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Prostitutionsdebatte in Frankreich343 selbst ernannte Machos

Eine sozialistische Abgeordnete will 3.000 Euro Bußgeld für Freier. Das Parlament berät darüber, Bordellkunden laufen derweil Sturm.

Wer in Frankreich Prostituierte besucht, könnte künftig dafür bestraft werden. Bild: ap

PARIS taz | Wer in Frankreich Prostituierte besucht, könnte künftig dafür bestraft werden – falls Maud Olivier Erfolg hat. Die sozialistische Abgeordnete hat Mitte Oktober eine Gesetzesvorlage eingereicht, derzufolge bezahlter Sex für die Freier zu einem Delikt wird, auf dem eine Geldbuße von 1.500 Euro stehen kann. Im Wiederholungsfall könnte sich die Strafe verdoppeln.

Alternativ könnte sich der von der Polizei in flagranti ertappte Freier bei einem – von sachkundigen Hilfsvereinen organisierten – Kurs über die Realitäten und Hintergründe der Prostitution informieren lassen, heißt es in dem Gesetzesentwurf. Das Ziel dieser Belehrung: Die Kunden sollen sich darüber klar werden, dass nur sehr wenige das „Gewerbe“ aus freien Stücken ausüben und dass viele Prostituierte Opfer von Menschenhandel und Erpressung sind.

Laut einer Umfrage von Le Parisien würden 73 Prozent der Franzosen eine solche erzieherischen Maßnahme im Kampf gegen die Prostitution bevorzugen.

Der Appell

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Emma fordern rund achtzig Prominente: „Prostitution abschaffen“. Sie wenden sich gegen das Gewerbe als „moderne Sklaverei“ und fordern, das "System Prostitution" zu beenden. Unterzeichnet haben den Aufruf Schauspielerinnen wie Senta Berger, WissenschaftlerInnen wie der Kriminologe Christian Pfeiffer und der Historiker Hans-Ulrich Wehler, Kulturschaffende wie Rosemarie Trockel, Marlene Streeruwitz und Margarete von Trotta, Kabarettist Dieter Nuhr, Musiker Wolfgang Niedecken und Bestsellerautor Frank Schätzing. Ziel ist die „Ächtung, wenn nötig auch Bestrafung“ der Freier. Der Text des Aufrufs bezieht sich positiv auf das in Schweden geltende Sexkaufverbot, bei dem die Freier bestraft werden. Erwähnt wird in ihm auch, dass Frankreich etwas Ähnliches plane.

Frankreichs Nationalversammlung soll die Vorlage noch in diesem Monat debattieren. Unklar ist, ob sich die rot-grüne Regierungsmehrheit dafür aussprechen wird.

„Appell der 343 Schmutzfinken“

Die Freier nach schwedischem Vorbild zu bestrafen war mehrfach in den letzten Jahren erwogen worden. In Frankreich ist Prostitution selber weder legal noch illegal. Strafrechtlich verfolgt wird jedoch die Zuhälterei. Darum wurden die Bordelle nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen.

2003 setzte der damalige Innenminister Nicolas Sarkozy ein Gesetz durch, das auch eine „passive“ Kundenwerbung (mit auffälliger Kleidung, Make-up oder Verhalten) durch Straßenprostituierte strafbar machte. Die Bilanz war negativ: Laut den Hilfsorganisationen wurden SexarbeiterInnen dadurch in den Untergrund getrieben und vermehrt der Gewalt skrupelloser Freier und Zuhälter ausgesetzt. Vergangene Woche hat der Senat dieses kontraproduktive Gesetz aufgehoben.

Der jüngste Vorstoß der sozialistischen Abgeordneten Olivier zur Bestrafung der Freier hat eine Grundsatzdebatte ausgelöst. Angeheizt werden dürfte sie durch einen „Appell der 343 Schmutzfinken“. Die Unterzeichner dieses Aufrufs outen sich als stolze Konsumenten der Prostitution, die nicht wollen, dass bezahlter Sex in irgendeiner Weise aus moralischen Überlegungen heraus geächtet wird. Sie betrachten sich als Verteidiger der sexuellen Freiheit und warnen, nach der Prostitution würde von dieser „Tugendliga“ als Nächstes auch Pornos verboten.

Publiziert wird der umstrittene Appell am kommenden Donnerstag im Magazin Causeur („Schwätzer“). Bereits jetzt werden der Schriftsteller Frédéric Beigbeder, der Humorist Nicolas Bedos oder der Publizist Éric Zemmour als Autoren des erst auszugsweise bekannten Texts als Machos angeprangert – was sie sich wegen ihres bewusst deplatzierten Humors selber zuzuschreiben haben.

„Manifest der 343 Schlampen“

Ihr Slogan „Touche pas à ma pute“ („Lass mir meine Hure“) ist eine Abwandlung des bekannten Antirassismusspruchs „Touche pas à mon pote“ („Lass meinen Kumpel in Ruhe“). Zudem versuchen die Autoren auch eine völlig schräge Analogie herzustellen zu einem 1971 von Simone de Beauvoir verfassten „Manifest der 343 Schlampen“, mit dem sich prominente Französinnen öffentlich bezichtigt hatten, abgetrieben zu haben.

Das war damals ein entscheidender Beitrag, um den straflosen und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch in Frankreich durchzusetzen, und ist für die feministische Bewegung geradezu ein Denkmal. Dass sich nun eine Gruppe von Freiern dieses Vorbilds bedient, bringt verständlicherweise nicht nur die Feministinnen in Rage. Mit Ironie antwortet Laurent Joffrin vom Nouvel Observateur auf den Zynismus der Machos, „die nicht verstehen, dass man sie mit so exotischen Vorstellungen belästigt wie Menschenrechte, Würde der Frauen, Verbot von Menschenhandel und Kampf gegen Mafiaorganisationen“.

„Das ist der letzte Aufschrei der Arrière-Garde“, meint zum Appell die frühere Frauenministerin Yvette Rudy. Sie ist wie die meisten Feministinnen in Frankreich dafür, den Freiern mit der Strafdrohung ihre Verantwortung deutlich zu machen: „Bei der Prostitution geht’s um Geld. Wenn man die Kunden vergrault, wird der Markt ausgetrocknet, und die Zuhälter gehen anderswo hin.“

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63 Kommentare

 / 
  • K
    Kumpfi

    Liebe Leser dieser Artikels, ich finde es erschreckend wie bereits mehrfach begangene Fehler immer wieder aufs neue begangen werden. Irre ich mich wenn die Prostitution landläufig als ältestes Gewerbe der Welt gilt? Ich hatte erwaret das unsere Gesellschaft versucht mit Sexualität offen umzugehen. Es ist jedem klar das JEDER ein sexuelles Intresse egal welcher Art hat. Wenn dieses im gegenseitigen einvernehmen gegen Bezahlung geschieht und keiner der beiden sich desewegen schlecht fühlt, sehe ich keinen Grund dieses zu verurteilen. Sollten wir (Deutsche) nicht eher diesem Zustand nachstreben als wie schon soviele male in der Geschichte gegen Windmühlen zu kämpfen? Dabei drängen wir die Schwächsten noch weiter ins Abseits!

  • meine empfehlung an - nicht nur - die französinnen: öfter mal George Brassens hören. beispielsweise http://www.youtube.com/watch?v=qYWyQn50Mto

  • von einem, der seit 1987 in Paris tätig ist, erwarte ich, dass er "touche pas à ma pute" richtig übersetzt. aber puste-kuchen! statt zu schreiben "laß meine hure in ruhe" (als rohfassung, die sicher noch verbessert werden kann) schreibt er uns seine vorstellung von prostitution auf. dabei sollte doch allmählich auch beim letzten hinterwäldler angekommen sein, dass keine hure of all three+x sexes sich oder 'ihren' körper ganz verkauft - sondern sexuelle oder sexuell gemeinte handlungen. und für die vornahme dieser handlungen, die von außen gesehen auch gänzlich un-sexuelle sein können, wird sie bezahlt. oder anders gesagt: die hure verkauft nicht (ihren) sex, sondern sie bietet die arbeit am sex des anderen of all three+x sexes an. wird diese arbeit gewünscht, möchte sie auch bezahlt werden!

    • @christine rölke-sommer:

      Wer wird denn hier so unideologisch sein?

      • @Viccy:

        icke. und deshalb schieb ich noch hinterher: der skandal isst nicht, dass diese arbeit am sex des anderen bezahlt wird - sondern dass sie in aller regel so schlecht bezahlt wird!

        • @christine rölke-sommer:

          Naja, 70-80 Euro pro halber Stunde will man (Freier) erst mal verdient haben ...

  • Das wäre ein Beschäftigungsprogramm für Rumäninnen und Bulgarinnen in deutschen "FKK-Clubs", das lukrativste Business überhaupt (für die Hintermänner). Und für die Anbieter von Buslinien, die direkt dahin fahren. Es würde schnell ein neuer Westwall an Bordellen entstehen.

    • @Claudia Cometh:

      sollen rumäninnen und bulgarinnen (of all three+x sexes) etwa nur an der grenze zu Polen und Tchechien arbeiten dürfen? und da auch nur auf dem straßenstrich? im sinne von süd-ost-erweiterung etwa?

  • Q
    Querulant

    Es ist weder juristisch noch moralisch nachvollziebar, warum es zwei erwachsenen und mündigen Personen verboten werden sollte, sich freiwillig im ausdrücklichen und gegenseitigen Einverständnis zum Geschlechtsverkehr zu verabreden, ob nun mit oder ohne finanzielle oder sonstige Gegenleistung. Wer dies verbieten will muss aus denselben verlogenen und prüden Moralgrundästzen auch Sex vor und außerhalb der Ehe verbieten sowie und vor allem Homosexualität.

     

    Das ist kein Plädoyer für Menschenhandel, Zuhälterei und Zwangsprostitution, welche aus guten juristischen, moralischen und gesellschaftlichen Gründen verboten sind.

     

    Es ist aber ein Plädyoer gegen prüde Bigotterie und feministische Dogmen sowie deren selbsternannten Moralaposteln und Sittenwächter der Nation, die der Gesellschaft alle vorschreiben will, auch die sexuelle Moral.

  • Wenn man heute Prostitution verbietet, wird man sie spätestens in fünf Jahren so oder so wieder einführen wollen, weil die Prostitution gesellschaftlich wichtig ist als Triebventil, mit dem sehr viel Schlimmeres verhindert werden kann.

    Schafft lieber ein Umfeld, in dem Huren geschützt ihrer Arbeit nachgehen können und geht endlich konsequent gegen Zuhälter und Menschenhändler vor. Nicht ständig auf den Käse einschlagen, sondern auf die Fliegen!

  • K
    Kopfschütteln

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein gesetzliches Verbot der Prostitution das gesellschaftliche Klima rund um den Sex in irgendeiner Weise verbessert ... erst recht nicht, wenn man, weil das in Schweden oder hier gerade billig zu haben ist, die Konsument*innen bestraft.

  • O
    Ohlala

    Beim Thema Multikulti haben die Sozialisten nichts mehr zu melden, mit Sinti-Roma werben ist hartes Brot, Homoehe bringt auch nicht die erhofften Punkte, Sicherheit-Bildung-Wirtschaft..reden wir besser nicht darüber. Hollande wird von 90% der Franzosen abgelehnt und die jubelnden deutschen Journalisten dürfen in Frankreich nicht wählen. Warum also nach Verbot der Prostitution statt Bekämpfung des Frauenhandels und der diesen betreibenden Gruppen nicht einfach in ganz Frankreich die Prohibition ausrufen? Was haben sie zu verlieren? Hollande wird von 90% der Franzosen abgelehnt, da machen ein paar Prozent die Kuh auch nicht mehr dick.

  • B
    Beelzebub

    @ Opa Kruse

     

    Lies bei Gelegenheit mal § 181 a StGB (Strafbarkeit der Zuhälterei) und § 232 StGB (Strafbarkeit des Menschenhandels).

     

    - http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/BJNR001270871.html -

     

    Und sobald du vorgenannte Gesetze mit der gebotenen Aufmerksamkeit gelesen hast, erkläre bitte, welches von Dir angesprochene Problem nicht durch konsequente Anwendung ebendieser Gesetze gelöst werden könnte.

     

    Nebenbei bemerkt: soll der bescheuerte Gedanke, die Konsumenten zu bestrafen, weil die Justiz sich schwertut, die Händler dranzukriegen, zukünftig auch bei Drogenvergehen Anwendung finden?

     

    Übrigens: ich arbeite auch nicht, weil ich Spaß daran habe, sondern weil ich mich gezwungen sehe, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

     

    Bin ich deswegen ein "Zwangsarbeiter"?

    • @Beelzebub:

      "soll der bescheuerte Gedanke, die Konsumenten zu bestrafen, weil die Justiz sich schwertut, die Händler dranzukriegen, zukünftig auch bei Drogenvergehen Anwendung finden"

       

      Dieser bescheuerte Gedanke ist leider schon Realität, denn entgegen anderslautenden Gerüchten ist der Besitz von z.B. Cannabis durchaus strafbar. Der von Koks, Heroin uva erst recht, klaro.

       

      Straflos ist lediglich der Konsum, auch in allen Fällen. Aber konsumieren ohne Besitzen, tja, eher selten.

  • G
    Gasteiner

    Legalisierung ist der falsche Weg. Dies hat für die betroffenen Frauen hauptsächlich Nachteile gebracht. Deren Ausbeutung durch Zuhälter wurde damit noch vereinfacht.

