Prozess gegen Offiziere in Burundi: Harte Hand gegen Putschisten
Vor einem Jahr wollten Militärs Präsident Nkurunziza stürzen. Jetzt bekommen sie lebenslange Haft. Vorherige Urteile wurden so verschärft.

Sogar zwei ursprünglich Freigesprochene müssen nun lebenslang hinter Gitter. Einer ist General Prime Ngowenubusam, Stabschef der heute in Burundi regierenden früheren Hutu-Guerillabewegung CNDD-FDD (Nationalkomitee/Kräfte zur Verteidigung der Demokratie), als diese noch im Untergrund kämpfte. Damit war er ein langjähriger Vertrauter des heutigen Präsidenten und damaligen Guerillachefs Nkurunziza.
Der Prozess gegen die Putschisten gilt als wichtiges Signal dafür, ob Nkurunziza nach dem Niederschlagen aller Aufstände und Proteste gegen seine verfassungsrechtlich umstrittene Wahl zu einer dritten Amtszeit im vergangenen Jahr nun einen Kurs der Versöhnung einschlägt. Seit dem Putschversuch ist die Armee gespalten. Putschistenführer Godefroid Nyombare ist untergetaucht und es haben sich mehrere Guerillagruppen gebildet, die auch innerhalb der Streitkräfte Attentate verüben.
Die zivilgesellschaftlichen Gruppen, die gegen Nkurunzizas Wiederwahl mobil machten und den Putschversuch vom Mai 2015 begrüßten, sind durch gezielte Tötungen und Verhaftungen zerschlagen worden; viele Aktivisten sind ins Exil gegangen.
Internationale Vermittlung ist bisher ebenso im Sande verlaufen wie das Bestreben, eine internationale Polizeitruppe zu entsenden. Fast jeden Tag sterben Menschen bei Schießereien oder Granatanschlägen. Die Regierung macht immer „Terroristen“ verantwortlich.
Die neuen Urteile bestätigen nun einen harten Kurs des Regimes. Der höchstrangige Angeklagte, Exverteidigungsminister Cyrille Ndayirukiye, sowie drei seiner Mitstreiter hatten während des gesamten Prozesses ihren Putschversuch als Akt zum Schutz der Verfassung gerechtfertigt. Sie sollen nun zusammen mit den Mitangeklagten nicht nur für den Rest ihres Lebens ins Gefängnis, sondern sollen auch umgerechnet 3,4 Millionen US-Dollar Geldstrafe an die zivilen Nebenkläger zahlen – die Regierungspartei sowie die Führungen von Armee und Polizei.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!