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Prozess gegen John EdwardsJury ohne Einigung – Freispruch

Dem Ex-US-Präsidentschaftsbewerber Edwards war vorgeworfen worden, eine Million Dollar aus Parteispenden für seine Geliebte ausgegeben zu haben. Edwards hätten 30 Jahre Haft gedroht.

„Niemand außer mir trägt die Verwantwortung für meine Sünden“, sagt John Edwards. Logisch. Bild: dapd

GREENSBORO afp | Der Prozess gegen den ehemaligen US-Präsidentschaftsbewerber John Edwards wegen der mutmaßlichen Vertuschung einer außerehelichen Affäre mit Wahlkampfgeldern ist geplatzt. Ein Gericht im Bundesstaat North Carolina erklärte das Verfahren am Donnerstag in fünf der sechs Anklagepunkte für gescheitert, weil sich die Jury nicht auf ein Urteil einigen konnte. Im verbleibenden Anklagepunkt wurde Edwards freigesprochen.

Edwards erklärte vor dem Gerichtsgebäude in Greensboro, er habe „schrecklich viele Fehler“ gemacht. „Niemand außer mir trägt die Verwantwortung für meine Sünden“, sagte er. „Ich habe aber niemals gedacht, dass ich etwas Ungesetzliches getan habe.“

Die Staatsanwaltschaft hatte dem demokratischen Politiker vorgeworfen, während der Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei im Jahr 2008 fast eine Million Dollar illegal zur Unterbringung seiner Geliebten und eines unehelichen Kindes verwendet zu haben. Dabei soll Edwards gegen die Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen haben.

Die beiden Geldgeber, ein Anwalt aus Texas und eine Bankierswitwe, hätten die zulässige Höchstgrenze für Spenden überschritten, lautete die Anklage. Außerdem habe Edwards bei den Behörden über seine Wahlkampfausgaben falsche Rechenschaft abgelegt.

Der 58-jährige Politiker hatte auf nicht schuldig plädiert. Seine Anwälte argumentierten, bei den Geldern habe es sich um „persönliche Geschenke“ von reichen Freunden gehandelt. In einem Anklagepunkt, der die Zuwendungen der heute 101 Jahre alten Bankierswitwe Rachel „Bunny“ Mellon betrifft, sprach die Jury Edwards frei. In den anderen Punkten fanden die Geschworenen in den mehr als zwei Wochen dauernden Beratungen nicht zu einer einstimmigen Entscheidung.

Ihm drohten 30 Jahre Haft

Bei einer Verurteilung in allen Punkten hätten Edwards bis zu 30 Jahre Haft und eine Geldstrafe in Höhe von 1,5 Millionen Dollar gedroht. Die Anklage muss nun entscheiden, ob das Verfahren neu aufgerollt werden soll.

Edwards war 2008 im Vorwahlkampf der Demokraten gegen den heutigen Präsidenten Barack Obama angetreten. Bereits 2004 hatte er sich erfolgslos um die demokratische Kandidatur bemüht. Damals unterlag er John Kerry, der ihn anschließend zu seinem Vize-Präsidentschaftskandidaten machte.

Ein früherer Vertrauter Edwards hatte die Affäre um die Geliebte und das uneheliche Kind mit einem Enthüllungsbuch ins Rollen gebracht. Edwards räumte die außereheliche Beziehung mit der 13 Jahre jüngeren Filmemacherin Rielle Hunter im August 2008 nach dem Ende des Vorwahlkampfes ein, bekannte sich aber erst im Januar 2010 zur Vaterschaft.

Seine Ehefrau Elizabeth erfuhr im Jahr 2006 von der Affäre, als sie wegen Krebs behandelt wurde. Nach einer zwischenzeitlichen Genesung stand sie ihrem Mann im Vorwahlkampf trotzdem zur Seite, ehe die Krebserkrankung erneut ausbrach und sie im Dezember 2010 mit 61 Jahren starb.

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