Pulitzer-Preis in den USA: #MeToo räumt ab
Der wichtigste US-Preis für Journalismus geht unter anderem an die „New York Times“ und den „New Yorker“. Auch der Rapper Kendrick Lamar wird geehrt.
Die „Times“ und die „Post“ erhielten die Auszeichnung in der Kategorie Berichterstattung über das Inland. Ausgezeichnet wurden die beiden Tageszeitungen für ihre Artikel über die Ermittlungen in der Russland-Affäre und mögliche Kontakte zwischen US-Präsident Donald Trumps Wahlkampfteam und Moskau. Trump hat die Ermittlungen als „Hexenjagd“ bezeichnet.
Die „Times“ und die Zeitschrift „New Yorker“ wurden zudem in der Kategorie Dienst an der Öffentlichkeit geehrt – für ihre Berichterstattung über mutmaßliche sexuelle Vergehen des Hollywood-Moguls Harvey Weinstein. Dutzende Frauen werfen diesem vor, seine Machtposition ausgenutzt, sie sexuell belästigt oder sich an ihnen vergangen zu haben.
Eine Sprecherin von Weinstein sagte, die Gründerin der sogenannten #MeToo-Bewegung bekomme irgendwann hoffentlich genauso viel Anerkennung wie die Journalisten, die 2017 über die Vorwürfe berichtet hatten. Die Aktivistin Tarana Burke hatte das Hashtag #MeToo bereits vor Jahren benutzt, um die weite Verbreitung von sexuellem Missbrauch in der Gesellschaft aufzuzeigen.
Ein Kolumnist aus Alabama und die „Washington Post“ wurden für ihre Berichterstattung über den Republikaner Roy Moore ausgezeichnet. Er war während eines Rennens um einen US-Senatssitz im vergangenen Jahr wegen sexuellen Fehlverhaltens unter Druck geraten. Als Reaktion auf die Ehrung erklärte Moores Ehefrau über Facebook, wenn Journalismus zu einem politischen Instrument werde, um jemanden zu Fall zu bringen, sei dies eines Preises unwürdig.
Bruch mit jahrezehntealter Tradition
Die Pulitzer-Jury brach am Montag mit jahrzehntealten Traditionen, als sie statt üblicherweise Künstler aus Klassik oder Jazz Rapper Kendrick Lamar auszeichnete. Dessen Album „Damn.“ sei eine „virtuose Songsammlung“, die das „moderne afroamerikanische Leben“ abbilde, hieß es zur Begründung.
In seinen Texten thematisiert Lamar unter anderem den Alltag der schwarzen Minderheit in der US-Gesellschaft und Polizeigewalt. Sein Rap machte ihn zur Stimme seiner Generation, einen Anführer im Hip-Hop, der auch Fans in der Rock-, Pop- und Jazz-Szene hat. Für internationale Hits arbeitete er bereits mit U2, Taylor Swift, Imagine Dragons, Rihanna und Beyoncé zusammen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung