Prognose für Industrieländer: Deutschland ist Drittletzter beim Wirtschaftswachstum
Die Bundesrepublik teilt sich beim Wirtschaftswachstum der Industrieländer den drittletzten Platz mit Mexiko, so die Prognose der OECD – vor Österreich und Norwegen.
Damit belegt Europas größte Volkswirtschaft in der Wachstumsprognose der OECD für 2025 zusammen mit Mexiko den drittletzten Platz. Dahinter liegen noch Österreich und Norwegen. 2026 soll es dann zu einem Plus von 1,2 Prozent reichen, nachdem bislang mit 1,1 Prozent gerechnet wurde.
„Die relativ schnelle Bildung einer funktionsfähigen Regierung sowie die Reform der Schuldenbremse haben die politische Unsicherheit verringert und das Investoren- und Konsumentenvertrauen verbessert“, sagten die OECD-Deutschland-Expert*innen Isabell Koske und Robert Grundke der Nachrichtenagentur Reuters. Im ersten Quartal seien sowohl der private Konsum als auch die privaten Investitionen stärker gestiegen als angenommen.
„Wir erwarten außerdem, dass dieses Jahr die öffentlichen Investitionen in die Verteidigung sowie ab nächstem Jahr auch die Investitionen in die Infrastruktur stark ansteigen werden, was zu einer Belebung der Konjunktur beitragen wird“, betonten Koske und Grundke.
Trumps Zölle verunsichern die Wirtschaft
„Allerdings werden diese positiven Signale getrübt von der hohen handelspolitischen Unsicherheit“, fügten sie mit Blick auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten hohen Zölle hinzu. Das bremse Investitionen in exportorientierte Firmen des verarbeitenden Gewerbes.
Die Weltwirtschaft dürfte der OECD zufolge sowohl 2025 als auch 2026 nur noch um 2,9 Prozent wachsen, nach 3,3 Prozent im vergangenen Jahr. Noch im März war die Organisation von 3,1 und 3,0 Prozent ausgegangen. Die von Trump seit seinem Amtsantritt im Januar angekündigten Zölle haben die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt und die konjunkturelle Unsicherheit verstärkt.
Die OECD prognostiziert, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr nur um 1,6 Prozent und 2026 um 1,5 Prozent wachsen wird. Für ihre Berechnungen geht sie davon aus, dass die Mitte Mai eingeführten Zölle bestehen bleiben.
Wirtschaftswachstum ist wegen des mitwachsenden Energiebedarfs historisch eng mit der Klimakrise verknüpft. Durch Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien ist es laut einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung mittlerweile aber fast einem Drittel der Regionen weltweit gelungen, Wirtschaftswachstum und CO₂-Emissionen zu entkoppeln.
Deutschland gehört dazu; seit Jahrzehnten sinken die Emissionen, auch wenn das Bruttoinlandsprodukt oft stieg. Aber: Auch hierzulande macht sich die Wirtschaftslage durch die immer noch starke Nutzung fossiler Energien in der Klimabilanz deutlich bemerkbar. In den vergangenen Jahren wären die Emissionen beispielsweise schwächer gesunken – wenn es nicht durch Corona-Pandemie und Energiekrise eine Wirtschaftsflaute gegeben hätte. Beispielsweise produzierte die Industrie weniger als sonst und weniger Lkw waren unterwegs.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Trotz widersprüchlicher Aussagen
Vermieter mit Eigenbedarfsklage erfolgreich
Inhaftierte Antifaschist*in in Ungarn
Maja T. tritt in den Hungerstreik
Greta Thunbergs Soli-Aktion mit Gaza
Schräger Segeltörn
Klingbeils Pläne für Dienstwagen
Neue Vorteile für dicke Autos
Sugardating
Intimität als Ware
Bundeswehr an Schulen
Der Druck auf die Jugend wächst