Proteste im Iran: Mehrere Verletzte und Tote
Die Proteste im Iran scheinen sich zuzuspitzen. Nach Behördenangaben sind zwei Menschen getötet worden. Die Proteste richten sich gegen die schlechte Wirtschaftslage.
Die Proteste im Iran richten sich gegen hohe Preise für Grundnahrungsmittel und sind die größten seit der umstrittenen Präsidentenwahl 2009. Sie begannen am Donnerstag in Maschhad, haben sich mittlerweile auf mehrere Städte ausgebreitet und erheben auch politische Forderungen.
Habibollah Chodschastepur sagte Mehr, die Demonstration in Dorud hätte friedlich enden sollen. Es seien jedoch Unruhestifter dort gewesen. Im Laufe der Nacht zu Sonntag seien zwei Bürger von Dorud getötet worden. Auf die Todesursache ging er nicht näher ein, versicherte jedoch, Polizei und Sicherheitskräfte hätten keine Kugeln auf die Menschenmenge abgefeuert.
Angeblich in Dorud aufgenommene Videos, die am Samstagabend im Internet kursierten, zeigten zu Boden gestürzte Demonstranten. Im Hintergrund waren Schüsse zu hören. Die Nachrichtenagentur AP konnte die Aufnahmen zunächst nicht überprüfen.
Ausländische Medien sollen Schuld sein
US-Präsident Donald Trump äußerte Sympathien für die Demonstranten. „Die Welt schaut hin“, twitterte er. Sie verstehe, dass das iranische Volk einen Wandel wolle. „Repressive Regime können nicht für immer bestehen, und der Tag wird kommen, an dem die iranische Bevölkerung vor einer Wahl steht“, schrieb Trump auf Twitter.
Das iranische Staatsfernsehen räumte am Samstag ein, dass es bisher auf Anordnung von oben nicht über Proteste berichtete habe. Einige Demonstranten hätten den Namen des früheren Schahs skandiert, der wegen der Islamischen Revolution 1979 ins Exil gegangen war.
Das Fernsehen warf konterrevolutionären Gruppen und ausländischen Medien vor, die wirtschaftlichen Probleme der Iraner und deren legitime Forderungen auszunutzen, um illegale Versammlungen zu ermöglichen und Chaos zu säen. In dem Bericht wurde aber betont, dass die Iraner das Recht zu Demonstrationen hätten.
Die iranische Wirtschaft hat sich seit dem Atomabkommen des Landes mit den UN-Vetomächten und Deutschland erholt. Allerdings hat die vom gemäßigten Präsidenten Hassan Ruhani 2015 ausgehandelte Aufhebung von Wirtschaftssanktionen im Gegenzug für eine eingeschränkte Urananreicherung vielen Durchschnittsiranern bisher nur wenig gebracht. Die Arbeitslosigkeit ist immer noch hoch. Die Inflation liegt bei etwa zehn Prozent. Auslöser der Proteste war offenbar, dass die Preise für Eier und Geflügel um 40 Prozent nach oben schossen. Die Regierung führte den Anstieg auf Notschlachtungen aus Furcht vor der Vogelgrippe zurück.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker