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Prozessauftakt gegen Nadja BenaissaDie Verhandelbarkeit des Körpers

Der Kläger belastet das ehemalige No-Angels-Mitglied schwer. Benaissa soll ihn 2004 mit HIV angesteckt haben. Sie bedauert, anderen Leid zugefügt zu haben. Die Wahrheitsfindung wird schwer.

Der Prozess als Chance, mit sich ins Reine zu kommen? Die Angeklagte Nadja Benaissa am Montag vor dem Darmstädter Amtsgericht. Bild: dpa

DARMSTADT taz | Nadja Benaissa, bis vor kurzem Sängerin der Castingband No Angels, wirkt gefasst und aufgeräumt, als sie den Saal 3 im Amtsgericht Darmstadt betritt. Ihre wallenden Haare hat sie nach hinten gebunden. Das auberginefarbene Hemd, die Jeans, das ebenmäßige Gesicht - alles wirkt klar. Die Scheinwerfer, die Kameras, die auf sie gerichtet sind, bevor der Richter den Saal betritt, hält sie aus. Nachdem sie von der Staatsanwaltschaft als HIV-positiv geoutet wurde, nachdem der Prozess eröffnet wurde, in dem ihr vorgeworfen wird, einen Mann infiziert zu haben, gibt es sowieso kein Zurück in die Anonymität.

In fünf Fällen soll Benaissa in den Jahren 2000 bis 2004 Sex mit Männern gehabt haben, ohne ihnen von ihrer HIV-Infektion zu berichten. Dies geht aus der Verlesung der Anklage hervor. Bei einem Ankläger soll es zu einer Ansteckung gekommen sein. Wer HIV-positiv ist, ist verpflichtet, dies seinem Sexualpartner mitzuteilen. Sonst gilt es als versuchte gefährliche Körperverletzung. Kommt es zu einer Infizierung ist es gefährliche Körperverletzung.

Zu Beginn des Prozesses lässt die heute 28-Jährige eine Erklärung durch ihren Rechtsanwalt Oliver Wallasch verlesen. Er liest vor, wie sie 1999 während ihrer Schwangerschaft erfährt, dass sie HIV-positiv ist. Kaum 17 Jahre alt ist sie da. Sie sei von dem Ergebnis überrascht gewesen und weiß auch nicht, wo sie sich infiziert hat. Seitdem sei sie in ärztlicher Behandlung und die Ärzte hätten ihr versichert, dass das Ansteckungsrisiko gering sei, wenn die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt.

Sie habe weitestgehend auf die Benutzung von Kondomen geachtet, aber auf Parties, mit Alkohol sei das nicht immer eingehalten worden. Sie sei, gibt sie zu, nicht sorgfältig genug mit ihrer Infektion umgegangen. Als sie dann zur Band No Angels gehörte, wurde zusätzlich Druck auf sie ausgeübt, ihre Infektion geheim zu halten, denn ein Outing, so sah es das Management, hätte das Ende der Band bedeutet. Sie habe, meint sie, auf falsche Ratschläge gehört und hätte verantwortungsvoller mit der Krankheit umgehen müssen. Dass sie anderen Leid zugefügt habe, bedauert sie.

Den Prozess betrachtet sie als Chance, mit sich ins Reine zu kommen. In der anschließenden Befragung durch den Richter wird deutlich, wie schwierig Benaissas Jugend war. Sie geht aufs Gymnasium in Langen, gerät bereits als 13-Jährige "auf die schiefe Bahn", wie sie sagt. Alkohol, Marihuana, vierzehnjährig auch Crack. Sie wird süchtig, lebt zwei Jahre auf der Straße, wird schwanger, steigt aus, wird, weil sie es will, clean, ist infiziert, bringt 1999 eine Tochter zur Welt. Per Kaiserschnitt, damit das Kind nicht angesteckt wird.

