Proteste in Eswatini: Schulen landesweit geschlossen
Proteste von Schülern in dem südafrikanischen Kleinstaat sind erneut eskaliert. Die Monarchie hat nun alle Schulen auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Premierminister Cleopas Dlamini verkündete am Samstag die Schließung aller Schulen des Landes „auf unbestimmte Zeit mit sofortiger Wirkung“. Zuvor war Schulunterricht landesweit sowieso zum Stillstand gekommen, weil sich Schüler und Studenten der Demokratiebewegung anschließen. Noch nie seit der Unabhängigkeit 1968 war Eswatinis absolute Monarchie mit einem solchen Protest konfrontiert.
In sozialen Medien ist zu sehen, wie eine angeschossene Grundschülerin sich vor Schmerzen krümmt und nach Luft schnappt. In einem anderen Vorfall soll die königliche Polizei am Montag aus nächster Nähe auf eine Schülerin der Duze High School in der Region Lubombo geschossen haben. Sie liegt jetzt im Krankenhaus.
An der Oberschule Sphofaneni High in der gleichen Region haben Schüler ihre Schule blockiert, verweigern jeden Zugang und singen revolutionäre Lieder. In der Hauptstadt Mbabane stürmte die Polizei die Oberschulen John Wesley Secondary und Mater Dolorosa High School und nahm eine unbekannte Anzahl von Kindern mit. Konfrontationen zwischen Schülern und Polizei werden auch aus den Orten Simunye und Piggs Peak gemeldet.
Schüsse auf Grundschüler
Die meisten Schulen haben den Unterricht schon vergangene Woche eingestellt und die Kinder nach Hause geschickt. Die Proteste fokussieren sich auf die Forderung nach Freilassung der reformorientierten Parlamentsabgeordneten Bacede Mabuza und Mthandeni Dube. Sie sitzen in Haft seit Ende Juli, als Demokratieproteste um den Preis von über 70 Toten niedergeschlagen wurden.
Am Dienstag schloss bereits die führende Universität des Landes, die University of Eswatini, ihren Campus in Kwaluseni bis auf Weiteres. Vizekanzler Justice Thwala begründete diesen Schritt mit „Unruhen, die die Sicherheit von Mitarbeitenden, Studenten und Universitätseigentum gefährden“. Kanzler der Universität ist König Mswati III. Noch am gleichen Tag wurde das Universitätsgelände geräumt.
Die Kinderrechtsbewegung Childrens’ Consortium äußerte ihre Sorge darüber, dass Schulen zum Austragungsort politischer Konflikte werden und Kinder darunter leiden. „Ein Kind ist ein Kind, egal unter welchen Umständen“, erklärte die zivilgesellschaftliche Gruppe. „Dies wird sich auf die Zukunft der Kinder und auf die Entwicklung des Landes auswirken.“
Ministerin forderte Eltern zur Kontrolle ihrer Kinder auf
Bildungsministerin Lady Howard Mabuza hatte sich vergangene Woche noch gegen Forderungen gewandt, den Unterricht und damit die Prüfungsordnungen formal auszusetzen. Sie forderte Eltern dazu auf, stattdessen selbst ihre Kinder unter Kontrolle zu bringen. „Kinder müssen zu anständigem Verhalten angehalten werden, besonders in Zeiten wie diesen“, sagte Mabuza.
Kritiker werfen König Mswati III. vor, das ehemalige Swasiland mit rund 1,3 Millionen Einwohnern wie sein Privateigentum zu regieren, seit er im Jahr 1986 im Alter von 18 Jahren den Thron bestieg. Sein Vater Sobhuza hatte 1973 die demokratische Verfassung des Landes, die es bei der Unabhängigkeit fünf Jahre zuvor bekommen hatte, abgeschafft und sich sämtliche legislative, exekutive und judikative Macht selbst erteilt. Dies bleibt bis heute bestehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands