Protest-Aktion auf Google Maps: Der Müggelsee heißt jetzt Golf von Berlin
Als Protest gegen Donald Trumps Umbenennung des Golfs von Mexiko gaben User auf Google Maps Berliner Gewässern neue Namen. Jetzt reagiert der Kartendienst.
Berlin liegt am Meer. Das könnte man zumindest denken, wenn einem auf Google Maps der Golf von Tegel oder der Golf von Hohenschönhausen begegnet. Unter dem Namen Golf von Steglitz-Zehlendorf findet man neuerdings den Wannsee, der Müggelsee wurde in Golf von Berlin umgetauft und der Golf von Lichtenberg ist ein Teich im dortigen Stadtpark.
So jedenfalls heißen die Einträge, die Nutzer*innen in den vergangenen Tagen auf dem Onlinekartendienst erstellt haben – aus Protest gegen die Umbenennung des Golfs von Mexiko durch US-Präsident Donald Trump.
Eigentlich bezeichnet „Golf“ – wenn es nicht um als Sport getarntes Spazierengehen oder Autos geht – eine Meeresbucht. Als Synonym gibt es auch das herrliche Wort Meerbusen. Es ist also nicht das kleine Gewässer zwischen Grunewald und Halensee gemeint, sondern das große zwischen Schweden und Finnland – oder zwischen Mexiko und den USA.
Letzteres nannten die Aztek*innen Chalchiuhtlicueyecatl, nach ihrer Göttin der stehenden Gewässer und der Flüsse. Die Maya riefen es vermutlich nahà, was schlicht und einfach großes Wasser bedeutet. Die europäischen Seefahrer waren sich lang uneinig, ob es der Golf der Antillen, von Cortes oder Neu-Spanien sei, bis sich Mitte des 16. Jahrhunderts der Name Golf von Mexiko durchsetzte.
Befehle in Kolonialherrenmanier
Dann kam fünfhundert Jahre später Trump daher und befahl, dass es von nun an Golf von Amerika heißen solle. In Kolonialherrenmanier redet er nicht nur davon, den Panamakanal zu kontrollieren oder Kanada oder Grönland zu annektieren, sondern lebt seine Allmachtsfantasien auch gern auf Landkarten aus.
Kurz nach seinem Amtsantritt hatte er die Namensänderung per Dekret beschlossen. Offizielle Karten mussten geändert werden. Trumps Benennungsmacht endet aber an den Seegrenzen zu Mexiko und Kuba und wirft international Fragen auf. Google, Marktführer unter den Suchmaschinen und Onlinekartendiensten, übernahm in den USA kurzerhand Trumps Bezeichnung „Gulf of America“, in Mexiko steht dagegen weiter „Golfo de México“ auf der Karte.
Neue Namen für Deutschlands Gewässer
Für Nutzende in Deutschland verwendet das US-amerikanische Unternehmen einfach beide Namen und listet die Bucht unter dem umständlichen Namen „Golf von Mexiko (Golf von Amerika)“. Wer geografische Bezeichnungen ohne aus Allmachtsfantasien geborene Namensänderungen möchte, muss derweil auf andere Kartendienste ausweichen.
Doch Google hat die Rechnung ohne seine User*innen gemacht: Jede*r kann dort Sehenswürdigkeiten eintragen, benennen, und mit Fotos und Rezensionen versehen. Und so kam es nun zu einer regelrechten Golf-Blütezeit. Der hat Google jetzt aber einen Riegel vorgeschoben. Offenbar dürfen sich nur Präsidenten neue Namen für Gewässer ausdenken.
Die Berliner Golfe finden sich zwar noch in der Suche, jedoch ist „das Posten für diese Kategorie von Orten derzeit deaktiviert“. Der Hype ist wohl vorbei. Aber er war eine gute Erinnerung an die großen und kleinen Wasser in Berlin, jetzt wo die Tage wieder länger und wärmer werden.
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