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Prozess zum Buback-MordVerena Becker will sich erstmals äußern

Die Ex-RAF-Terroristin Verena Becker will sich im Prozess um den Mord an Generalbundesanwalt Buback zu Wort zu melden. Sie könne einige Sachen „so nicht stehenlassen“.

Will ihr Schweigen brechen: Ex-Terroristin Becker mit ihrem Verteidiger. Bild: dapd

FREIBURG taz | Verena Becker will reden. Am 14. Mai werde die ehemalige RAF-Angehörige im Buback-Prozess eine Aussage machen, kündigten ihre Verteidiger an. Becker werde vor dem Oberlandesgericht Stuttgart rund 20 Minuten zu allen Anklagevorwürfen Stellung nehmen, aber keine Fragen beantworten.

Im April 1977 war der damalige Generalbundesanwalt Siegfried Buback von einem Kommando der RAF ermordet worden. Die Anklage wirft der heute 59-jährigen Becker Mittäterschaft vor. Sie habe zwar nicht auf Buback geschossen, aber ihre Genossen zur Durchführung des Anschlags gedrängt. Außerdem sei sie bei der Ausspähung des Tatorts in Karlsruhe dabeigewesen und habe nach dem Mord Bekennerschreiben verschickt.

Im Prozess, der im September 2010 begann, machte Becker bisher keine Aussagen. Sie und ihre Verteidiger standen auch nicht im Mittelpunkt des Geschehens, das meist von Nebenkläger Michael Buback, Sohn des Ermordeten, bestimmt wurde. Der Göttinger Chemieprofessor glaubt, dass Verena Becker seinen Vater selbst erschossen hat, damals im Sold des Verfassungsschutzes stand und seitdem von den deutschen Behörden gedeckt werde. Deshalb geriet Buback häufig mit den Anklagevertretern der Bundesanwaltschaft aneinander, die glauben, dass Buback sich völlig verrannt habe.

Einiges, was im Verfahren gesagt wurde, wolle Becker so nicht stehen lassen, sagte ihr Anwalt Euler. Es wird allerdings nicht damit gerechnet, dass sie mitteilt, wer damals die Schüsse auf den Generalbundesanwalt abgab. Doch wenn sie einige mitfühlende Worte zu Buback sagt und sich von der Tat distanziert, könnte das bei der Strafzumessung berücksichtigt werden.

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9 Kommentare

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  • L
    Lotta

    Ihr Trolle. Nazis sind keine politischen Gefangenen, denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

     

    Freiheit für alle politischen Gefangenen.

  • N
    nihi.list

    Jan

    "Freiheit für alle politische Gefangenen!!!"

     

    Gilt das für die NSU und deren Sympathisanten oder für die RAF und deren Sympathisanten? Oder für beide?

  • R
    Rizo

    @ Jan:

     

    Ja! Genau! Und Freiheit für die politischen-Gefangenen-Schrägstrich-FreiheitskämpferInnen Breivik und Zschäpe!

     

    Mal ernsthaft: Geht´s noch?

  • A
    Anti-Demokratin

    Halloho,

    haben wir uns aus den PI-Gefilden wiedermal zur "rotfaschistoiden" Presse verirrt, Demokratin?

  • JL
    julius lieske

    Donnerwetter, Sie sind mir ja eine ganz schön fürchterlich demokratische Demokratin, Sie.

  • W
    willy

    Wat, das Ding kann sprechen?

    Hat es etwa einen Verlag gefunden?

     

    "Ich war`s nicht, alles Weitere in meinem Buch!"

  • F
    Friederike

    Über 30 Jahre ist da gemauschelt worden und alles was jetzt noch kommt, kann eh keiner nachprüfen. Frau Becker ist nicht unbedingt glaubwürdig. Solange sie nicht sagt, wer auf Buback geschossen hat, ist sie dass was sie immer war.

     

    Unbegreiflich dass die Unterlagen immer noch nicht alle öffentlich gemacht sind und man weiss, was damals genau gewesen ist. Dafür musste der Sohn von Buback all die Jahrzehnte kämpfen und kämpfen, dass die Wahrheit raus kommt- das wäre sein gutes Recht- und das hat man ihm immer wieder geommen- in einer angeblichen Demokratie.

  • J
    Jan

    Es ist heuchlerisch von unserer Regierung. Mit dem Finger auf die Ukraine zeigen aber selbst hier politische Gefangene haben. Die Freiheitskämpferin Becker gehört unverzüglich aus dem Gefängnis entlassen und aus der Staatskasse für die vielen Jahre wo sie unschuldig im Gefängnis saß entschädigt! Freiheit für alle politische Gefangenen!!!

  • D
    Demokratin

    Es wird ja auch höchste Zeit, daß diese unsägliche Verbrecherin endlich den Hinterbliebenen der von ihrer Terrororganisation oder ihr selbst ermorderten Personen offen legt, wer denn nun an diesen Morden beteiligt war. Wenn man Familien schon den Ehemann und Vater nimmt, sollte man diesen zumindest die Möglichkeit geben, eine Gewißheit über den Hergang zu erhalten. Daß Frau Becker dies nach knapp 40 Jahren immer noch nicht getan hat, zeigt, welch abscheulichen Charakters sie ist.

     

    Aus meiner Sicht hätte man Frau Becker vor solch einer Offenlegung gar nicht aus dem Gefängnis oder der Sicherheitsverwahrung entlassen dürfen.

     

    Wenn sie ihrer pervertierten linken Ideologie wirklich entsagt hat, ist es auch kein Problem, die Hintergründe und den Tathergang offen zu legen. Falls sie sich ihren Mittätern noch immer näher fühlt als der Bundesrepublik Deutschland oder den RAF-Opfern, sollte sie aus Gründen der Gefährdung unserer Demokratie sofort wieder eingesperrt werden.