    @ Oma Kruse "Prostitution ist zweifelsohne unschön und ein gesellschaftlicher Missstand, aber muss man gleich alles verbieten, was etwas unappetitlich ist?"

    Menschenhandel ist mehr als unschön und unappetitlich. Mir erschließt sich nicht ganz, wie Sie das Thema mit der Debatte um Mülltrennung , Lebensmittelverschwendung oder ähnlichen Banalitäten vergleichen können?

  • M
    mädchenmannschaft
  • W
    Wirklich?

    Die wirkungsvollste Art wäre es, vermute ich, den Frauen eine würdige Arbeit anzubieten und von Zuhältern fern zu halten. Also all denen, die halb oder ganz gezwungen ihren Intimbereich verkaufen. Wer bezahlt solche Arbeiten? Viele der gezwungenen Frauen sind widerrechtlich im Land - auch weil sie in ihrer Heimat keinen Erwerb finden.

    • @Wirklich?:

      Eine würdige Arbeit z.B. mit Putzlappen in der Hand bringt aber nur ein Zwanzigstel des Stundenlohns.

  • W
    Wolfgang

    Die abhängige Arbeit ist auch eine Form der Prostitution und/bzw. der Lohnsklaverei.

     

    Auf eigene Rechnung in die Prostitution oder in die fremdbestimmte und mehrwertschöpfende Lohnarbeit?

     

    Auch in der abhängigen Lohnarbeit verkauft man die Psyche und den eigenen Körper (- unter anderem auch durch Berufs- und Arbeitsunfälle).

     

    Allerdings steckt den Mehrwert (Wertschöpfung minus Lohn/Reproduktionskosten) der Käufer und/bzw. Eigentümer der Produktionsmittel in die eigene Tasche.

     

    Aufwachen, brave Lohnsklaven und/oder lohnabhängige BDA-BDI-Quandtsche und Hundtsche Prostitutions-Michels! (?)

  • J
    jojo

    man sollte sex überhaupt verbieten

  • Ultrakonservative Sex-Feinde wollen offensichtlich unter dem verlogenenen Deckmantel des "Schutzes" das Recht auf den eigenen Körper verbieten. Das ist der nächste Schritt in die totale Entmündigung und Sklaverei. In der Realität hieße Illegalisierung eine Zunahme von Zwangsprostitution, weil wenn sowieso illegal, dann ist Sklaverei natürlich profitabler.

    Illegal und unter Anklage gestellt werden sollte Menschenhass, der anderen das Recht auf den eigenen Körper verbieten will.

    • G
      Gastro
      @robbypeer:

      Stimmt, Sehe ich auch so. Der richtige Weg wäre vielleicht die genau andere Richtung: Das Ganze legalisieren und wie ein echtes Gewerbe behandeln, um das sich dann die Gewerbeaufsicht kümmern kann.

    • DS
      Das sind Linke
      @robbypeer:

      Das sind keine Ultrakonservativen. Das sind Linke.

      • @Das sind Linke:

        "Das sind keine Ultrakonservativen. Das sind Linke."

         

        Es ist ein Irrglaube das dies ein Widerspruch wäre.

      • @Das sind Linke:

        Frau Schwarzer, die für die Bild Zeitung arbeitet ist eine "Linke"? Das ist ja einfach, dann können ultrakonservative Rechte einfach behaupten sie wären "links" und Sie glauben es?

  • N
    Nachdenklich1985

    Ich sehe eigentlich keinen großen Unterschied zwischen der Prostitution und der Produktion von Pornos.In beiden Fällen wird Sex bezahlt. Also müsste man konsequenter Weise auch Pornographie verbieten. Schwarzer will das ja auch. Das heißt aber wohl auch, dass man an Analogie zur Bestrafung der Freier, auch die Konsumenten von Pornographie bestrafen muss. Wenn sich Schwarzers Weltsicht durchsetzt, dann brauchen wir bald viele neue Gefängnisse.

    • @Nachdenklich1985:

      Dafür sparen wir dann Geld beim Breitband-Ausbau des Internetz ;-)

  • OK
    OPA KRUSE

    Eine Freundin von mir arbeitet im Rotlichtmilieu, allerdings

    nicht als Prostituierte, sondern um eben diesen zu helfen.

    Der Großteil - um nicht zu sagen: alle, die sie kennengelernt hat -

    macht das nicht freiwillig.

    Leider sind die Frauen so sehr von den Zuhältern eingeschüchtert,

    dass sie sich nicht trauen zur Polizei zu gehen.

