Prognose des Industrieverbands: Aussichten für die Wirtschaft bleiben schlecht
2025 wird wieder ein Rezessionsjahr, sagt der Bundesverband der deutschen Industrie. Er wendet sich nicht gegen eine Schließung der deutschen Grenzen.
„Unsere Zukunft liegt in einer engeren Zusammenarbeit auf europäischer Ebene“, sagte der neue BDI-Präsident Peter Leibinger am Dienstag zum Jahresauftakt vor Journalist:innen in Berlin. Leidinger hat am 1. Januar seinen Vorgänger Siegfried Russwurm abgelöst, der turnusgemäß aus dem Amt geschieden ist. „Wir im BDI sind Europäer im Herzen“, betonte Leibinger. Trotzdem wollte er sich partout nicht zur Forderung der Union in der aktuellen Debatte positionieren, die deutschen Grenzen zu schließen und an den Übergängen Kontrollen einzuführen. Dazu werde er nichts sagen, erklärte er nur.
Kritiker:innen der Unionsforderung warnen davor, dass der Zusammenhalt in der EU politischen Schaden nimmt, wenn die deutschen Grenzen dicht gemacht werden. Auch viele Unternehmen sind skeptisch. Sie fürchten höhere Kosten und Probleme mit den Lieferketten, wenn Lkws wegen der Kontrollen an den Grenzübergängen länger warten müssen. BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner versuchte die Sorgen vor solchen Problemen zu zerstreuen. Nach den Grenzkontrollen, die während der Fußball-Europameisterschaft eingeführt worden waren, habe es keine Beschwerden von Unternehmen gegeben, sagt sie. Vor ihrer Tätigkeit als Industrielobbyistin saß Gönner für die CDU im Bundestag und führte in Baden-Württemberg verschiedene Ministerien.
Zusätzliche Probleme und Kosten kämen für die deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre Rezession erlebt hat, zur Unzeit. Der BDI zeichnet auch für die Entwicklung im laufenden Jahr ein trübes Bild: Das Bruttoinlandsprodukt wird nach seiner Einschätzung um 0,1 Prozent sinken, während die Weltwirtschaft um 3,2 Prozent zulegt und im Euroraum mit einem Wachstum von 1,1 Prozent zu rechnen ist. Die Bundesregierung geht allerdings Medienberichten zufolge davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2025 nicht mehr in der Rezession ist und um 0,3 Prozent wächst.
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