: Proteste - Gift - und tote Vögel
■ Nach der Rheinkatastrophe: Sandoz–Boß denkt über die Konzentration der Chemie–Industrie im Raum Basel nach / Naegeli sprayt gegen die Verpestung des Flusses / Protestaktionen auf den Rheinbrücken
Berlin (ap/dpa/taz) - Der Konzernchef des für die Rheinverseuchung verantwortlichen Chemiewerkes Sandoz in Basel, Marc Moret, hat öffentlich die Fragen aufgeworfen, ob die Konzentration chemischer Werke für eine so dicht besiedelte Region wie Basel „überhaupt noch tragbar“ sei, man müsse sich „auch in dieser Richtung Gedanken machen“. Basel ist Sitz der Chemie–Multis Ciba Geigy, Hoffmann–La Roche und Sandoz. Am Wochenende haben insgesamt mehr als 2.000 Umweltschützer/innen auf den Rheinbrücken gegen die Rhein– Verseuchung demonstriert. In Basel haben am Sonntag 600 Personen eine „Aktion Selbstschutz“ gegründet, die eine Wiederholung der Umweltkatastrophe nach dem Sandoz–Brand verhindern will. Geplant wird außerdem eine Menschenkette von Basel nach Rotterdam entlang des Rheins. Vorgeschlagen wurden auch ein Steuerstreik und das Zurückschicken aller Sandoz–Medikamente an den Hersteller. Das Brandunglück bei Sandoz hatte offenbar noch eine weitere Auswirkung: Der renom mierte Münchener Toxikologe Max Daunderer sagte am Sonntag, daß über Süddeutschland eine Quecksilberdampfwolke niedergegangen sei. Das bayerische Umweltministerium erklärte dazu, bis jetzt seien keine höheren Quecksilberwerte registriert worden. Harald Naegeli, der „Sprayer von Zürich“, hat in Düsseldorf mit Spray–Aktionen gegen die Verpestung des Rheins protestiert. Der in der Schweiz wegen seiner Graffitis inhaftierte Künstler meinte gegenüber dpa, er sei gespannt, ob die Schweizer Justiz, die ihn zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt hatte, die Verursacher des „Umweltverbrechens von europäischem Ausmaß“ ebenfalls hart bestrafen wird. Unterdessen hat am Rhein auch ein verstärktes Vogelsterben eingesetzt. Die Vögel gehen zugrunde, weil sie die toten Fische verspeisen und damit das tödliche Gift aufnehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen