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Prüsses antirassistische Hafenrundfahrt

Gratistour für Flüchtlinge als Wiedergutmachung  ■ Von Elke Spanner

Käpt'n Prüsse ist betroffen. Fehler macht jeder, das ist mensschlich, aber dass ausgerechnet er in Misskredit gebracht wurde, das hat er nicht verdient. Längst hat er den Mitarbeiter rausgeworfen, der im Oktober Gäste einer Hafenrundfahrt mit rassistischen Sprüchen verärgert hatte. Und um gut zu machen, was noch gut zu machen ist, lud er die Flüchtlingskinder von den Wohnschiffen in Neumühlen ein, über die jener Mitarbeiter sich abfällig ausgelassen haben soll. Rund 40 Kinder und Erwachsene schipperten gestern auf Prüsses Barkasse durch den Hafen.

Und sind glücklich. Die Elbe kennen sie natürlich, besser als vielen lieb ist, die oft monatelang auf den Wohnschiffen leben müssen. Aber der Hafen, das ist noch mal etwas anderes. Drei BetreuerInnen sind mitgefahren, allein schon um zu übersetzen, was der Schiffsführer erläutert. Kaum hat die Barkasse abgelegt, beginnt der mit seinem ausführlichen Programm. Der Chef habe ihm aufgetragen, ordentlich was zu erzählen, wird er später der Betreuerin erklären, die ihm sagt, dass er sich die Mühe sparen kann. Niemand an Bord würde ihn verstehen.

Zwei Familien aus Afghanistan sind mitgefahren, die übrigen sind aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland und heute mit zur Hafenrundfahrt gekommen. Schick haben sie sich für den Ausflug gemacht. Die Mädchen tragen Schleifen und Tüllblumen im Haar. Die Jungs gefallen sich in der Pose des Käptn's und nehmen stolz die Plätze in den Ecken ein, wo man beide Arme lässig auf der Reling ausstrecken kann. Als der Schiffsführer auch noch Coladosen verteilt, ist die Stimmung auf dem Höhepunkt.

Den Anlass für die Fahrt haben diese Familien nicht mitbekommen. Der wurde ebenfalls auf einer Barkasse gesetzt. Ende Oktober war eine Gruppe von PfadfinderInnen auf einer Hafenrundfahrt. Die Firma „Käpt'n Prüsse“ hatten sie von der Jugendherberge vermittelt bekommen, in der sie wohnten. Nach der Hafenrundfahrt beschwerten sich TeilnehmerInnen über abfällige Bemerkungen des Schiffsführers über die BewohnerInnen der Neumühlener Flüchtlingsschiffe. Der Leiter der Jugendherberge am Stintfang bat umgehend Käpt'n Prüsse zum Gespräch, „unser Haus arbeitet schon seit vielen Jahren mit ihm zusammen“, erklärte er gegenüber der taz. Und Prüsse gelobte, den Mitarbeiter nicht weiter zu beschäftigen und seine übrigen Schiffsführer darauf hinzuweisen, dass er keine fremdenfeindliche Sprüche auf seinen Schiffen dulde. Außerdem versprach Prüsse damals, Flüchtlingskinder aus Neumühlen zu einer Hafenrundfahrt einzuladen.

„Sie können nicht ausschließen, dass sich so was wiederholt“, sagt Prüsse, „Sie kennen ja die Gesellschaft in Deutschland.“ Aber das heute, das soll sich auch wiederholen. „Ich werde mit meinem Büro sprechen“, kündigt der Käpt'n an, „dass wir noch mal eine Rundfahrt mit den Kindern machen.“

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