Proteste in Ägypten: Fahne auf Israels Botschaft verbrannt
Tausende protestieren in Kairo gegen die Tötung von fünf Soldaten durch das israelische Militär. Und Islamisten rufen zum Dschihad auf.
KAIRO taz | Kein Wort mehr über den Abbruch der Prozesse gegen Expräsident Husni Mubarak, kein Wort mehr über das brutale Vorgehen des Militärs gegen DemonstrantInnen - wenige Tage nach den Anschlägen an der israelisch-ägyptischen Grenze ist Israel das einzige Thema in Ägypten. Tausende protestieren seit Freitag vor der israelischen Botschaft in Kairo, nachdem Tod Israel am Donnerstag fünf ägyptischen Soldaten im Sinai getötet hatte.
Das Militär schritt, anders als bei früheren Protesten, nicht ein. Sprechchöre forderten, der Botschafter solle das Land verlassen und der ägyptisch-israelische Friedensvertrag solle aufgekündigt werden.
Ahmed al-Shehat, ein junger Protestierender, kletterte am Sonntagmorgen unter den Jubelrufen der Umstehenden bis in den 18. Stock des Gebäudes, in dem sich die Botschaft befindet, verbrannte die israelische Flagge und hisste die ägyptische. In einem Interview mit dem Fernsehsender al-Dschasira gab er an, ein Offizier habe ihm zugenickt und ihn gewähren lassen. Die Botschaft blieb am Sonntag geschlossen.
Auch in Alexandria und anderen Städten sind Proteste gegen das Vorgehen Israels geplant, sowohl von islamischen Gruppen als auch von weiten Teilen der sekularen Jugendbewegungen. Islamistische Gruppen wie die Gamaa Islamija riefen zum "Dschihad" gegen Israel auf.
Die Regierung erklärte am Sonntag, die Entschuldigung der israelischen Regierung sei "angesichts der Schwere des Vorfalls und der Wut vieler Ägypter" nicht ausreichend. Die Arabische Liga verurteilte am Sonntag die Angriffe Israels auf Gaza und forderte die UN auf, einzugreifen.
Für Verwirrung sorgt die Truppenverstärkung der ägyptischen Armee auf dem Sinai. Am Samstag wurden weitere Truppen in den Norden der Sinai-Halbinsel verlegt, darunter 250 Panzer und vier Flugzeuge. Seit am 29. Juli eine Gruppe Unbekannter eine Polizeistation in der Grenzstadt Arish angegriffen hat, versucht das Militär, mit starker Präsenz und hartem Vorgehen die "Sicherheitslage" zu verbessern. Der unabhängigere Teil der Presse rätselt über das Ziel der Militäraktion: "Wir wissen noch immer nicht, gegen wen das Militär in Sinai tatsächlich kämpft oder wo der Kampf tatsächlich stattfindet", schreibt die Zeitung Al-Masry Al-Youm. Die ägyptische Regierung erklärte, die Truppenverstärkung diene allein der Verbrechensbekämpfung und habe nichts mit Israel zu tun.
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