Protest gegen Femizide in Mexiko: „Nicht eine weitere Tote mehr“
In Mexiko-Stadt haben Frauen das Büro der Menschenrechtskommission besetzt. Sie sind wütend, weil Frauenmorde selten geahndet werden.
Die Räume der Kommission müssten zu einem Zufluchtsort für Frauen werden, die Gewalt erlitten haben, erklärt die Aktivistin Yesenia Zamudio. „Wir gehen nicht raus, es gibt keine Verhandlungen“, bekräftigt die Mittvierzigerin, deren Tochter vor vier Jahren getötet wurde.
Seit Jahren kämpfen in Mexiko Feministinnen und Opferangehörige für die Aufklärung der unzähligen Femizide und anderer Formen sexualisierter Gewalt. Letztes Jahr starben 3.788 Frauen eines gewaltsamen Todes. Am 8. März demonstrierten deshalb Zigtausende, einen Tag später beteiligten sich Millionen an einem Frauenstreik.
Dennoch unternehme die Regierung nicht genug, kritisieren Aktivistinnen. Auch die CNDH werde ihrer Aufgabe nicht gerecht. „Wir sind es leid, als Bittstellerinnen behandelt zu werden“, kritisiert Zamudio.
AktivistInnen fordern Taten
Die Besetzung begann, nachdem zwei Mütter von Gewaltopfern vertröstet wurden, da die Behörde erneut keine Ermittlungsergebnisse vorweisen konnte. Sie ketteten sich an und weigerten sich zu gehen. Mitglieder radikaler feministischer Gruppen und Angehörige, die seit Februar mit einer Mahnwache im Stadtzentrum auf sich aufmerksam machen, kamen zur Unterstützung.
Ihre Kritik richtet sich gegen staatliche Vertreter, die die Gewalt herunterspielten. Die CNDH müsse den Regierenden und Strafverfolgern Empfehlungen geben, um die Tatschwere der Femizide zu vermitteln. Spezielle Staatsanwaltschaften müssten eingerichtet werden und die Kriminalisierung von Aktivistinnen müsse ein Ende haben.
Mittlerweile spitzte sich die Lage zu. Die Besetzerinnen wollen Gemälde versteigern, die sie im Gebäude von den Wänden abgehängt haben. Am Mittwoch stellten sie Akten vor die Tür. Man brauche den Platz, um Frauen zu beherbergen, die Gewalt erlitten hätten, erklärte Zamudio. Die CNDH wies darauf hin, dass es sich um „sensible Informationen“ handle, etwa um Protokolle von Opfern. Sie bat um einem Dialog.
Während ein Teil der Besetzerinnen die Absetzung der CNDH-Leiterin fordern, hoffen andere auf Gespräche mit den zuständigen Kabinettsmitgliedern.
Präsident Andrés Manuel López Obrador, der geschlechtsspezifische Gewalt meist herunterspielt, reagierte auch jetzt mit Unverständnis. In erster Linie störte ihn, dass Feministinnen ein Gemälde des historischen Revolutionärs und Präsidenten Francisco I. Madero bemalt hatten. „Dieser Typ ist in die Geschichte eingegangen,“ reagierte Aktivistin Zamudio. „Und was ist mit unseren Töchtern?“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!