Sie redet auch über den Kontakt zu ihren Eltern. Der ist schwierig. Sie hält es da nicht lange aus. Das bikulturelle Milieu - man müsse sich das vorstellen, über Sexualität werde da nicht geredet. Benaissa ist marokkanischer Herkunft. Trotzdem kommt sie nach der Geburt wieder ins Gleichgewicht, geht auf die Abendrealschule, ist Klassenbeste und gerät 2000 vor dem Schulabschluss ins Casting. Innerhalb von wenigen Wochen ist sie Mitglied einer Girl-Group. "Dann war das Leben nicht mehr wie vorher."

Natürlich will sie Sängerin werden, ihrer Tochter was bieten - sagt sie. Die Infektion versucht sie auszublenden. Ganz einfach ist das allerdings nicht. Das Gerücht kursiert. Schon 2001 stellt ihr "eine große deutsche Zeitung" ein Ultimatum. Sie soll ein Attest ihrer Tochter vorlegen, oder ihre eigene Infektion werde öffentlich gemacht. Sie lässt sich nicht erpressen. Im Verlauf der Befragung stockt Benaissa die Stimme.

Irgendwann 2004 kommt es zum Geschlechtsverkehr mit einem Künstlerbetreuer. Eine Gelegenheitsnummer. Dabei kommt auch ihre Tante Salima Benaissa ins Spiel, die im Prozess gegen sie aussagen wird. Für diese Zeugenaussage wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Nicht so bei der Aussage des 34-Jährigen. Der erfährt 2007, dass er HIV-positiv ist. Für ihn ist klar: Sie war's. Er nennt sie bei der Befragung nur: "die junge Dame".

Der Kläger, mit gegeltem zurück gekämmten Haar und Kapuzenpulli, ist außer sich. Er will das Leid, das ihm angetan wurde "da rüber schieben". Er zeigt auf Benaissa. "Mit dem Brocken muss sie dann rumlaufen." Wieso er so sicher ist, dass sie ihn infiziert hat, bleibt an diesem ersten Prozesstag unklar. Dass er kein Abstinenzler ist, was Sex angeht, allerdings nicht. "Man trinkt was, man trifft sich." Wie oft? Strichlisten führe er nicht. Kondome? Teils, teils. Wenn Verhütung ein Thema ist, von wem geht das aus. "Ein Mann macht das schneller", sagt er. Da lacht das Publikum, das den Prozess hinter einer Glaswand verfolgen darf, auf.

Der Versuch, sich mit dem Kläger außergerichtlich zu einigen, ist misslungen, sagen die Rechtsanwälte. Der Kläger hätte 2007 bereits verlangt, dass sie sich outet und 100.000 Euro an die Aidshilfe bezahlt. Zu einem Zeitpunkt, als Benaissa, die heute ohne Schulabschlus dasteht und deren Beruf "freischaffende Künstlerin" ist, schon insolvent war. Soweit der Prozess, der gerade erst angefangen hat. Die Wahrheitsfindung wird schwierig. Ob es am Ende überhaupt eine Wahrheit gibt, ist unklar. Erkenntnisse allerdings wird es geben. Darüber, wie schwierig ein Leben für ein junges Mädchen aus multikultrellem Milieu sein kann, wie gnadenlos die Musikindustrie ist und wie verhandelbar der Körper.

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40 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • V
    vic

    Es ist eine Schweinerei wie in diesem Staat mit Vedächtigen umgegangen wird.

    Man wird als Verdächtiger, lange bevor Recht gesprochen wird, der geifernde Masse zum Fraß vorgeworfen.

    Das war bei Zumwinkel so, mit dem ich wirklich nicht symphatisiere, machte Kachelmann platt, geht mit Benaissa weiter und wird sich mit der Zeit steigern müssen.

    Das Volk verlangt nach Brot und Spielen.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    An sich ist die Namensgebung: "No Angels" durchaus aufklärerisch. So dicke hätte es allerdings nicht kommen müssen.