     

    Es gab sogar Fälle, da wurde Hilfe seitens des Staats abgelehnt, weil

    die Frau sich in keiner Form ausweisen oder etwas beweisen konnte.

     

    Ein Cousin von mir arbeitet als Polizist. In seinem Bezirk gibt es ein Bordell,

    bei dem die Polizei weiß, dass Menschen- und Waffenhandel darüber geführt wird.

    Allerdings fehlen die Beweise und die Frauen sagen nicht aus.

    Wäre Zuhälterei verboten, wäre dieser Laden schon längst hochgenommen und die

    Verantwortlichen verhaftet.

     

    Willkommen in der Realität.

     

    Wer hier lautstark gegen solche Verbote plädiert, dem empfehle ich, sich

    mal ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen. Aus der Ferne ist alles nicht

    so schlimm.

     

    Mit Prostitution geht Menschenhandel einher, geht Kriminalität einher. Deshalb

    begrüße ich Verbote in jeder Hinsicht zu diesem Thema. Nicht, weil ich denke,

    dass dies besonders verwerflich sei und an den Pranger gehört, sondern weil

    dieses System auf Ungerechtigkeit und Missbrauch basiert.

    • @OPA KRUSE:

      Wers glaubt ... wenn die Polizei "wüsste", dass Menschen- und Waffenhandel über das Bordell geführt würde, wäre der Laden längst dicht.

      Sollte ein Verdacht bestehen, werden Ermittlungen geführt. Das ist mit den jetzigen Gesetzen möglich, auch verdeckte Ermittlungen (falls Sie es nicht wussten: Menschen- und illegaler Waffenhandel sind verboten).

      Mit Politik geht organisierte Kriminalität und Korruption einher, sollte deshalb Politik verboten werden?

    • @OPA KRUSE:

      Immer schön aufpassen, dass man nicht Ursache und Wirkung verwechselt. Warum sollte wohl eine Prostituierte, die sich keinerlei äußerem Druck ausgesetzt sieht, Hilfe beanspruchen? Warum sollten Helfer auf solche unproblematischen Frauen stoßen? Was also sagt diese "Statistik" aus?

       

      Kriminalität geht nicht mit Prositution, sondern mit bestimmten Erscheinungsformen von Prostitution einher. Und die will, glaube ich, außer den Kriminellen auch keiner erhalten.

      • OK
        OPA KRUSE
        @Hauke Laging:

        Desweiteren gibt es auch Statistiken, die den Zusammenhang zwischen Prostitution und Kriminalität (im speziellen Menschenhandel) zeigen.

         

        Auch wenn man natürlich nicht sagen kann, aus Prostitution folgt immer zwangsläufig Menschenhandel, das System ist wesentlich komplexer.

         

        Aber - wie gesagt - glauben Sie nicht irgendwelchen Kommentaren, informieren Sie sich!

      • OK
        OPA KRUSE
        @Hauke Laging:

        Wie Sie korrekt erkannt haben - und das gleiche hoffe ich von jedem mitdenkendem Leser - sind diese zwei Aussagen statistisch gesehen nicht repräsentativ. Ich denke, dass habe ich durch die Formulierungen genug herausgestellt - wobei natürlich der Satz 'Willkommen in der Realität.' in diesem Zusammenhang sehr provokativ ist.

        Aber mein Kommentar soll auch zum Mitdenken anregen und aus dem Gedankenmuster helfen 'Der Staat wird es schon richten.'

        Das kann und tut er in diesen beiden konkreten Fällen nicht.

         

        Ich gebe Ihnen auch vollkommen recht, wenn Sie es in Frage stellen, dass man als Helfer auf viele 'normale' Prostituierte trifft. Konzeptbedingt trifft man eben hauptsächlich auf Opfer - was aber nicht ausschließt, dass es tatsächlich mehr Opfer gibt (was dann wiederum richtige Statistiken belegen - aber dann kommt ja immer gleich: 'Traue nie einer Statistik, die...').

        Wer sich informieren will, sollte dies sowieso nicht mit Hilfe von Kommentaren von irgendwelchen Leuten machen, die sie niemals in ihrem Leben gesehen haben. Stattdessen könnte man sich entsprechende Dokus oder die Lage vor Ort anschauen.

         

        Oder - wie die DRZOIDBERGS dieser Leserschaft - einfach die Augen verschließen und behaupten, dass alles gut ist ;)

    • D
      DrZoidberg
      @OPA KRUSE:

      zuhälterei IST verboten. wenn es dort was hochzunehmen gäbe, wäre das sicherlich schon lange gemacht worden.

