Protest von DDR-Jugendlichen befürchtet: Stasi bespitzelte Michael Jackson
Die DDR-Staatssicherheit hatte auch den "King of Pop" in ihren Akten. Sie befürchtete Proteste von DDR-Jugendlichen in Ost-Berlin, die ein Michael-Jackson-Konzert am Brandenburger Tor in West-Berlin hören wollten.
BERLIN/LOS ANGELES dpa | Die DDR-Staatssicherheit hatte auch den "King of Pop" Michael Jackson im Visier. Viel hatten die Spitzel in ihren Akten aber nicht notiert. Auf einer sogenannten Arbeitskartei sei neben Name und Geburtsdatum noch vermerkt worden, dass die DDR-Plattenfirma Amiga die Jackson-Platte "Thriller" herausbrachte, teilte die Stasiunterlagen-Behörde am Donnerstag mit. Damit wurde ein Bericht der "Bild"-Zeitung bestätigt. Die Stasi befürchtete demnach Proteste von DDR-Jugendlichen in Ost-Berlin, die ein Jackson-Konzert am Brandenburger Tor in West-Berlin am 19. Juni 1988 hören wollten.
In einer Notiz der Stasi-Hauptabteilung 20 des DDR-Ministeriums hieß es laut "Bild", dass "Jugendliche unter allen Umständen versuchen werden, dieses Konzert vom Bereich Brandenburger Tor aus zu erleben". Die jungen Leute würden dabei die "Konfrontation mit der Volkspolizei" einkalkulieren. Als Gegenmaßnahme sei ein "Ablenkkonzert" geplant gewesen. Bei "politischen Provokationen" sollte eine Videokassette von einem anderen Jackson-Konzert eingespielt werden. Der Plan sei aber nicht umgesetzt geworden.
In Berichten der Deutschen Presse-Agentur dpa aus Ost-Berlin hieß es an dem Konzerttag 1988, dass sich mehrere tausend Jackson-Fans aus der DDR vor dem Brandenburger Tor und in Seitenstraßen versammelt hatten, um sich die Musik ihres Idols hinter der Mauer anzuhören. Stasileute in Zivil, die sich mit einem Großaufgebot unter die Menge gemischt hatten, griffen massiv die Fernsehteams von ARD und ZDF an. Berichte über die Rockfans aus dem Osten sollten verhindert werden. Die Bundesregierung protestierte danach offiziell bei der DDR- Regierung gegen die Behinderung westlicher Korrespondenten.
In den USA konzentrieren sich derweil die Ermittlungen zum Tode Jacksons auf dessen Privatarzt Conrad Murray (51). Der Kardiologe steht im Verdacht, Jackson wenige Stunden vor dessen Tod das gefährliche Narkosemittel Propofol verabreicht zu haben. Der 50- jährige Jackson starb am 25. Juni dieses Jahres.
Nach Informationen des US- Nachrichtensenders CNN ist sein Leibarzt Murray der einzige Verdächtige. "Dr. Murray ist der einzige, nach dem wir schauen", zitierte der Sender am Donnerstag einen ungenannten Ermittlungsbeamten. Der Internetdienst tmz.com hatte berichtet, die Ermittlungen hätten sich inzwischen auf mehr als ein Dutzend andere Ärzte ausgeweitet.
Jacksons Chefköchin Kai Chase berichtete unterdessen von Unregelmäßigkeiten am Todestag. Normalerweise sei Dr. Murray immer gegen zehn Uhr in die Küche gekommen, um Frühstück für den "King of Pop" zu holen, sagte sie CNN. An jenem 25. Juni sei er jedoch nicht um die gewohnte Zeit erschienen. Erst gut zwei Stunden später sei er schreiend die Treppe heruntergekommen und habe gerufen: "Schnell, holt Prince (Jacksons ältestes Kind), holt die Sicherheitsleute." Murray war seit Mai bei dem Sänger angestellt. Am Todestag hatte er noch versucht, ihn wiederzubeleben, jedoch ohne Erfolg.
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