Protest: Vattenfall darf sägen

Um die Moorburgtrasse zu verhindern, haben Umweltschützer gegen die Fällung von 397 Bäumen geklagt - und verloren. Vattenfall könnte nun mit dem Bau beginnen

Der Protest in den Bäumen soll weitergehen bis es Vattenfall zu teuer wird, so die Aktivisten Bild: dpa

Der Energieversorger Vattenfall darf zur Motorsäge greifen und die umstrittene Fernwärmeleitung vom Kraftwerk Moorburg nach Altona bauen. 397 Bäume sollen dafür gefällt, weitere 133 Bäume zurückgeschnitten oder wurzelbehandelt werden. Eine Klage der Umweltorganisation BUND gegen die von der Umweltbehörde im Juni 2009 erteilte Fällgenehmigung wies das Verwaltungsgericht gestern in einem Eilverfahren aus formalem Grund ab. Dem BUND, heißt es in der Begründung, stehe als Naturschutzverband kein eigenes Klagerecht gegen die Plangenehmigung zu.

Das Gericht räumte in der Urteilsbegründung ein, Vattenfalls Bauvorhaben sei "mit erheblichen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft verbunden". Für eine Umweltverträglichkeitsprüfung, wie vom BUND gefordert, würden aber höhere Anforderungen gelten.

Der BUND, AktivistInnen von Robin Wood, die mehrere zur Fällung bestimmte Bäume im Gählerpark besetzt halten, sowie die Anwohner-Initiative "Moorburgtrasse stoppen" nahmen den Beschluss mit Empörung zur Kenntnis. "Die Entscheidung des Gerichts ist für die Menschen und den Umweltschutz in Hamburg eine Katastrophe", sagte Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Nicht fachliche Abwägungen hätten dafür den Ausschlag gegeben, sondern eine rein politische Entscheidung zu Gunsten des Vattenfall-Konzerns. Der BUND erwägt nun den Gang vor das Oberwaltungsgericht.

Wenig verwundert zeigte sich Cécile Lecomte von dem Urteil. Sie sei es gewohnt, sagte die Robin-Wood-Aktivistin, dass Entscheidungen im Interesse des Profits und nicht im Sinne der Bürger getroffen würden. Die Baumbesetzung sei deshalb richtig und werde fortgesetzt, sagte Lecomte.

Betont kämpferisch gab sich auch die Bürgerinitiative. "Am Tag X wird es massiven Widerstand geben", sagte ihr Sprecher Palle Schlüter. Und sollten die Baumaßnahmen beginnen, werde man sie "solange begleiten, bis sich Vattenfall sagt: Das wird uns zu teuer". Unterstützung bekommen die Trassengegner von der Linkspartei: Der Widerstand ist "die Quittung für die Entscheidung von Schwarz-Grün, Politik gegen die Menschen in den Stadtteilen durchzusetzen", sagte Norbert Hackbusch.

Mit ihrem Protest geht es den Trassengegnern nicht allein um den Erhalt des Grünstreifens. Das Kohlekraftwerk Moorburg, glauben sie, sei nur rentabel mit der Fernwärmeleitung - die damit zur Achillesferse des gesamten Projekts mutiert. Dass Vattenfall in der Hamburger Morgenpost äußerte, das Kraftwerk auch ohne Fernwärmeleitung betreiben zu können, werten die Gegner als taktisches Manöver.

Auf die Frage, ob nach dem grünen Licht vom Verwaltungsgericht der Stromversorger nun mit dem Bau beginne, antwortete Vattenfall-Sprecher Stefan Kleinmeier ausweichend: "Das muss man jetzt mal genau sehen." Vor dem 28. Januar ist damit wahrscheinlich nicht zu rechnen. Da steht die erste öffentliche Debatte mit Vattenfall, den Trassengegnern und der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in der Altoner Friedenskirche auf dem Programm.

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