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Putsch im Pazifik

Nach Fidschi droht jetzt auch den Salomonen-Inseln ein gewaltsamer Umsturz. Hier sind ebenfalls ethnische Spannungen der Hintergrund

von MARTIN BOTH

Ermutigt durch den Putsch auf den benachbarten Fidschis versuchen seit gestern auch auf den Salomonen-Inseln Rebellen die Regierung zu erpressen. In der Nacht zum Dienstag plünderte eine paramilitärische Einheit die Waffenkammern der Polizeistationen in der Haupstadt Honiara und stellte den Premier der Salomonen unter Hausarrest.

Die Einheit besetzte zentrale Regierungseinrichtungen sowie das Telekommunikationszentrum und richtete Straßensperren ein. Außerdem verkündeten die Rebellen die Einstellung des Luftverkehrs und eine Ausgangssperre. Nach Berichten der australischen Radio- und Fernsehstation ABC haben die Rebellen der Regierung ein Ultimatum bis gestern Nacht gestellt. Sie fordern den Rücktritt des Premiers und Entschädigung für die Verluste, die der malaitanischen Volksgruppe bei der Vertreibung von der Hauptinsel der Salomonen, Gualdalcanal, durch Milizen der Ureinwohner entstanden sind.

In den vergangenen zwei Jahren war auf Gualdalcanal ein ethnischer Konflikt eskaliert. Die Salomonen umfassen eine Reihe vulkanischer Inseln östlich von Papua-Neuguinea. Drei Viertel der 400.000 Salomonen leben auf der Insel Gualdalcanal. Deren Einwohner stammen zu 75 Prozent von der Nachbarinsel Malaita. Großbritannien warb die Malaitaner nach dem Zweiten Weltkrieg für Arbeiten in den Plantagen, den Minen und der damaligen Kolonialverwaltung an. Als die Malaitaner Gualdalcanal und seine Ressourcen zunehmend in ihren Besitz brachten, gerieten sie in Konflikt mit den Ureinwohnern der Insel. Diese – in traditionellen, dörflichen Klans organisiert – hatten Schwierigkeiten, ihre Rechte zu vertreten.

Vor zwei Jahren brach die Unzufriedenheit über die Benachteiligungen in einem Kleinkrieg bewaffneter Banden der Ureinwohner gegen die Malaitaner aus. Mord, Plünderungen und die ständige Gewalt veranlassten 30.000 Malaitaner, ihren Besitz auf Gualdalcanal zu verlassen und in die Heimat zurückzukehren. 5.000 Malaitaner leben in Flüchtlingslagern in Honiara. 60 Tote hat der Steit bisher gefordert.

Vor einem Jahr formierte sich unter den Malaitanern eine eigene Miliz, die Malaita Eagle Force, mit guten Verbindungen zur Polizei. Es ist diese Gruppe, die gestern den Premier festsetzte. Die Regierung hatte 1999 in einem Vertrag die Ansprüche der Ureinwohner auf ihr Land anerkannt, weigerte sich aber, die vertriebenen Malaitaner dafür zu entschädigen. Seit einem Jahr versuchen die Salomonen mit Hilfe der UNO und des Commonwealth eine Lösung für den Konflikt zu finden. Erst Anfang Mai war ein erneuter Verhandlungsversuch gescheitert.

Der australischen ABC zu Folge steht das Land seit Wochen an der Schwelle zu einem Bürgerkrieg, ähnlich dem auf Papua-Neuguinea und Bougainville.

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