    Der Hinweis, dass in der weiblichen Hälfte der Menschheit durchaus auch böse Taten, Absichten und Einstellungen vorhanden sind ist bei der hoffnungslos überromantisierten Vorstellung gerade junger Männer gegenüber der holden Weiblichkeit, die durch grobfeminsistische Kollektigunterdrückungsvorwürfe noch verstärkt werden, mehr als sinnvoll. Freud zum Bespiel behauptet am Enden von zig Jahren intensivster Psychoanaylse, dass Frauen so notorisch lügen, dass man beim besten Willen keine auf Hervorholen verborgenster verdrängeter Gedanken Therapie machen kann. Unger anderem hatten ihm gut die Hälfte der Patientinnen von Vergewaltigungen durch Vater und Onkel als Kind berichtet. Er kannte die zu großem Teil.

    Das ist jetzt ebensowenig frauenfeindlcih wie der Hinweis, der Grund der Verdrängung, das tatsächlcih die religös dominierte Sexualerziehung so tut, als gäbe es keinen biologischen, hormonell bedingten Drang zur Sexualität. Die Meinung der Frauen unter- und übereinander ist oft bei weitem nicht so hoch wie die der Männer über sie.

     

    In der Erziehung wird alles verbal, als persönliche Beziehung verhandelt. Medizinische, finanzielle und andere Konsequenzen lassen aber "nicht mit sich reden".

    Dazu gehören ungewollte Schwangerschaften und HIV Infizierungen. Die Mechanik der Kondome wurde schon im 19. Jahrhundert gegen das damalige aktuelle "Aids", die Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten, erfunden. Der intellektuelle Gigant Nietzsche wurde sogar ihr Opfer.

    So wenig lassen Mikroorganismen mit sich reden.

    Ich frage mich, ob er letzte Platz letztes Jahr beim Grand Prix der No Angels etwas mit Gerüchten und ganz erstaunlichen Kommunikationsstrukturen nichtdeutscher Bevölkerungsanteile hat.

  • M
    Manuel84

    Sie hat ja bereits zugegeben trotz ihrer HIV Infektion mit mehreren unwissenden Partnern ungeschützten Verkehr gehabt zu haben und allein das ist schon strafbar. Im Verlauf des Prozesses soll übrigens ein medizinisches Gutachten vorgelegt werden, welches zeigen soll ob sie den Mann tatsächlich angesteckt hat oder nicht.

  • S
    stock

    @ alle die sagen es gehören immer zwei dazu.

    die alte WUSSTE das sie infiziert ist!!!

    wie kann man die da noch verteidigen?!

  • O
    Oliver

    Ich verstehe nicht, warum ein sachlich geschriebener Beitrag, der Nadja kritisiert, zu diesem Thema zensiert wird. Sollte ich da am Morgen des 17.08.2010 einen Nerv getroffen haben? Was trifft, das trifft auch...

  • V
    vic

    @ syss

     

    Gute Einstellung - Gute Fragen - Guter Kommentar.

  • Z
    Zementa

    @ Theo

     

    Dich mögen die persönlichen Hintergründe ja nicht interessieren, da die Sache allerdings vor einem Jugendstrafgericht entschieden wird (N.B. war zum Tatzeitpunkt teilweise noch jugendlich bzw. heranwachsend) sind die Hintergründe mitausschlaggebend, was das Strafmaß angeht. Ein Jugendrichter bezieht nämlich durchaus den biografischen Werdegang ein, um eine Sozialprognose abgeben zu können und mit der Strafe "erzieherisch" einwirken zu können.

  • S
    Stimmvieh

    Aus der Ferne ist so etwas natürlich leicht zu sagen, aber: die "Kondome schützen"-Spots liefen schon im Fernsehen, als ich noch gar nicht wusste, was ein Kondom ist und wofür man das brauchen könnte...

    Ungeachtet der strafrechtlichen Bewertung finde ich, dass bei sexuellen Kontakten zwischen Menschen, die sich bestenfalls flüchtig kennen, alle Beteiligten gleichermaßen dafür verantwortlich sind, zu verhüten. Neben HIV gibt es ja noch eine Reihe weiterer sexuell übertragbarer Krankheiten, vom Risiko einer ungeplanten Schwangerschaft mal abgesehen...

