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Professor zu biologischer Transformation„Innovationen nicht ersticken“

Debatten über die Grenzen des Wachstums haben unsere Gesellschaft nicht nachhaltiger gemacht, sagt der Maschinenbauprofessor Thomas Bauernhansl.

Verknüpfte Technologien könnten zu neuen Produktionsverfahren und neuen Produkten wie beispielsweise künstlichem Fleisch führen (Symbolbild) Foto: imago/Imagebroker
Heike Holdinghausen
Interview von Heike Holdinghausen

taz: Herr Bauernhansl, die Industrie 4.0 – also die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft – haben wir gerade erst verstanden. Und da kommen Sie schon mit dem nächsten großen Projekt daher, der „Biologischen Transformation“?

Thomas Bauernhansl: Stimmt, die Unternehmen haben mit der Digitalisierung viel zu tun. Allerdings baut die Biologische Transformation logisch auf der Industrie 4.0 auf – und wir brauchen sie dringend, um unsere Wirtschaft nachhaltiger zu machen. Das Thema Nachhaltigkeit werden wir durch die Digitalisierung alleine nicht lösen.

Was meinen Sie denn genau mit dem Konzept der Biologischen Transformation?

Das ist ein Prozess, der dazu führt, dass wir biologische und technische Systeme in Echtzeit integrieren und interagieren lassen. Und die Rohstoffe dafür sind biobasiert, also Mikroorganismen oder Pflanzen. Ein Beispiel aus dem Bereich der Ernährung: Wir versuchen den Verbrauchern dezentral dann Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, wenn sie benötigt werden. Dabei wollen wir verschiedene Technologien verknüpfen, etwa aus dem Bereich der Nano- und der Biotechnologie, um zu ganz neuen Produktionsverfahren zu kommen. So könnten wir zum Beispiel künstliches Fleisch oder künstliche Milch herstellen. Ein Beispiel aus der Medizin: Mit Hilfe von Fermentern …

… also geschlossenen Behältern, in denen biochemische Prozesse ablaufen …

… können im Krankenhaus oder sogar direkt beim Patienten die Medikamente hergestellt werden, genau so viele, wie gerade gebraucht werden. Wir wollen die gesamte Logistik auf den Kopf stellen, von einer globalen, eher angebotsgeprägten Wirtschaft hin zu einer technologiebasierten, bedürfnis­orientierten, lokalen Wirtschaft.

Dezentral, bedürfnisorientiert – das kennen wir doch aus der Nachhaltigkeitsdebatte. Hat die Biologische Transformation Anknüpfungspunkte zum Beispiel zur Urban-Gardening-Bewegung?

Wir wollen etwas anderes. Wir haben einen durchdachten Wertschöpfungsansatz entwickelt, der völlig technologieoffen ist und mit dem wir nachhaltig unseren Wohlstand sichern können.

Bild: Fraunhofer IPA
Im Interview: Thomas Bauernhansl​

48, Maschinenbauprofessor, leitet das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart und das Institut für Industrielle Fertigung an der Universität Stuttgart.

Zu Konzepten wie Suffizienz – dem maßvollen Leben –, Postwachstum oder Entschleunigung sehen Sie keine Schnittstellen?

Weltweit haben ganz viele Menschen überhaupt keinen Zugang zu Wohlstand. Die können auf nichts verzichten, weil sie nichts haben. Deshalb ist Postwachstum ein Ansatz für Industrienationen, dort kann man das intensiv besprechen. Aber global werden wir andere Lösungen brauchen. Ich halte nichts davon, im Rahmen der Biologischen Transformation ökonomische Konzepte wie die wachstumsgetriebene Wirtschaft in Frage zu stellen. Diese Diskussionen sind natürlich sinnvoll und können langfristig auch umgesetzt werden. Aber was machen wir bis dahin? Da antworte ich als Ingenieur eher technologieorientiert.

Zurzeit ist unsere Wirtschaft nicht zukunftsfähig, weil sie die planetaren Grenzen nicht achtet. Können Sie diese Grenzen mit Biotechnologie verschieben?

