Proteste nach türkischen Bombardements: Für Rojava auf die Straße

Hunderte Menschen gehen nach den türkischen Angriffen auf Rojava in Berlin spontan auf die Straße. Die Stimmung ist kämpferisch.

Als Reaktion auf Luftschläge des türkischen Militärs gegen kurdische Gebiete in Syrien und Irak demonstrieren Menschen in der Hamburger Innenstadt mit einem Plakat "Frieden für Rojava und Syrien. Nein zum Krieg".

An vielen Orten gab es Proteste – hier in Hamburg Foto: dpa/TNN | Steven Hutchings

BERLIN taz | Nach den türkischen Luftangriffen auf die kurdischen Autonomieregionen in Nordsyrien und im Nordirak sind in Berlin und zahlreichen weiteren deutschen Städten kurdische und nicht-kurdische linke Gruppen auf die Straße gegangen, um ihre Solidariät zum Ausdruck zu bringen. Aufgerufen hatte etwa die kurdisch-feministische Gruppe Woman Defend Rojava. In Berlin erschienen laut Polizei 440 Menschen, die vom Hermannplatz bis zum Kottbusser Tor zogen.

Der Protestzug glich einem gelb-rot-grünen Fahnenmeer – die Farben von Rojava, jener kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien, die in linken Kreisen als eines der wenigen erfolgreichen sozialrevolutionären Projekte gilt. Auch zu sehen waren Antifa-Fahnen und solche der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YGP/YPJ. Auf dem Fronttransparent war „Defend Kurdistan“ zu lesen.

Solidarität erfährt die kurdische Bewegung von linken Gruppen wegen ihres feministischen und rätedemokratischen Selbstverständnisses – und wegen ihres jahrelangen Kampfs gegen den Islamischen Staat. Durchgängig wurden in allen Teilen des Protestzuges Sprechchöre gerufen.

„Kurdistan wird das Grab des Faschismus sein“, „Jin, Jiyan, Azadi“ (Frau, Leben, Freiheit) und „Erdoğan ist ein Faschist“ hallte es immer wieder über den Kottbusser Damm. Angeklagt wurden auch die deutschen Waffenlieferungen an die Türkei. „Jeder aus Deutschland an die Türkei gelieferte Panzer ist mitschuldig an den Verbrechen“, so eine Rednerin.

Weitere Proteste geplant

Der Behauptung des türkischen Regierung, dass kurdische Gruppen für den Anschlag auf die Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal verantwortlich seien, wurde auf dem Protest scharf zurückgewiesen. „Sämtliche kurdische Organisationen haben einhellig diesen Anschlag verurteilt“, so ein Redner. Vielmehr sei „sehr, sehr klar“, dass in Wirklichkeit die türkische Regierung selbst für den Anschlag verantwortlich sei, um so einen Vorwand für „den neuen Terror gegen Rojava“ zu finden.

Zu Spontankundgebungen kam es ebenso in Frankfurt am Main oder in Hamburg. Dort gab es laut anwesenden Jour­na­lis­t:in­nen Auseinandersetzung mit der Polizei, nachdem diese den Protest wegen – der eigentlich nicht verbotenden – Fahnen der YGP/YPJ nicht loslaufen lassen wollte. Auch Pfefferspray soll eingesetzt worden sein.

In Berlin verlief der Protest störungsfrei. Bereits kommenden Samstag wollen kurdische Gruppen wieder auf die Straße gehen, um gegen das Verbot der türkischen Arbeiterpartei PKK, die von Deutschland als Terrororganisation eingestuft wird, zu protestieren.

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