  • M
    Marcel

    Die Vorurteile, Schuldzuweisungen und die aktuelle Hexenjagd bereiten mir schon lange Kopfschmerzen! Dazu habe ich einen Kommentar auf meinem Blog veröffentlicht: http://marceldams.blog.de/2010/08/17/frage-verantwortung-9195650/

     

    Das Stichwort lautete Eigenverantwortung! HIV ist ein Problem von uns allen, nicht nur derer, die bereits infiziert sind!!!!

  • H
    Hartmut

    Vielen Dank Frau Schwab für diesen unaufregten Draufblick. Bei der ganzen medialen Vorverurteilung und Hetze eine wahrliche Wohltat.

  • G
    Gunter

    Es ist der Hammer, was unserer Jungend da von den großen Musikkonzernen als Idole und Stars verkauft wurde. Jetzt kommt die Wahrheit ans Licht und die Justiz wird hoffentlich eine hohe angemessene Strafe verhängen.

  • Z
    Zementa

    Mein Mitleid für ihn hält sich ebenfalls in Grenzen. Genaugenommen kann man ihm genauso verantwortungsloses Handeln unterstellen - immerhin hatte er im Anschluss ungeschützten Sexualverkehr mit weiteren Frauen. Gut, er "wusste" nicht, dass er hiv-infiziert ist. Wer aber ungeschützte One-Night-Stands hat - und das war es mit der Nadja ja offensichtlich - der muss damit rechnen, dass er es haben könnte, genau wie diverse andere übertragbare Krankheiten. Der Typ ist also mindestens genauso verantwortungslos.

     

    Ich bezweifle stark, dass man Nadja nachweisen kann, dass er sich bei ihr angesteckt hat. Wie denn auch?

    Sie wird eine Bewährungsstrafe wegen versuchter schwerer Körperverletztung erhalten, auch wegen den anderen Fällen.

  • M
    Mike

    Liest man in verschiedenen anderen Internet-Foren hat sich eine richtige Treibjagd in Richtung Nadja entwickelt. Aus allen Löchern kommen nun massenhaft die Moralapostel mit erhobenen Fingern. Forderungen wie "auf ewig wegsperren" und teilweise noch viel schlimmeres werden laut. Unglaublich.

    Vielleicht sollten diese Leute sich mal den Lebenslauf des Mädchens ansehen. Mit 12 Gras geraucht, mit 14 war es Crack (das sie sicherlich nicht kostenlos bekommen hat), zwei Jahre auf der Straße gelebt, mit 16 schwanger und nur wenige Jahre später plötzlich weltberühmt. Das muß man in den jungen Jahren erst einmal verkraften.

    Meiner Meinung nach ist der Typ selbst daran schuld. Er hätte für ein Kondom sorgen müssen. Laut diversen Medienberichten ist er ja vorher und nachher noch mit etlichen anderen Frauen ins Bett gehüpft und hat wohl nie Kondome benutzt. So what?

    Ich denke ich kann auch aus eigener Erfahrung sprechen. Hatte auch mal nach einer Feier ein süße hübsche Blonde im Auto sitzen. Und keine Kondome dabei. Aber es hat sich halt so entwickelt. Das Hirn hat sich (typisch Mann???) einfach ausgeschaltet - es wird schon nichts passieren. Tja und dann hat man das Abenteuer halt genossen. Zum Glück ist nichts passiert, der Test (aber auch erst nach einem Jahr) war okay. Ich denke, dass es vielen schon so ähnlich ergangen ist.

  • L
    leo

    Was kotzen mich diese saudummen Kommentare an.

    Der Kerl kann sich ÜBERALL HIV geholt haben.

    Sex ohne Kondome gehabt zu haben, heisst gar nichts.

    Ihre Viruslast war unter der Beweisgrenze! Das heisst sie konnte ihn nicht angesteckt haben! Man informiert Euch mal über HIV!

