Proteste gegen Regierung in Venezuela: Neue Zusammenstöße mit der Polizei

Patienten mussten in Caracas aus einer Klinik evakuiert werden, weil diese mit Tränengas attackiert wurde. In den USA und der EU zeigt man sich beunruhigt.

Ein Demonstrant hat sein Gesicht mit einem roten Tuch verhüllt

Bei den heftigen Zusammenstößen zwischen Regierungsgnern und Polizei kommt immer häufiger Tränengas zum Einsatz Foto: ap

CARACAS afp | Schwere Straßenschlachten zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften haben auch am Montag die Hauptstadt von Venezuela erschüttert. Polizisten gingen in Caracas mit Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschossen gegen Demonstranten vor, die die Beamten mit Steinen und Molotowcocktails attackierten, wie AFP-Reporter berichteten. Zuvor hatten sich tausende Menschen einem Protestmarsch gegen Staatschef Nicolás Maduro angeschlossen. Dieser erhielt bei einem Gipfel in Kuba die Unterstützung befreundeter Staaten.

„Das ist eine Schlacht des Widerstands“, sagte der Vize-Sprecher des von der Opposition dominierten Kongresses, Freddy Guevara. „Wir werden sehen, wer zuerst aufgibt: wir das Kämpfen oder sie das Unterdrücken.“

Nach Angaben von Innenminister Néstor Reverol wurden 18 Demonstranten festgenommen. Es war die fünfte Protestkundgebung der Opposition seit Anfang April. Am Donnerstag war ein 19-Jähriger bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in einem Vorort von Caracas getötet worden.

Am Montag mussten mehrere Patienten, darunter ein Neugeborenes, aus einer Klinik im Stadtteil Las Mercedes evakuiert werden, als das Gebäude von Tränengaskanistern getroffen wurde. Das sagte ein in der Klinik arbeitender Arzt, Luís Montanes, zu Reportern.

Maduro gibt USA die Schuld an Krise im Land

Venezuela steckt seit Monaten in einer tiefen politischen Krise. Diese verschärfte sich durch die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dem von der Mitte-Rechts-Opposition beherrschten Parlament die Kompetenzen zu entziehen und auf sich selbst zu übertragen. Nach heftiger Kritik aus dem In- und Ausland nahm das Gericht das Urteil zurück, doch die Proteste dauerten an. Durch ein am Freitag gegen den konservativen Oppositionsführer Henrique Capriles verhängtes 15-jähriges Ämterverbot wurde die Krise weiter angeheizt.

Die US-Regierung zeigte sich am Montag beunruhigt über das Ämterverbot für Capriles. Das US-Außenministerium rief Maduro auf, die Entscheidung zu „überdenken“ und „sicherzustellen, dass die Venezolaner ihr Recht, ihre Volksvertreter in freien und fairen Wahlen zu bestimmen, ausüben können“. Zuvor hatte die Europäische Union ihre Besorgnis über die „Eskalation der Spannungen und gewaltsamen Zusammenstöße“ in Venezuela ausgedrückt.

Maduro gab bei seinem Kuba-Besuch erneut den USA die Schuld an der Krise im Land. „Die Anordnung, dass es keinen Dialog in Venezuela geben soll, kam aus Washington, damit unser Land explodiert und der Weg für eine ausländische Intervention frei ist“, sagte er bei einem öffentlichen Auftritt in Havanna.

Maduro hielt sich zu einem Treffen linksgerichteter lateinamerikanischer Regierungen in Kuba auf. Die von seinem Vorgänger Hugo Chávez ins Leben gerufene Alba-Gruppe besteht aus Venezuela, Bolivien, Ecuador, Nicaragua sowie Kuba und weiteren Karibikstaaten. Die Gruppe verurteilte in einer Erklärung eine „Aggression und Manipulation“ gegen Venezuela. Diese bedrohe die „Souveränität, Unabhängigkeit und Stabilität“ des Landes.

Maduros Gegner wollen Amtsenthebung

Die Regierungsgegner im ölreichen Venezuela machen Maduro selbst für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich. Sie kämpfen für eine Volksabstimmung zu seiner Amtsenthebung. Für kommende Woche rief die Opposition zu weiteren Demonstrationen auf, Höhepunkt soll eine Großdemonstration in Caracas am 19. April sein.

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