Proteste nach Hinrichtung in Pakistan: Sympathie für einen Mörder
Ein liberaler Gouverneur in Pakistan wurde ermordet, nachdem er die Blasphemie-Gesetze kritisiert hatte. Die Hinrichtung des Täters sorgt nun für Unruhen.
Mumtaz Qadri hatte den damaligen liberalen Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Taseer, im Januar 2011 am helllichten Tag mit 28 Schüssen auf einem Marktplatz in Islamabad getötet. Taseer hatte zuvor die wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi verteidigt und im Gefängnis besucht. Qadri sagte vor Gericht, das habe ihn dazu bewogen, Taseer zu töten. Nach dem Mord war Qadri von konservativen und religiösen Pakistanern als Held gefeiert worden.
Am frühen Montagmorgen wurde er in einem Gefängnis der Stadt Rawalpindi gehängt. Daraufhin blockierten Hunderte Demonstranten die Straßen Richtung Hauptstadt Islamabad und verbrannten Reifen sowie Bilder des Ministerpräsidenten Nawaz Sharif. Schulen schlossen, die städtische Buslinie stellte vorübergehend den Verkehr ein. In der Millionenmetropole Karachi wurden Tankstellen geschlossen. In der Großstadt Lahore gab es Zusammenstöße von Demonstranten mit der Polizei. Es wurden Verletzte gemeldet. Zahlen gab es zunächst nicht.
In der gesamten Provinz Punjab sowie in Karachi setzten Polizei und Paramilitärs zusätzliche Kräfte ein. Nach einem Bericht der Zeitung Express Tribune erwarten sie zum Begräbnis des Mannes am Dienstag größere Demonstrationen.
Die Blasphemiegesetze verlangen den Tod für jene, die den Propheten beleidigen. Sie werden aber oft missbraucht, zum Beispiel durch falsche Blasphemievorwürfe gegen politische oder private Feinde. Kritik daran kann selbst als Blasphemie ausgelegt werden.
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