  • L
    Lulatsch

    Interessant, dass man nicht nur auf die schiefe Bahn gerät, indem man Drogen konsumiert, sondern sich auch mit der Musikindustrie einlässt. Sicherlich sind viele "Stars" verrufen und ihr tatsächliches Können fraglich. Nichtsdestotrotz kann doch eine junge Mutter eine Karrierechance ergreifen, ohne dafür irgendwo hinein zu "geraten". Gestern Popsternchen und morgen Azubi, dabei insolvent und HIV-positiv. Sind das nicht ganz normale Helden der Gegenwart? Wie weit lernt man heute, für sich realistische Chancen zu erarbeiten? Schätzt und bewertet man sich richtig ein und trägt für sich und sein Umfeld Verantwortung? Von der Straße zur Showbühne - da kann man doch nur überschnappen! Jetzt ist sie mit "der Wahrheit" konfrontiert und ich wünsche ihr alles Gute, denn sie wird für sich und ihr Kind mit vielen Fronten umzugehen haben. Diesmal hoffentlich sehr viel verantwortungsbewusster.

  • M
    Matthias

    Der Typ tut mir gar nicht leid. Jeder Depp kennt die Gefahr einer Ansteckung und sollte deshalb ein Kondo benutzen. Wenn er das nicht macht ist jede Ansteckung sein eigenes Problem.

  • J
    Journalistin-BS

    Das Erschreckende daran ist doch, dass noch immer so viele Menschen außerhalb von monogamen Beziehungen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Auch ist es ganz sicher sehr verantwortungslos gewesen, dass Benaissa nicht auf Kondome bestanden hat.

     

    Natürlich hat sie als Shooting-Star mit der Girlband unter einem besonderen Druck gestanden. Doch das ist lediglich die Erklärung, nicht aber eine Entschuldigung.

     

    Auf der anderen Seite ist fraglich, ob der Musikbetreuer sich tatsächlich bei Benaissa angesteckt hat. Diese Sorglosigkeit mit vielen Partnerinnen auch ohne Kondom ins Bett zu gehen, ist für mich unverständlich. Er kann sich mit auch bei anderen Sexualpartnern oder in anderen Situationen angesteckt haben. Sein ganzes Leid der Sängerin aufzudrücken – damit macht er es sich ein bisschen einfach.

     

    Gleichwohl: Wir kennen HIV nun schon seit den 1980-er Jahren. Warum handeln Menschen noch immer so verantwortungslos? Kennen sich nicht, gehen ungeschützt miteinander ins Bett? Vor allem, wer nicht monogam leben will, muss Verantwortung übernehmen!

  • T
    Tobias

    sie ist HIV positiv, das ist kein aids. das sie zugibt, ungeschützten verkehr gehabt zu haben, bleibt ihr hoch anzurechnen. wenn sie alles abgestritten hätte, was dann? da wäre GAR NICHTS zum beweisen gewesen!! sie hat das leben von dem typen auch nicht zerstört, der lebt nahezu unbeeinträchtigt weiter, nimmt irgendwann medikamente, nicht schön aber machbar! es gehören immer ZWEI dazu ...

  • M
    Michael

    @ Theo: Es ist HIV nicht AIDS. Das ist ein himmelweiter Unterschied.

  • MN
    Mein Name

    Kann man den Kläger eigentlich auch für "eigene Fahrlässigkeit" verurteilen?

    Natürlich ist es genauso fahrlässig von der jungen Frau trotz HIV hier und da ohne Schutz Sex zu haben/gehabt zu haben. Aber wer als Zweiter (Nicht infizierter) dieses Risiko mit eingeht, ohne zu irgendetwas gezwungen worden zu sein, der ist mindestens genauso Schuld daran, wenn er sich dann infiziert.

    Der Mann, der "das mal schneller macht" infiziert sich halt auch schneller!

  • S
    syss

    "Nachdem sie von der Staatsanwaltschaft als HIV-positiv geoutet wurde, ..."

     

    Ich finds irgendwie gruselig, dass die Staatsanwaltschaft so etwas darf. Darf die sowas?

     

    Und was ist mit der Bildzeitung? Darf die straflos erpressen? Darf man sowas?