Sicherlich nicht, aber innerhalb der planetaren Grenzen können wir unsere Ressourcen wesentlich besser bewirtschaften. Wir schmeißen zum Beispiel 60 Prozent unserer Lebensmittel weg. Wenn wir mit Technologien erreichen, nur noch 30 Prozent Abfall zu produzieren – oder noch weniger –, haben wir viel erreicht. Wir diskutieren doch seit den 70er Jahren die Grenzen des Wachstums. Schauen Sie sich die Kennzahlen an – es hat sich bisher nicht viel getan.

Sie wollen Natur und Technik verschmelzen. Wo liegen die ethischen Grenzen? Darf man zum Beispiel das menschliche Gehirn in ein Computernetzwerk einbinden?

Wenn man über die Themen Bioökonomie und Biologische Transformation spricht, kommt man schnell auf die Grenzfälle, wie Sie jetzt auch. Das ist eine kommunikative Herausforderung, der wir uns stellen, indem wir mit allen Anspruchsgruppen der Gesellschaft sprechen. Natürlich brauchen wir auch entsprechende Regularien, die so gewählt sind, dass wir das Vertrauen der Verbraucher gewinnen. Aber: Wir dürfen Innovationen nicht schon ersticken, bevor sie überhaupt stattfinden. Wenn ich Vorträge zu neuen Geschäftsmodellen durch Möglichkeiten der Digitalisierung halte, werde ich zuerst zum Datenschutz befragt. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz befassen wir uns sehr früh intensiv mit ethischen Problemen wie der Frage, ob Maschinen die Macht übernehmen. Wir sind in Deutschland sehr risiko­avers und diskutieren erst mal alle Risiken, bevor wir uns umfassend mit den Chancen auseinandersetzen.

Na ja, welche grundlegend wichtigen Aufgaben Mikroorganismen in Ökosystemen und Organismen einnehmen, beginnen wir gerade erst zu begreifen. Wie hoch ist das Risiko, Bakterien oder Algen massenhaft in ihren Eigenschaften zu verändern?

Es geht nicht darum, Natur zu verändern, sondern darum, wie wir die Eigenschaften der Natur nutzen können, um zu nachhaltigen Lösungen zu kommen. Das sind uralte Techniken, die Menschen etwa beim Bierbrauen oder Schwarzbrot-Backen schon seit Jahrtausenden einsetzen. Natürlich entwickeln sich Technologien rasant weiter, getrieben durch die Möglichkeiten etwa der Digitalisierung. Das führt zu Durchbrüchen zum Beispiel in der Chemie oder der Pharmazie.

„Biologische Transformation“

Das Konzept sieht vor, dass die Industrie Materialien und Prinzipien der Natur übernimmt. Rohstoffbasis sind Pflanzen und Mikroorganismen, Vorbild etwa für Roboter sind Bewegungsabläufe in der Natur. Produktion, Logistik und Technik sollen grundlegend verändert werden.

Vorgestellt hat es auf einer Konferenz Ende Juni die Fraunhofer-Gesellschaft in Berlin. Sie betreibt in 72 Instituten mit 25.000 MitarbeiterInnen angewandte Forschung. Ihr Forschungs­volumen beträgt 2,3 Milliarden Euro.

Während Sie in Berlin Ihr Konzept der Biologischen Transformation vorgestellt haben, hat 5 Kilometer entfernt der Deutsche Ethikrat seine Jahrestagung zum Thema Menschenwürde und Herausforderungen durch neue Technologien durchgeführt. Haben Sie die Diskussionen verfolgt?

Das Thema ist enorm wichtig. Wir setzen selbst auch verschiedene Forschungsinitiativen auf und wollen interdisziplinäre Teams bilden. Dabei spielt auch das Thema Ethik eine besondere Rolle. Die Interdisziplinarität ist übrigens nicht trivial. In solchen Teams müssen wir erst einmal eine gemeinsame Sprache entwickeln. Wenn Ingenieurinnen mit Soziologen, Biotechnologinnen und Informatikern Konzepte der Nachhaltigkeit diskutieren, dann haben sie vermutlich jeweils eine ganz eigene Sicht darauf: Der Ingenieur versteht darunter eher Ressourcen­effizienz und der Informatiker denkt an die Umsetzung von künstlicher Intelligenz, um Kreisläufe zu steuern.

Versuchen Sie, unter dem Begriff Nachhaltigkeit die Gentechnik gesellschaftsfähig zu machen?