       

      komischerweise sagen alle irgendwie mit dem thema beschäftigten vereine, verbände usw. nicht das, was ihre bekannte behauptet. was jetzt nicht heissen soll, dass es keine zwangsprostituierten gibt - nur ist das ohenhin schon lange strafbar.

       

      wenn man keine ahnung hat, kann man in merkelland immer noch an die kinder denken und ein vebrot fordern, gelle. eigentlich wäre es aber angebracht, sich an den (ansonsten überflüssigen) dieter nuhr zu halten.

      • OK
        OPA KRUSE
        @DrZoidberg:

        Der politisch korrekte Begriff ist nicht Zuhälterei in dem Sinne, wie ich ihn gebraucht habe. Da gebe ich Ihnen recht.

         

        Ich denke, die Aussage des Satzes erschließt sich Ihnen trotzdem ;)

         

        Desweiteren kann man natürlich die Augen vor der Realität verschließen und behaupten, dass wenn Unrecht geschieht, sich der Vaterstaat schon drum kümmern wird.

         

        Ich empfehle Ihnen, sich mal länger mit einem Polizisten zu unterhalten und Sie werden sehen, in wievielen Fällen einem die Hände gebunden sind - nicht nur beim Thema Zwangsprostitution.

        • D
          DrZoidberg
          @OPA KRUSE:

          irgendwie war der ruf nach vater staat nicht meine intention, sondern deine. ich habe generell was gegen verbote, vor allem solche, die ein problem nicht lösen, sondern nur verstecken. oder glaubt irgendjemand im ernst, durch ein prostitutionsverbot würde prostitution verschwinden? wer das glaubt, ist auch der meinung, drogenprohibition sei eine wirksame lösung.

           

          polizisten sind, soweit ich das beurteilen kann, in deutschland selten die hände gebunden. das ist reines rumgejammer (teilweise sogar nachvollziehbar, die damen und herren haben einen schlechtbezahlten scheissjob). einen durchsuchungsbefehl kriegt man in dland schon wegen des verdachts auf graffitisprayereien oder wegen böser internetkommentare. gäbe es einen realen verdacht, dass die "zuhälter" mit waffen dealen, hätten die auch längst besuch vom staat gehabt.

           

          davon abgesehen: eine polizei, die nicht hin und wieder wegen fehlender kompetenzen an grenzen stösst, will ich nicht haben. die gabs in dland schon mindestens zweimal, beide male war das weniger erfreulich.

      • @DrZoidberg:

        Nun muss man fairerweise aber auch sagen, dass diese Verbände interessengeleitet sind und Prostituierte, die unter Zwang stehen, kaum einem Verband angehören werden.

        • D
          DrZoidberg
          @Hauke Laging:

          ich hatte deswegen auch extra dazugeschrieben, dass ich die existenz von zwangsprostitution nicht leugne.

  • Wir leben in prüden Zeiten. Prostitution ist zweifelsohne unschön und ein gesellschaftlicher Missstand, aber muss man gleich alles verbieten, was etwas unappetitlich ist? Gesetze gegen Körperverletzung, Vergewaltigung und Menschenhandel gibt es schließlich schon. Das sollte eigentlich reichen, Kriminalität im Rotlichtmilieu zu bekämpfen.

     

    Der Staat will uns dazu erziehen, nicht mehr zu rauchen, abgelaufene Lebensmittel nicht wegzuschmeißen, weniger Auto zu fahren, fünf verschiedene Behälter für die Mülltrennung in der Küche vorzuhalten, fettes Essen zu meiden etc. pp.

     

    Alles furchtbar gut gemeint, ethisch korrekt und fortschrittlich, aber am Ende stehen entmündigte Bürgerinnen und Bürger, die vom strengen Pappa Staat zu ihrem Besten gemaßregelt werden. Keine schönen Aussichten.

    • @Oma Kruse:

      wieso ist prostitution "zweifelsohne unschön" und ein "gesellschaftlicher Missstand"?

      unschön und ein gesellschaftlicher mißstand ist, dass/wenn prostituierte of all three+x sexes als freiwild angesehen werden und ihre arbeit mies bezahlt wird. wie auch, wenn leutz glauben, sie hätten beim aushandeln von entgelt für bestimmte handlung gleich den ganzen menschen gekauft und dürften diesen menschen genauso bescheissen wie die ihnen angetrauten. wobei letzteres, das bescheissen der angetrauten, ebenfalls unschön und ein gesellschaftlicher mißstand ist.

  • E
    Eisvogel

    Man braucht nur drei Worte zum Thema Prostitution: Deine eigene Tochter.

