Proteste am Frauenkampftag in Berlin: Es sind viele
Beide Demonstrationen sind größer als erwartet: Mehrere tausend TeilnehmerInnen fordern Gleichberechtigung und sexuelle Vielfalt.
Von mehreren tausend TeilnehmerInnen spricht die Polizei, die Veranstalter beziffern die Zahl auf über 8.000 und das scheint nicht übertrieben. Ein Erfolg für die OrganisatorInnen, das 2014 gegründete Bündnis Frauenkampftag, in dem Linke, Grüne, Parteijugendorganisationen und linksradikale Gruppen vertreten sind.
Die Stimmung auf der Demonstration ist ausgelassen, im linksradikalen Block werden immer wieder Bengalos entzündet, viele TeilnehmerInnen sind positiv überrascht von der Größe des Protests. In den vergangenen Jahren hatte es auf den Demonstrationen zum Teil Auseinandersetzungen gegeben zwischen Frauen, die sich für ein Verbot von Sexarbeit einsetzen und Sexarbeiterinnen, die selbst an der Demonstration teilnahmen – solche Zwischenfälle gibt es dieses Mal nicht. Vereinzelt habe es Berichte über Plakate mit transphobem Inhalt gegeben, sagt Bündnissprecherin Katrin Wagner, diese entsprächen nicht der Linie des Bündnisses und seien dort, wo sie aufgefallen waren, von den Ordnerinnen entfernt worden.
Parallel dazu gibt es noch eine zweite, kleinere Demonstration, die ebenfalls größer ausfällt als erwartet: 1.200 Menschen statt der angemeldeten 800 nehmen laut Polizei an der International Women’s Struggle Demonstration teil, zu der verschiedene migrantische Gruppen aufgerufen hatten, darunter kurdische Frauenverbände und selbstorganisierte Flüchtlingsgruppen. Hier dürfen, anders als bei der Demonstration des Bündnis Frauenkampftag, keine Cis-Männer teilnehmen, also Menschen, denen nach der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde und die als Mann leben.
Wie Feminist*innen protestieren
Am Kreuzberger Oranienplatz, wo beide Demonstrationen zusammenkommen, ist die Abschlusskundgebung dann wieder offen für alle. Auf der hier aufgebauten Bühne sprechen unter anderem in Berlin lebende Polinnen und Irinnen über die in ihren Heimatländern stattfindenden Kämpfe für ein Recht auf Abtreibung. Der einsetzende Regen sorgt dann dafür, dass sich die Menge in die umliegenden Kneipen verteilt, in denen der Frauenanteil selten höher gewesen sein dürfte als an diesem Abend.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Ineffizienter Sozialstaat
Geteilte Zuständigkeiten
Gesetzentwurf aus dem Justizministerium
Fußfessel für prügelnde Männer
Europarat beschließt neuen Schutzstatus
Harte Zeiten für den Wolf