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Protest gegen Obamas zweite AmtszeitBefreit New York, befreit Ohio

Barack Obama bleibt US-Präsident. Einigen Bürgern passt das nicht – sie wollen sich per Petition von den USA lossagen. Ihre Gegner finden: gut so!

Misstrauen herrscht schon lang gegen den ungeliebten Präsidenten: Protest im April 2010. Bild: dapd

BERLIN taz | Alexander L. aus Utah kennt sich gut aus mit seinen Rechten. In einer Petition, die er auf der Homepage des Weißen Hauses online eingereicht hat, zitiert der Amerikaner die Unabhängigkeitserklärung, formuliert von den Gründungsvätern 1776: „... wann immer eine Regierung schädlich gegenüber denen wird, die sie regieren, ist es das Recht des Volkes, sie zu verändern oder abzuschaffen oder eine neue Regierung zu bilden...“.

Und dieses Recht möchte der Amerikaner nach der Wiederwahl von Barack Obama als Präsident gerne in Anspruch nehmen und bittet förmlich darum, Utah aus den USA auszuschließen, damit der Bundesstaat seine eigene Regierung bilden kann.

Eingereicht hat er die Petition am 10. November, seitdem unterstützen 2.853 Mitbürger Alexander L.s Begehren. Bis sich die Regierung tatsächlich mit dem Anliegen der Petition auseinandersetzt, fehlen allerdings noch ein paar Stimmen. Auf der Seite des Weißen Hauses heißt es, binnen vier Wochen seien 25.000 Unterzeichner nötig, damit die Petition bearbeitet wird – und eine Antwort formuliert wird.

Alexander L. aus Utah ist nicht der Einzige, den die Wiederwahl Obamas offenbar derart verärgert hat, dass er sich von seinem Heimatland lossagen will. Aus 32 Staaten sind bislang Petitionen auf der Seite „We the people“ – „Deine Stimme in der Regierung!“ – eingegangen. Von Alabama bis New York State.

Neue Ressentiments

Der Wortlaut ist immer ähnlich. Die Unabhängigskeitserklärung wird zitiert oder in einem schlichten Satz die Bitte formuliert, den jeweiligen Staat aus der Nation zu „entlassen“. Das Recht, Petitionen zu formulieren, wird den Bürgern von der Verfassung eingeräumt.

Obamas Sieg über den Republikaner Mitt Romney am 6. November hat neue Ressentiments gegenüber dem demokratischen, afro-amerikanischen Präsident entfacht. Schon der Wahlkampf artete – von beiden Seiten – in eine Negativ-Schlacht aus. Vorurteile wurden geschürt, Ängste befeuert. Nach Obamas Wahlsieg eskalierte eine Protestveranstaltung an einer Universität in Mississippi, rassistische Parolen waren zu hören.

Und nun also mehr als 30 Petitionen von Bürgern, die sich von der aus ihrer Sicht unhaltbaren Regierung lossagen wollen. Die Antwort der Regierung Obama – zwei Petitionen aus Louisiana und aus Texas haben mehr als 25.000 Stimmen zusammenbekommen – wird eindeutig ausfallen: ein Zerfall der USA in Einzelstaaten ist undenkbar. Aber auch Politiker aus der dritten Reihe, wie der Republikaner Peter Morrison aus Texas, bedienen sich dieser Protestform. Wie mehrere US-Medien berichten, hat Morrison zur Unabhängigkeit von Texas aufgerufen, damit man sich von den „Maden“, die Obama gewählt haben, lossagen könne.

Doch die „Maden“ haben bereits ein Antwort, auch sie kennen ihre Rechte: Zwei Petitionen rufen dazu auf, diejenigen, die sich von den USA separieren wollen, zu deportieren oder ihnen die Staatsangehörigkeit zu entziehen.

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6 Kommentare

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  • JB
    Jürgen Berg

    Schockierend wie rassistisch und eigentlich auch undemokratisch sehr viele Amerikaner nach wie vor eingestellt sind. Als 'Neonazis' würde man so etwas in Deutschland schnell einstufen; obwohl es nicht dasselbe aber doch auch gefährlich ist.

     

    Vor zwei Tagen telefonierte ich mit einem sehr guten Freund (in Hamburg aufgewachsen), der schon lange in Kalifornien lebt. In seiner Umgebung sind fast alle für Romney. Und er traut sich nicht seine klare Vorliebe für Obama in Gesprächen erkennen zu lassen. - Er hört zu und sagt: "Aha, so ist das!" - Einer seiner Bekannten sagte ihm offen nach Obama's Wahlsieg: "Nimm es nicht so schlimm. Wir brauchen uns jetzt keine Sorgen mehr machen! Den wird bald einer abknallen!"

    - Beängstigend 'neo-rechts-radikal' - Es fehlt an Vernunft = gute Bildung. -

     

    Leider ist in Deutschland die Qualität der Bildung und der Zugang dazu auch nicht mehr ausreichend. Man will sogar hochqualifizierte Arbeitskräfte importieren = Brain-drain. Gleichzeitig sind (vereinfacht gesagt) die weniger qualifierten Arbeitsplätze ein Haupt-Export-Schlager.

  • S
    Sedition

    Sender wie MSNBC und FOX haben einen bewusst radikalisierenden Ton und Berichterstattung. Und dann gibt es noch viele Radiomoderatoren, zB Rush Limbaugh.

    Da ist man manchmal froh das in Deutschland die Meinungsfreiheit Grenzen hat.

  • R
    Ralph

    Die paar Männeken... reichen sicher für eine Petition aus, aber stellen noch lange nicht auch nur sowas ähnliches wie eine Mehrheit in ihren eigenen Staaten. Eher sowas wie ein halbes Prozent oder so.

     

    Sicher, wie jedes andere Reich werden auch die USA irgendwann auseinanderbrechen, spätestens wenn das Öl ausgeht, oder das Geld, beides, oder was ganz anderes; aber ein paar Wahlergebnis-Enttäuschte werden diesen spezifischen Stein wohl eher nicht ins Rollen bringen.

  • HR
    heimatlose Reps

    Die nativ American müssen auch ein Visum innerhalb der USA beantragen.

    Fällt Utha dann an die Paiute, Uintah, Uncompahgre (Tabeguaches) und Whiteriver Ute Indianer zurück?

    Dann sind die Reps, Mormonen und andere wirklich heimatlos.

  • F
    flujo

    Das Ausmaß an Abstrusität wäre etwas klarer, wenn im Artikel die Begründungen der Obama-Gegner genannt worden wären, z.B.:

    Obama ist ein Nazi (siehe Bild), weil er wie ein Kommunist (!!!) eine allgemeine Gesundheitsversorgung ermöglichen will (!!!!!...).

    Schließlich ist es ganz schön Nazi-kommunistisch, wenn da einer daherkommt und einem ärztliche Versorgung anbietet, eine Idee, die der gute Onkel Romney selbst in seiner Zeit als Senator umgesetzt hat.

     

    So klingt es, wenn ein Hirnpups schmettert und man sein Hirn an das schwenkende Fähnchen heftet.

     

    Wäre aber doch eine super Idee, wenn Texas ein unabhängiges Land wäre: faule Zähne, kranke Menschen, aber stolz drauf weil alles andere wäre ja siehe oben. Am besten noch eine Mauer drumherum (wegen der Ansteckungsgefahr)

  • ES
    Erich Schlapphut

    “...ein Zerfall der USA in Einzelstaaten ist undenkbar. ...“

     

    Es hat in der Geschichte noch nie eine Union oder ein Zusammenschluss von Staaten ewig gehalten. Die sind fast immer durch Kriege zerfallen. Es ist nur die Frage des Zeitpunktes wann es auch die USA erwischt.

    Die Folgen sind undenkbar. Was wird mit den A-Waffen gemacht, aufs eigene Volk geworfen?