     

    Alles andere ist Yada Yada.

    • @Eisvogel:

      Wer der Tochter (oder dem Sohn) das Recht auf den eigenen Körper nehmen, sowie berufliche und sonstige Entscheidungen auch nach der Volljährigkeit illegalerweise vorschreiben will, sollte besser keine Kinder in die Welt setzen.

    • @Eisvogel:

      Es gibt eine ganze Reihe an Berufen die ich meiner Tochter nicht anraten würde. Daraus lässt sich allerdings nicht ohne weiteres ableiten, dass diese Berufe gänzlich verboten gehören.

  • Haha, ich freue mich schon auf die ganzen Europaabgeordneten, Journalisten, Parlamentsmitarbeiter und Lobbyisen die dann in diese Kurse müssen wenn das Parlament seine Tagungswochen in Straßburg hat. Die entsprechende Branche soll ja mitreisen.

     

    Aber vermutlich wird es die nicht treffen.

    • 2
      2Kurze
      @Tim Leuther:

      Haha genau daran musste ich auch denken, wenn man sich anguckt das die Prostitution genau zu diesen Tagen wo alle in Strassbourg sind Höhenflüge bekommt.

  • N
    Neuköllner

    Ihr Bericht überrascht mich.

    Ich dachte, dass Frankreich der einzige europäische Staat ist,

    der selbst Bordelle betreibt?

    In der Französischen Fremdenlegion.

  • Das Foto ist nicht aus Frankreich. Warum? Weil dort solche Läden nicht erlaubt sind. Da ist legal bei Wohnungsbordellen mit zwei Huren Schluss. "sachkundigen Hilfsvereinen", so, so. Wie wäre es mal mit sachkundigen Politikern? Erst drangsaliert man die Huren gesetzlich nach Strich und Faden, dann besitzt man die Unverschämtheit, als Argument anzuführen, dass kaum eine das freiwillig mache? Ohne brauchbare Definition von "freiwillig"? Und was soll diese Belehrung bei denjenigen bringen, die zu einer Frau gehen, die keine Probleme damit hat? Die kriegen dann wohl das Bußgeld, LOL. Meine Güte, anders als Großbritannien hat Frankreich doch eine Verfassung. Die müsste doch solche ideologischen Amokläufe verbieten.

  • es gibt doch nichts verlogeneres als die sogenannten Feministinnen, die niemals mit den "Opfern" reden die sie unbedingt "retten" wollen. Was fordern die Betroffenen, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern? Das wollen die nicht mal wissen. Es geht denen um Kriminalisierung aus Prinzip, weil sie es nicht akzeptieren können und wollen dass Frauen freiwillig und ohne Zwang mit Prostitution Geld verdienen. Feministinnen, die anderen Frauen Tugend-Vorschriften machen wollen, sind eine Perversion des Feminismus - statt Befreiung neue Bevormundung.

    • G
      Gast
      @sunflower22a:

      Na, Sie beide scheinen ja ganz doll Ahnung von Feminismus zu haben. Vielleicht sollten Sie sich erst einmal dahingehend informieren, bevor Sie solche Behauptungen aufstellen. Heißer Tipp: Alice Schwarzer ist nicht der personifizierte Feminismus, wird aber aufgrund mangelnder Recherchelust immer wieder gerne ausgebuddelt. Die Mädchenmannschaft schrieb kürzlich einen recht guten Artikel zu dem Thema Prostitution. Vielleicht sollten Sie sich damit mal befassen - voraus gesetzt, dass Sie keine Angst davor haben, dass Ihr Feindbild sich plötzlich als persönliches Hirngespinst entpuppen könnte.

    • @sunflower22a:

      Viele Feministen sind gegen Prostitution - egal ob freiwillig oder nicht. Die freiwilligen unter den Prostituierten sind für diese Feministinnen Verräter an Ihrem Geschlecht.

      • @Tim Leuther:

        Für mich sind Ayatollahs, Kardinäle, Alice-Schwarzer-Feministinnen, Radikalveganer usw. alle dieselbe Sorte von Menschen: sie wollen anderen Menschen ihre Sicht der Welt aufzwingen. Dagegen müssen wir uns wehren. Diese Prohibitionisten/innen richten übeerall aufd er Welt nur Unheil an.

        • L
          Laberrhabarbaren
          @sunflower22a:

          Wer ist "wir"?

  • A
    Andrea

    Ja, was denn nun? Prostitution soll nicht explizit verboten werden in Frankreich, wohl aber deren Inanspruchnahme? Da hat jemand aber nur zur Hälfte gedacht.