Die Gentechnik steht nicht im Mittelpunkt der Biologischen Transformation. Wir wollen vor allem das nutzen, was heute schon akzeptiert ist, im Bereich Chemie oder Pharmazie. Wo es noch Nachholbedarf im gesellschaftlichen Diskurs gibt, muss man den diskutieren. Die besonders umstrittene Grüne Gentechnik in der Landwirtschaft ist nicht entscheidend für unser Konzept, aber es gibt auch dort interessante Ansätze, die wir nicht von vorneherein ausschließen sollten.

Die Gentechnik hat auch deshalb einen so schlechten Ruf, weil mit ihr Großkonzerne verbunden werden, die Tiere und Pflanzen patentieren und die Landwirtschaft in Agrobusiness verwandeln. Treibt die Biologische Transformation diese Entwicklung an?

Was Sie da beschreiben, entspricht ja eher der globalen Angebotswirtschaft: Man zentralisiert die Fertigung und versucht, durch eine Produktion im großen Stil Skaleneffekte zu nutzen. Wir wollen das Gegenteil, nämlich die Produktion in kleine Wertschöpfungszellen zurückführen, die hocheffizient und effektiv sind. Wir kommen zurück zu „alten“ Produktionsweisen, die wir vor 200 Jahren hatten, nutzen aber die Möglichkeiten der modernen Technologien, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Also wollen Sie doch den Konzernen an den Kragen?

Das ist gar nicht notwendig. Etwa in der Energieversorgung haben wir doch schon eine Transformation weg von den großen Monopolisten, hin zu einer dezentralen und demokratischeren Versorgung. Da sind neue Geschäftsmodelle für Mittelständler, Genossenschaften und Start-ups entstanden. Dezentrale Wertschöpfungszellen können aber auch von größeren Einheiten angeboten werden. Der Schweizer Pharmakonzern Lonza zum Beispiel überlegt, dezentral Medikamente herzustellen. Er würde ja weiterhin Geld verdienen.

Welche Unternehmen werden die Biologische Transformation vorantreiben?

Zurzeit sehen wir die Ansätze der Biologischen Transformation stark in der Prozessindustrie, etwa im Bereich Pharmazeutik, Chemie oder Lebensmittel, weniger in der Stückgutindustrie, etwa im Autobau. Wir hoffen, dass über den Maschinenbau und die Dienstleistungen das Konzept der Biologischen Transformation von der prozessorientierten in die stückgutorientierte Produktion diffundiert. Die Herausforderung werden alte Industrien sein, die über Jahrzehnte hinweg Know-how und Anlagen aufgebaut haben, um große Stückzahlen zu produzieren. Da gibt es eine gewisse Pfadabhängigkeit, durch die diese Unternehmen die Biologische Transformation als disruptive Veränderung erfahren könnten. Hier einen Wandel der Produktionsweisen herbeizuführen wird sicher schwierig. Diesen Wandel müssen wir zusammen mit den Unternehmen gestalten – möglich ist das.

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20 Kommentare

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  • @ICH2:

    Teil 1:



    Permakultur ist ein sehr vielschichtiges Modell. Es gibt viel zu beachten, und ich bin da auch nur Laie. Aber wenn es gewollt wäre, ginge es, davon bin ich absolut überzeugt.

    „viel zu viele Arbeitskräfte binden würde“ – na und?



    Das ist doch der Witz, dass es, mit unserer arbeitsteiligen an Gewinnmaximierung ausgerichteten Wirtschaftsweise, so eben NICHT weitergehen kann. Wir müssen ALLE mindestens einen Gang zurückschalten, das ist doch einfach nur logisch. Jeder muss wieder lernen, dass das Delegieren der wichtigsten Lebens-Erhaltungsmaßnahmen zu Ende ist. Kapitalismus raus aus den Köpfen. Eigene Hände wieder in die Erde. Die Fläche dafür reicht aus. Permakultur klappt auch auf 1400 Metern Seehöhe (www.youtube.com/watch?v=TWweaQOL-iA).

    „eine romantische Verklärung“ – diese Bezeichnung würde ich für das unsägliche und (selbst)zerstörerische „Weiter-so“ und den m. E. blinden Technologieglauben wählen. Die Natur kann niemand „verbessern“, es gibt nichts Besseres. Die Natur wird durch Gier zerstört, das BGE wird durch Missgunst und ein falsches |“peinliches“ Menschenbild verhindert. Der Mensch ist das Problem, und seine Gier und Missgunst.

    „Wie wollen Sie diese dem Boden wieder zurückführen?“ – bitte informieren Sie sich über Permakultur im Internet.



    Es handelt sich um eine Kreislaufwirtschaft, Düngung ist kein Problem, geht ohne Tierhaltung im herkömmlichen Sinne. Ziegen und Schafe sind dabei die Tiere der Wahl, aber kaum für die Düngung, sondern zum frei halten und frei werden der Anbauflächen, die in Hügelform angelegt sind (= größere Anbaufläche auf gleicher Grundfläche, bessere Wassernutzung, etc.), und für die Käseherstellung. Kuhmilch wird von verschiedenen Experten als sogar schädlich für den Menschen betrachtet (z. B. Krebswachstum wird gefördert, etc.).

    • @Frau Kirschgrün:

      Teil 2:



      „menschliche Ausscheidungen“ dienen aber m. W. in naher Zukunft zur Rückgewinnung von Phosphat, da die Minen bald erschöpft sein werden. Ohne Phosphat kann der Mensch nicht überleben.

      Glyphosat schädigt den Boden und die darin lebenden Mikroorganismen, Regenwürmer (finden kein Futter mehr), Bodenverdichtung ist auch eine Ursache für Unfruchtbarkeit. Die von mir beschriebenen Gefahren von Glyphosat wurden von einem Permakultur-Bauern aus Unterthingau im Allgäu in einem Vortrag dargelegt. Schon klar, dass so etwas nicht in der Mainstream-Presse zu finden ist. Die Agrar-Industrie, die die größten Subventionen (!!!!) einstreicht, weil größte Flächen (ein in meinen Augen völlig unlogisches, vetterles-wirtschaftliches Vergabesystem) hat selbstredend auch kein Interesse an Permakultur, eben weil arbeitsintensiver und nicht so leicht delegierbar. Die kleinen Bauern brauchen diese Subventionen zumindest für die Übergangsphase, nicht die „Geldigen“.

      Dann müssen noch die Neonicotinoide erwähnt werden, die die Bienen dahinraffen – egal wie diese Mittel im einzelnen heißen, sobald das Zeug da drin ist, wird’s SEHR eng für unsere Bestäuber.

      Aber vielleicht finden Sie es ja besser, statt Permakultur zu betreiben, dann lieber jede Menge Menschen zum Bestäuben abzustellen, wie in China… und lieber mit dem Auto über einen verwüsteten Planeten zu brettern, anstatt im Einklang mit den vorhandenen Gegebenheiten zu leben.



      Mir persönlich wäre Permakultur viel, viel lieber.

      Wir werden mit einem „Weiter-so“ und Technologieversprechen zugetextet.



      Aber wo ist die echte Lösung? Wie sieht sie aus? Permakultur ist m. E. ein SEHR guter Vorschlag.

      Wie immer: alles eine Frage des Wollens und Hinterfragens.



      Und um andere Zahlen „dürfen“ Sie sich selbst kümmern, mehr Zeit kann ich nicht erübrigen, schließlich bin nicht in der „Beweispflicht“ – das Netz ist voll davon.

      Und sorry, Herr Pollmer ist für mich inzwischen indiskutabel, für mich ist er ein „Mietmaul“ der Industrie. :-(

  • Ach Herr Professor Bauernhansl. Schon vergessen, dass unser Wohlstand nur durch die Ausbeutung anderer möglich ist. Dass wollen wir in Zukunft doch bitte sein lassen, sonst klappt das nämlich nicht mit der Nachhaltigkeit. Wir müssen alle viel mehr Bescheidenheit an den Tag legen. Also "Kapitalismus raus aus den Köpfen" bei ihren nächsten Überlegungen mit einbeziehen.

    • @APO Pluto:

      ""Kapitalismus raus aus den Köpfen"". Stimme Ihnen voll zu.

  • @Mustardman

    Niemand muss wegen einer besseren Landwirtschaft sterben. