates den drohenden Verlust. Ein von der Zoologischen Staatssammlung in München zunächst geltend gemachtes Vorkaufsrecht entbehrte jeder Paragraphen–Grundlage. Diese hat sich im „Gesetz zum Schutz deutschen Kulturguts gegen Abwanderung“ aus dem Jahr 1955 gefunden. Würde das tote Geschmeis, wie nun beantragt, vom bayerischen Wissenschaftsministerium als nationales Kulturgut identifiziert, dürfte es nicht mehr ausgeführt werden. Bis zur endgültigen Klärung stehen die Käfer jedenfalls schon mal unter Arrest. Insider munkeln, mit der Einleitung der komplizierten und langwierigen juristischen Prozedur setze das Museum in Wirklichkeit auf eine biologische Lösung des Konflikts: auf Zeitgewinn. Witwe Frey ist 86 Jahre alt. Thomas Scheuer

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