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Proteste in FrankreichKeine Entspannung in Sicht

Weitere Proteste gegen die Regierungspläne: In Marseille versperren Demonstranten den Flughafen. Nach der Auflösung von Blockaden verbessert sich aber langsam die Treibstoffversorgung.

Szene am Flughafen Marseille: Passagiere tragen ihr Gebäck zu Fuß zur Abfertigung. Bild: reuters

PARIS reuters/afp/dapd | Die Massenproteste in Frankreich gegen die Rente mit 62 dauern an. Auch am Donnerstag kam es zu massiven Behinderungen im Straßen- und Flugverkehr sowie Engpässen bei der Benzinversorgung. Nach der gewaltsamen Auflösung von Blockaden bessert sich jedoch nach Regierungsangaben die Treibstoffversorgung langsam. "Es gibt eine wirkliche, langsame Verbesserung", sagte Umweltminister Jean-Louis Borloo am Donnerstag im Rundfunk.

Laut Industrieminister Christian Estrosi wurde in der Nacht die Blockade von einem der wichtigsten Öllager in Rouen im Nordwesten des Landes aufgelöst. 14 der 219 Depots in Frankreich würden weiter blockiert, sagte Innenminister Brice Hortefeux. Ein Viertel der Tankstellen habe kein Benzin, der Rest sei wenigstens teilweise versorgt. Schwierig ist die Lage nach wie vor im Großraum Paris.

In Marseille versperrten etwa 500 Hafenarbeiter zusammen mit anderen Beschäftigten rund drei Stunden lang die Zufahrt zum Flughafen. Passagiere mussten ihr Gepäck zu Fuß zu dem blockierten Abfertigungsgebäude tragen, bis die Polizei die Proteste auflöste. Der Airport der Stadt ist ein wichtiges Drehkreuz für inländische Flüge sowie internationale Verbindungen zwischen Europa und Afrika.

Die Folgen der Streiks und Proteste sind in immer mehr Bereichen des täglichen Lebens zu spüren, etwa bei Kulturveranstaltungen. Auch kam es am Rande der insgesamt friedlichen Proteste am Mittwoch im Pariser Vorort Nanterre erneut zu Straßenschlachten zwischen Jugendlichen und der Polizei. Ebenso in Lyon, wo Jugendlichen ein Auto umwarfen und Sicherheitskräfte Tränengas einsetzten.

Die Protestblockaden richten sich gegen die Rentenreform, über die der Senat frühestens am Donnerstag abstimmen soll, wobei eine Verschiebung nicht unwahrscheinlich ist. Abgeordnete der Opposition brachten Anträge mit Hunderten Zusätzen ein und forderten eine neue Debatte über das Vorhaben. In der nächsten Woche soll nach Regierungsplänen das abschließende Votum in der Nationalversammlung folgen.

Präsident Nicolas Sarkozy verteidigte die Reform und erklärte sie zu einer "Angelegenheit von nationalem Interesse". "Ich tue das nicht aus ideologischen Gründen. Ich tue das, weil es meine Pflicht ist." Die Gewerkschaften wollen am Donnerstagnachmittag entscheiden, ob und wann es in der nächsten Woche landesweite Proteste gibt. Es gebe keinen Grund damit aufzuhören, sagte der Chef der Gewerkschaft CGT, Bernard Thibault.

Am Dienstag hatten sich laut CGT rund 3,5 Millionen Menschen an den Protesten beteiligt, das Innenministerium sprach von 1,1 Millionen Demonstranten. Die Rentenreform sieht eine Erhöhung des Renteneintrittsalters von 60 auf 62 Jahre vor.

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3 Kommentare

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  • A
    Amos

    Der Freie Markt wird alles (hin)richten!? Warum schont man ständig die Reichen, wenn sie doch nicht zum Allgemeinwohl beitragen? Lässt man das Volk bald "verhungern" nur um bei den Rating- Agenturen eine gute Bonität zu haben? Bestimmen die Rating-Scheißer demnächst unser Leben und wird die Politik zum notwendigen Übel? Braucht man nur noch die Steuer der Reichen, um die zu finanzieren,die das Volk gängeln und unterdrücken-, insbesondere Beamte, der verlängerte Arm der Staatsmacht? Beamte sind längst keine Dienstleister mehr am Volk-, nur noch Häscher des Systems).Die bestimmen nach Kassenlage und nicht mehr was rechtens ist. Werden die Grundgesetze bald Makulatur? Ist dieser europäische Sumpf überhaupt noch tragbar?

  • J
    Jean-Jacques

    In keinem Artikel der deutschen Medien wurde erwähnt, dass die Durchschnittsrente der neuen Rentner aus der französischen Privatwirtschaft dieses Jahr nur 750 Euros beträgt. Das sind 20% unter der Armutsgrenze!

    2 Drittel der französischen Rentenversicherten aus der Privatwirtschaft, die dieses Jahr in Rente gehen, sind Arbeitslose. Sie wuden unter dem Vorwand der "Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit" der Privatwirtschaft entlassen.

    Das "Finanzloch" in Höhe von 8,5% bei der Rentenversicherung geht fast ausschliesslich auf auf Entlastungen der Privatwirtschaft zurück, die ihr von der Sarkozy-Regierung gewährt wurden.

  • S
    steppenwolf

    "Passagiere mussten ihr Gepäck zu Fuß zu dem blockierten Abfertigungsgebäude tragen, bis die Polizei die Proteste auflöste."

     

    Kurze Anmerkung: Hat die Polzei nicht eher die Blockden aufgelöst anstatt die Proteste?

     

    Wie kann eine polizeiliche Auflöung der Proteste- hier Arbeitsstreik- aussehen? Werden die Streikenden mit Tränengas gezwungen ihre Arbeit nachzugehen???