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Proteste vor Regierungssitz in AlbanienEs scheppert in Tirana

Demonstranten durchbrachen in Albanien Absperrungen vor dem Amtssitz des Ministerpräsidenten. Anhänger der Opposition werfen der Regierung Korruption vor.

Der Sturm auf den Regierungssitz wurde abgewehrt: Tirana am 16. Februar 2019 Foto: ap

Tirana afp | Tausende Menschen haben am Samstag in der albanischen Hauptstadt Tirana teils gewaltsam gegen den sozialistischen Ministerpräsidenten Edi Rama protestiert. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vor, als diese die weiträumig vor dem Regierungssitz aufgestellten Absperrungen durchbrachen, wie AFP-Reporter berichteten. Eine Gruppe drang bis zu dem Gebäude vor, in dem sich Rama allerdings nicht aufhielt.

Rund hundert Demonstranten bewarfen den Regierungssitz mit Rauchbomben und Steinen, mehrere Fensterscheiben gingen dabei zu Bruch. Mehrere Demonstranten rückten auf die Haupteingänge vor und versuchten, das Gebäude zu stürmen, wurden aber von der Polizei daran gehindert. Zwei Polizisten mussten laut Gesundheitsministerium mit Verletzungen ins Krankenhaus, vier Demonstranten wurden wegen Atembeschwerden behandelt.

Zu der Kundgebung aufgerufen hatten rechte und linke Oppositionsparteien. Sie werfen Ramas Regierung Korruption und Verbindungen zum organisierten Verbrechen vor und verlangen die Bildung einer Experten-Regierung, die dann Neuwahlen organisieren soll.

„Die Lage ist außer Kontrolle“, sagte Oppositionsführer Lulzim Basha von der Demokratischen Partei, der an der Kundgebung teilnahm. Er warf der Polizei vor, sie habe Gewalt provozieren wollen.

Rama ist seit 2013 im Amt, im Juni 2017 errang er ein zweites Mandat. Beide Lager werfen sich abwechselnd Korruption und Verbindungen zum organisierten Verbrechen vor. Das 2,9-Millionen-Einwohner-Land zählt zu den ärmsten in Europa.

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3 Kommentare

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  • Irgendwann sollte man vielleicht mal anfangen, darüber nachzudenken, dass das, was wir demokratische Wahlen nennen, nicht mehr das ist, was die wählende Bevölkerung als Demokratie versteht. Ob in Frankreich, Albanien, Venezuela, Spanien. Überall scheinen die Menschen was anderes zu wollen als zentralisierte Politik (von zwar gewählten Politiker) über ihre Köpfe hinweg.

    • @Age Krüger:

      Irgendwann sollten die Wählerinnen und Wähler in Albanien, Frankreich und anderswo begreifen, dass die Legislaturperiode ein Anfang und ein Ende hat und sie die Leute, die sie selbst gewählt haben, bis zum nächsten Wahltermin ertragen müssen. Sowohl Albanien als auch Frankreich sind Staaten, in denen demokratische Machtwechsel Routine und keine Diktatoren an der Macht sind.

      • @Kunz:

        Vielleicht ist die Länge der Legislaturperiode das Problem. In der Pariser Kommune war der Vertreter jederzeit abwählbar, den man in die Vertretung geschickt hatte.



        Persönlich halte ich dieses Prinzip für geeigneter, Demokratie durchzuführen.