  • H
    Helga

    Und warum genau noch mal ist Sex gegen Geld jetzt schlecht?

  • F
    Frank

    Die Gesetzesvorlage von Maud Olivier in Frankreich entspricht den Forderungen der Emma-Redaktion in ihrem "Appel gegen Prostitution". Prostituierte dürfen danach ihren Körper legal gegen Entgeld zur sexuellen Befriedigung anbieten, doch wird derjenige, der das Angebot annimmt, empfindlich bestraft. Dazu muß die Sittenpolizei den Delinquenten nur "in flagranti" bei der Geldübergabe erwischen.

     

    Absurd und grotesk.

  • D
    D.J.

    Erste Prostitutionsverbote haben ihren historischen Ort in der repressiven Atmosphäre von Reformation und Gegenreformation. Einen ähnlichen Tugendterror erleben wir derzeit in Europa. Citoyens, wehrt euch!

    • A
      adabei
      @D.J.:

      Oui: Aux armes, citoyens!

  • G
    Gast

    Wenn man der Geschichtsschreibung und zugänglichen Belegen beispielsweise aus Pompeji glauben darf, existiert Sexarbeit unter wechselnden Bezeichnungen und wechselnder moralischer Beurteilung seit es größere Sozialverbünde von Menschen gibt.

    Prohibitionsversuche dieser Art enden immer auf dieselbe Art und Weise. Cui bono?

    • G
      Gast2
      @Gast:

      Sie meinen, sowie in Schweden? Mit Rückgang der Ausbeutung und des Menschenhandels?

  • F
    franz

    Die Frage nach den Fakten interessiert offenbar kaum jemanden bei dem aufgeheizten Thema.

    Ist die Mehrheit der Prostituierten wirklich unfreiwillig tätig? Das ist jedenfalls die steile These. Aber es müsste sich mit einer validen Untersuchung belegen lassen.

    Das Problemfeld der Migration spielt hier sicherlich wesentlich mit hinein, und sollte auch gesondert betrachtet werden.

    Wenn die Behauptungen von Olivier sich als stark übertrieben heraus stellen sollten, müsste diese Initiative unbedingt abgelehnt werden. Denn es wäre schlicht anti-liberal und rückwärts gewandt (im progressiven Gewand) zwei erwachsene Menschen juristisch unter Druck zu setzen, weil sie sich aus freien Stücken zu Sex verabreden, ob mit oder Geld.

    In die Richtung muss sich die Gesellschaft nun wirklich nicht entwickeln. Sexuelle Dienstleistungen können auch durchaus etwas menschenfreundliches haben. Mittlerweile gibt es so etwas zb. auch für Behinderte. Totaler sexueller Notstand ist eine Qual, und zumindest die Möglichkeit sich da Linderung verschaffen zu lassen, durch Menschen die das aus freien Stücken gegen Entgelt anbieten, ist ein zivilisatorischer Gewinn. Nicht umsonst sind religiöse Diktaturen da besonders restriktiv. Nur weil die Initiative irgendwie von "Links" und von Feministinnen kommt ist sie noch lange nicht edel und erhaben.

  • L
    Leser

    Das Thema nervt, wenn die Politik nicht so verlogen wäre ließe sich alles recht einfach lösen. In unregelmäßigen aber kurzen Abständen Razzien in den Bordellen. Wird auch nur eine Frau ohne gültige Papiere gefunden wird der ganze Laden für unbestimmte Zeit dicht gemacht, die verantwortlichen werden unter Arrest gestellt. Nur so kann man die kriminellen Machenschaften beenden.

  • E
    ezer

    Jakobinische Kreuzzüglerei von, natürlich, einer sozialistischen Abgeordneten. Natürlich glauben die aufrichtig, dass die Prostitution, einmal in den Untergrund gedrängt verschwindet (Beispiele, wo das so funktioniert hat: Keine) und dass die Lebensbedingungen von Prostituierten im Untergrund und in den Grauzonen besser werden. Da die Abegeordnete in ihrer Heimatpartei wohl kaum mit übertriebenen Realismus belästigt wird, darf sie das auch fordern. Wenn jemand lacht, wird sie ehrlich verblüfft sein...

    • G
      Gast2
      @ezer:

      Gänzlich verschwinden wird die Prostitution nie - genauso wenig wie Waffenschieberei und Drogenhandel.

       

      Ein Verbot ist ein Anfang. Postivbeispiel ist Schweden.

      • H
        Huiii
        @Gast2:

        Genau. Weil damit das Problem ja nicht den Nachbarstaaten aufgezwaengt wird. Aehnlich wie im Falle des Alkohols.