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Proteste im Iran

■ Militärs schossen in der Provinz Sistan-Belutschistan auf Demonstranten

Berlin/Teheran (taz/AFP/epd) – In der iranischen Provinz Sistan- Belutschistan hat es am Dienstag offensichtlich Demonstrationen gegen die Führung der Islamischen Republik gegeben. Der iranische Rundfunk meldete, „konterrevolutionäre Kräfte“ hätten in der nahe der pakistanischen Grenze gelegenen Stadt Sahedan öffentliche Gebäude und Militärfahrzeuge angegriffen sowie iranische Fahnen heruntergerissen. Sicherheitskräfte hätten das „Komplott“ zerschlagen.

Der „Nationale Widerstandsrat Iran“ behauptete gestern, mehrere tausend Menschen hätten gegen die Unterdrückung religiöser Minderheiten und die Schließung einer sunnitischen Moschee in der im Nordosten des Landes gelegenen Stadt Maschhad demonstriert. Daraufhin hätten Revolutionswächter in die Menge gefeuert und mindestens zwei Personen getötet sowie 14 verwundet. Über hundert Demonstranten sollen verhaftet worden sein.

Der „Widerstandsrat“ wird von den Volksmudschaheddin dominiert. Die iranische Tageszeitung Kayhan hatte am Dienstag gemeldet, die Organisation plane in Sistan-Belutschistan mit Hilfe Saudi- Arabiens, „terroristische Aktionen“ durchzuführen. Die rund eine Million im Iran lebenden Belutschen sind mehrheitlich sunnitische Muslime. In der Islamischen Republik hat jedoch der schiitische Islam den Status der Staatsreligion. Sistan-Belutschistan gilt als Armenhaus Irans. Beobachter vermuten soziale Ursachen für die Demonstrationen. Bereits im Frühjahr 1992 hatte es im Iran Proteste gegen die miserablen Lebensumstände gegeben. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Situation rapide verschlechtert.

Die Proteste am Dienstag fanden während der Feiern zum fünfzehnten Jahrestag der iranischen Revolution statt. Am gleichen Tag waren während einer Gedenkveranstaltung im Chomeini-Mausoleum bei Teheran Schüsse gefallen. In einem Fax bezeichnete eine Gruppe „Freie Offiziere der Revolutionswächter“ den Vorfall als Attentatsversuch gegen den „großen Apostaten“ Präsident Ali Haschemi Rafsandschani und den „Verräter“ Ali Chamenei, Irans geistlichen Leiter. taud

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