     

    >_>

  • J
    Jens

    Sehr guter Artikel! Neben dem schweren Schicksal dieser Frau hat es mich bei folgendem Satz zusätzlich gegruselt:

     

    „Als sie dann zur Band No Angels gehörte, wurde zusätzlich Druck auf sie ausgeübt, ihre Infektion geheim zu halten, denn ein Outing, so sah es das Management, hätte das Ende der Band bedeutet.“

     

    Aus diesem Satz lässt sich nämlich ablesen, auf was für eine faschistoid-gereinigte Kunstwelt der Popkonsument zurückgreifen will. Das liegt sicherlich markant auch am Genre „Pop“, aber ich unterstelle, dass es auch dem Zeitgeist entspricht. In den 80ern hätte man die HIV-Infektion eines Stars sicherlich anekdotisch verwertet, was dem Kult des Künstlers nicht notwendigerweise abträglich gewesen wäre. Eklig, das Ganze.

  • MH
    Michi Hartmann

    Tja, tiefes Mitleid für den Herrn kann ich aber leider auch nicht empfinden. Wer in einer hochpromiskuitiven und drogenverseuchten (Alkohol ist auch eine Droge, und zwar eine harte und gefährliche!) Szene als Künstlerbetreuer - der vielleicht auch etwas über den Background inklusive Drogenvergangenheit usw. der zu betreuenden Künstler weiss - sein bestes Stück ungeschützt irgendwo hinein steckt, muss sich nicht wundern, wenn er sich was einfängt. Zumindestens hat er ja wohl einen ziemlichen Anteil an seiner Infektion, wer verantwortlich mit seinem Körper umgeht, benutzt eben in so einer Situation ein Kondom. Wer sich aber nach dem Motto "no risk, no fun" verhält, braucht nachher auch nicht zu heulen und anderen die komplette Schuld zuzuweisen.

     

    Sicher war Benaissas Verhalten unverantwortlich, aber vielleicht hat der Herr sie ja auch unter Druck gesetzt, so von wegen Besetzungscouch, vielleicht wollte sie nicht als "uncool" gelten, den Ansprüchen als super Partygirl genügen und dabei auch eben dem Anspruch der Firma, die Infektion zu verschweigen?

    Vielleicht war sie der Überzeugung, durch die medikamentöse Behandlung nicht mehr ansteckend zu sein und das eigentlich gar kein Risiko besteht?

     

    Wenn der Herr alles mitnimmt, was sich bietet, tja, shit happens... vielleicht sollte man sowieso die Finger von zu betreuenden Künstlern lassen, in anderen Arbeitsverhältnissen kann sowas ziemlichen Ärger geben so von wegen Abhängigkeit usw.

  • B
    Benny

    Liebe Karo,

    natürlich gehören zum Geschlechtsverkehr immer zwei. Sich nicht zu schützen ist klar fahrlässig. Wenn die Dame jedoch seit Jahren weiß, dass sie HIV infiziert ist, ist ihr Verhalten schlicht und einfach verantwortungslos. Gerade wer infiziert ist, hat mMn. besonders auf sein Verhalten zu achten, weil es eben unglaubliche Konsequenzen hat, die der Andere gar nicht abschätzen kann. Ein bloßes "Selbst Schuld" ist da absolut keine Entschuldigung oder Relativierung.

     

    Ansonsten teile ich die Meinung von Theo, denn der familiale Hintergrund oder sonstige Probleme haben mit der Verantwortungslosigkeit rein gar nichts zu tun, zumal der Kläger ja nicht der einzige Mann war, mit dem sie ungeschützten Verkehr hatte. Insofern war das auch nicht ein einmaliger Ausrutscher mit fatalen Konsequenzen, sondern zeigt, dass sie schon häufiger derart Verantwortungslos handelte.

  • S
    schwul

    hey, die viruslast war viel zu klein. der hat sich niemals bei ihr angesteckt! sieht denn das keiner? seid ihr alle so verbohrt, dass ihr glaubt, dass hiv-positiv auch immer ansteckend ist???

  • M
    Michael

    Trifft nicht beide die gleiche Schuld, hatte er einen Test gemacht, bevor er Sex mit ihr hatte?

     

    das ist wie mit dem ungewollten Kinder bekommen, da muss der Mann zahlen, auch wenn die Frau ihm verschweigt, dass sie ihre fruchtbaren Tage hat.

     

    Ich glaube, dieser Typ ist ein Abzocker, der sich nur die prominenteste seiner Liebschaften ausgesucht hat.

     

    Und Theo, Nadja Benaissa hat kein AIDS sondern ist HIV positiv getestet worden, das ist ein großer Unterschied.

  • H
    Hermoso

    Ein Slogan aus der allerersten Aids-Aufklärungszeit lautete: "Aids bekommt man nicht, Aids holt man sich".

    Damit ist alles gesagt. Wer sich nicht schützt, ist selber schuld.

  • M
    Martin

    Frau Schwab, Sie schreiben hier bezüglich eines Strafprozesses: 'Der Kläger...ist außer sich'. In einem Strafprozess wird die Klage aber von der Staatsanwaltschaft erhoben, nicht von einem privaten Kläger. Private Kläger gibt es bei Zivilprozessen. Falls überhaupt, könnte es sich höchstens um einen Nebenkläger handeln. Waren Sie das erste Mal bei einem Strafprozeß?

  • X
    xberg

    Wieso wird hier die Verhütungsarbeit hier auf die Frau alleine geschoben. Frage wäre,wie oft er denn im Vertrauen auf "Nichtkrank" der anderen Personen nicht verhütet hat. sorry!! Und woher weiss er denn, das keine anderen Personen für seine Infektion verantwortlich ist/sind. ?? Mit wievielen Personen ist er denn intim geworden?? Wie alt war sie denn, zu dem Zeitpunkt?? Jeder sollte doch für sich selbst Verantwortung übernehmen. AIDS/HIV kann man nicht abtreiben. Schade für den MANN? !! Schön, wenn man jemand verantwortlich machen kann, so wie ich das sehe beide sind schuld. Falls man von Schuld reden kann.

  • JD
    Jott Dee

    Ihr Artikel ist unerträglich tendenziös und hat mit seriöser Berichterstattung nichts zu tun!

    Immer noch gilt: Vor dem Gesetz sind alle gleich - da könnt Ihr Euch Eure tränenselige Jugendstory sparen - dürfen denn dann jetzt alle Unterschichtkinder, alle Migranten, alle Süchtigen schwere Körperverletzung ausüben und noch auf das Mitleid der Allgemeinheit hoffen? - oder nur die, die es ins Licht der Öffentlichkeit schaffen? Erzählt das mal hier den armen Schweinen auf dem Bahnhofvorplatz!

     

    Also bitte keine Berichterstattung auf Bunte-Niveau mehr!

     

    (Ob der Kläger gegelte Haare hat und dämliche Witzchen macht ist übrigens genauso unerheblich)

  • P
    Pina

    finde den Artikel auch sehr gut.

     

    Klar ist es schlimm, wenn man eine aids-infektion verschweigt...

  • A
    Andy

    Es gehören immer zwei Menschen zum Sex, und beide haben auf Verhütung verzichtet. Also ist der Kerl doch bewußt das Risiko eingegangen. Selber Schuld!

     

    Unabhängig davon: Wie soll bewiesen werden das er das von ihr hat?

  • HJ
    Hong Junzi

    @Theo: genau, diese Hexe! Sicherlich hat Sie den armen Nebenkläger, vor dem Akt auch kein Aufklärungsfilm gezeigt.

     

    Wenn jemand fröhlich durch die Gegend vögelt sollte ER aber auch ein Kondom dabei haben. Im "Zeitalter von Aids" ist das unter verantwortungsvollen Partypeoplen gang und gäbe, und gilt auch eben für den Herrn Nebenkläger, der zum einen in meinen Augen Teilschuld trägt, zumanderen auch über seinen Berufsethos nachdenken könnte... so als Manager, mit Mandantin...

     

    Also, merke: Kondome schützen!

  • E
    egal

    Die Zeugenaussage des Nebenklägers ist ja wohl eine Nullnummer. So wenig Verständnis ich für den laxen Umgang der Sängerin mit ihrer Krankheit habe, so wenig brauchbar ist die Aussage, um eine Schuld hiervon abzuleiten.

