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Proteste in ThailandMögen die Spiele ausfallen

Thailands Opposition will Neuwahlen boykottieren und wohl auch sabotieren. Doch der Versuch, die Registrierung der Parteien in einem Stadion zu blockieren, scheiterte.

Wer blockiert hier wirklich die Stadioneingänge? Bild: ap

BANGKOK dpa | Tausende Regierungsgegner haben in Thailand vergeblich versucht, die Registrierung von Kandidaten für die Parlamentswahl zu verhindern. Die Demonstranten wollten am Montag die Eingänge zu einem Stadion blockieren, in dem sich Parteien für die Wahl anmelden konnten.

Die regierende Pheu Thai und acht weitere Parteien gelangten jedoch in die Räumlichkeiten, bevor alle Eingänge blockiert waren, wie die Wahlkommission mitteilte.

Die Kommission empfahl 26 weiteren Parteien, Beschwerde in einer nahe gelegenen Polizeiwache einzulegen. Auch das gelte als Registrierung, sagte der stellvertretende Generalsekretär der Kommission, Somsak Suriyamongkol, nach einem Bericht der Bangkok Post. Damit seien 35 Parteien zur Wahl zugelassen. Die größte Oppositionspartei, zu der bis vor kurzem auch Protestanführer Suthep Thaugsuban gehörte, will die Wahl am 2. Februar boykottieren.

Die Demonstranten verlangen vor einer Wahl politische Reformen und setzen sich für eine ungewählte Übergangsregierung ein. Sie wollen einen neuen Wahlsieg der Parteigänger des 2006 gestürzten Thaksin Shinawatra verhindern. Seine Schwester Yingluck ist zur Zeit im Amt.

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7 Kommentare

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  • Die Demokraten haben in ihrer letzten Regierungszeit sehr wohl weitere Erleichterungen für die Reisbauern im Isan in Angriff genommen. Beispiel: Der vermeintliche Wohltäter Thaksin hat den Bauern (zu von ihnen nicht zu durchschauenden Bedingungen) angeblich billige Kredite gegen ihr kleines Stückchen Land als Garantie gegeben. Solange sie seine Marionetten dafür gewählt haben, war alles okay. Aber nun, da die Bauern anfangen, zu begreifen, was der Kriminelle da mit ihnen macht, kommt es zum Zahltag. Inzwischen kann man die Grenzen der dem Shinawatra-Clan gehörenden Ländereien schon fast mit geschlossenen Augen auf der Landkarte einzeichnen. Der Demokrat Abhisit, der dieses Dilemma gesehen hat, begann ein Programm der Umschuldung, um sie aus der Umklammerung der Kredithaie zu befreien. Das konnte Thaksin natürlich nicht zulassen - also wurden die "roten Horden" (äußerst gewaltbereite und bis an die Zähne bewaffnete Söldner, oft aus Kambodscha) herbeigekarrt, um die Hilfe-Programme zu verhindern. Und das perfide Spiel geht weiter: Yingluck versprach den Bauern, ihnen den Reis zu geradezu horrenden Summen (die sie gar nicht hat) abzunehmen. Bis heute warten viele noch auf die vertraglich vereinbarten Summen - und können kein Saatgut kaufen: Die Abhängigkeit wird immer größer. Würden tatsächlich für eine kurze Zeit - wie von den Demonstranten gefordert - Experten das Ruder übernehmen, würde der erpreßte Zuspruch zur PT längst nicht mehr so horrend ausfallen. Eine solche Experten-Regierung ist aber das einzige Mittel, um dem Shinawatra-Clan Einhalt zu gebieten. Sonst hat es sich bald mit dem schönen Reiseland.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Raoul Duarte:

      So so, Yinglucks Partei hat die Bauern betrogen. Und warum wird sie bei Neuwahlen dennoch als wahrscheinlicher Sieger gehandelt?

       

      Werden Sie eigentlich von Suthep für ihre Propaganda bezahlt?

  • I
    ion

    Die in den vergangenen Jahrzehnten regierenden, 'demokratisch gewählten' Vertreter bewiesen immer wieder auf ’s Neue, dass ihnen insbesondere die Förderung westlicher Normen wichtig schien und sie agierten v.a. auch durchwegs korrupt zum eigenen Vorteil und dem einer oligarchischen 'Elite', weshalb die aktuelle Entwicklung wohl nur eine allzu verständliche Gegenreaktion sein dürfte – für Thailand eine fatale Entwicklung;

    Allerdings unternahmen die bisherigen 'Demokraten' m.M.n. auch alles, um jegliche Demokratie zu desavouieren und sie, wie jetzt im Grunde von den Demonstranten offen gefordert, in Thailand (zumindest temporär) abzuschaffen. Insgesamt also auch miserable Aussichten für das schöne Reiseland.

  • Nein, die Demonstranten wollen nicht Wahlen verhindern, sondern sich von der kriminellen Shinawatra-Clique befreien. Die dringend notwendigen demokratischen Reformen sollen eben nur vor den nächsten (dann demokratischen, freien und geheimen) Wahlen durch Experten diskutiert und in einer neuen, demokratischen Verfassung, die durch einen Volksentscheid legitimiert werden würde, festgeschrieben werden. An einer solchen Experten-Kommission können (und sollen) selbstverständlich alle gesellschaftlich relevanten Gruppen teilhaben. Das einzige Ziel der Demonstranten lautet: Das Ausplündern des Landes, die Erpressung der armen Bevölkerung, den Thaksin-Klon zu wählen und das ständige Installieren einer Marionetten-Regierung des Exilanten aus Dubai muß ein Ende haben. Daß es darüberhinaus dringend wünschenswert wäre, den Ex-PM wegen der mindestens 2,500 "außergerichtlichen Tötungen" in seiner Amtszeit vor Gericht zu stellen, wird dabei erst einmal hintan gestellt. Wir sollten die Ziele der demoktatischen Demonstranten (die sich nicht unbedingt mit denen des selbsternannten "Führers" Suthep decken) nicht nur respektieren, sondern möglichst auch unterstützen.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @Raoul Duarte:

      "An der Expertenkommission sollen alle relevanten Gruppen teilhaben" Außer natürlich die dummen Bauern aus dem Nordosten, die Yinglucks Partei gewählt haben.

  • Die Demonstranten wollen Wahlen verhindern? So reagiert das typische Kleinbürgertum, wenn Macht und Pfründe bedroht sind. Vorsicht ist dringend geboten.

    • L
      Lars
      @yyyy xxxx:

      Und gegen gegen deren Anführer, Suthep, es 2 Haftbefehle gibt. Einer davon wegen Mordes. Unglaublich.