Proteste in Brasilien: Jetzt für Rousseff
In mehreren Städten protestieren Zehntausende gegen die geplante Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff. Zuvor demonstrierten bereits deren Gegner.
Die Polizei sprach von 50.000 Teilnehmern landesweit, die Organisatoren gingen von fast 300.000 Demonstranten aus. Am Sonntag hatte es in Brasilien zuletzt Proteste für die Absetzung Rousseffs gegeben. Es waren die vierten Massenkundgebungen gegen die Staatschefin in diesem Jahr. Im März waren landesweit 2,4 Millionen Menschen gegen Rousseff auf die Straße gegangen, am Sonntag beteiligten sich rund 83.000 Regierungsgegner an den Protesten.
Bei der Präsidentschaftswahl im Oktober 2014 war die linksgerichtete Rousseff mit knapper Mehrheit im Amt bestätigt worden. Angesichts der schweren Wirtschaftskrise und einer ausufernden Korruptionsaffäre um den staatlichen Energiekonzern Petrobras sanken ihre Zustimmungswerte zuletzt aber auf weniger als zehn Prozent. Seit den Bemühungen um ein Amtsenthebungsverfahren steht Rousseff zusätzlich unter Druck.
Rousseffs Gegner hatten sich zuletzt eine Mehrheit in einem für eine mögliche Amtsenthebung wichtigen Sonderausschuss des Parlaments gesichert. Stimmt der Ausschuss einem Verfahren zu, muss zunächst das Unterhaus über Rousseffs Absetzung abstimmen. Gestoppt wurden die Befürworter vorerst vom Obersten Gericht, das die Arbeit des Gremiums aussetzte. Am Donnerstag soll das Gericht befinden, ob der Ausschuss rechtmäßig zustande kam.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen