: Pubertät in Halfaouine
Bei französischen Regisseuren ist es ein heißgeliebtes Dauerthema: die Pubertät. In unzähligen melancholischen Streifen haben Filmemacher wie Rohmer oder Truffaut ihren schmerzvollen Abschied von der Kindheit reflektiert. Dagegen hat der tunesische Regisseur Ferid Boughedir nun einen mit leichter Hand inszenierten Film gedreht, der ohne den schmotzigen Pathos der großen Klassiker auskommt.
Halfaouine, so der Titel, ist ein arabisches Stadtviertel in Tunis. Hier findet das Leben auf der Straße statt, wird jeder Familienkrach zum öffentlichen Ereignis. Doch die intimen Räume der
Sexualität sind einem strengen Moralkodex unterworfen. Deshalb hat es der zwölfjährige Noura nicht leicht: Gestern noch durfte er als kleiner Junge mit den Frauen ins Dampfbad gehen, heute wird er wegen seines „erwachsenen“, sprich: lustvollen Blickes hinausgejagt. Langsam muß er entdecken, was es mit dem anderen Geschlecht auf sich hat.
Noura verdingt sich als Kurier von Liebesbotschaften und plaudert oft mit seinem Vorbild, dem Schuster. Dessen freche Lieder bringen ihn bald in politische Schwierigkeiten. So wird die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen im arabischen Tunis zum zweiten Schwerpunkt des Filmes. Mit blitzendem Humor setzt Regisseur Bougedir seine Bilder zu einer Geschichte zusammen, an deren Ende Noura zum Manne geadelt wird.
Halfaouine steht in der Tradition des cinema beurre, das sich von seinen französischen Vorbildern freischwimmt und auf eine eigene, arabische Identität verweist. Der Film läuft, dem Verleih sei dank, als Original mit Untertiteln. rk
Zeise Kino 3, 17.45 und 22.30 Uhr
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