     

    Wer "teils, teils" antwortet, kann sich überhaupt nicht beschweren. Zwar wird es wohl statistisch schwierig sein, jemand anderen in seiner Kontaktliste mit HIV zu finden. Denn diese Geschlechtskrankheit ist lange nicht so verbreitet wie andere Geschlechtskrankheiten (zumindest in Deutschland). Dennoch reicht dieser Zweifel bereits für eine Nichtverurteilung aus, wenn es nur auf diese eine Aussage ankommen sollte.

     

    Nachdem die Staatsanwaltschaft so brutal vorgegangen ist, ist das bei einer solchen Aussage natürlich nicht nachvollziehbar. Vermutlich wusste das aber schon die Staatsanwaltschaft selbst damals, denn der Kern der Aussage lag ja bereits lange dieser vor.

  • L
    LIZZI

    Gehören ja aber immer 2 dazu!! Frau Benaissa trägt natürlich einen Teil der Verantwortung - aber eben nicht ausschließlich. Auch die Männer die ja gerne mit ihr ins Bett gestiegen sind waren für ihre eigene Gesundheit verantwortlich.

  • F
    Frank

    Sie hat kein Aids.

    Und kann man nicht auch sagen, dass "der junge Herr" verantwortungslos mit der (potentiellen Möglichkeit einer) Krankheit umgegangen ist?

  • JB
    Jochen Braun

    @Theo: Wenn ich mit wechselnden PartnerInnen ungeschützten Verkehr habe und wie viele Männer (und auch viele Frauen) nur zu gerne auf Kondome verzichte, darf ich mich über Infektionen nicht wundern. Weder mit HIV noch mit anderen, z.T. viel infektiöseren Erregern wie Hepatitis B und C, Syphilis etc.

    Das Risiko der Weitergabe einer HIV Infektion unter einer HAART (Hochwirksame Antiretrovirale Therapie) wird von den meisten Experten als eher gering eingeschätzt. Das entbindet aber weder die infizierte Person von besonderer Vorsicht noch den Sexualpartner von einer Eigenverantwortung.

     

    Bedenklich finde ich, dass bei HI -Infizierten meist viel härtere Strafen verhängt werden als bei Hepathitis C, obwohl unter einer modernen Behandlung die Folgen einer HI Infektion eventuell sogar geringer einzuschätzen sind.

    Ich kenne aus meiner eigenen medizinischen Praxis mehrere HIV Infizierte, die unter einer HAART Therapie seit Jahren keine nachweisbare Virenlast mehr haben und in einigen Fällen über Jahre ungeschützt mit ihren (festen und informierten!) PartnerInnen verkehren ohne, dass diese sich anstecken. Selbst einige so gezeugte (und gesunde) Kinder sind mir bekannt.

     

    Da ich persönlich das Infektionsrisiko unter einer funktionierenden HAARtherapie als eher gering einschätze, wäre für mich das Ergebnis einer vergleichenden Subtypisierung interessant.

  • D
    dieKaro

    Sicher, sie hat unverantwortlich gehandelt, aber die Strafe hat sie jetzt auch schon dicke. Als HIV-positive Frau wird sie mit allen moeglichen Vorurteilen konfrontiert werden und viel verlieren.

     

    Und wer so locker nach ner Party mit jemandem schlaeft ohne Kondom und darueber noch Witzchen reisst, kann fuer mich keine Schuld abschieben. Nirgendwohin. Zum Sex gehoeren immer noch Zwei oder hat sie ihn vergewaltigt?

  • T
    Theo

    Ich hab keinerlei Mitleid mit dieser Frau. Wer so verantwortungslos umgeht mit so einer Krankheit, und mehr oder minder bewußt in Kauf nimmt, Mitmenschen das Leben zu zerstören, hat auch die angemessene Strafe dafür zu tragen.

     

    Da interessiert mich die Herkunft, die persönlichen Hintergründe usw. überhaupt nicht.

     

    Sie ist ja nicht mit Herpes durch die Gegend gerannt, sondern mit Aids.

  • E
    Ernst

    Guter Artikel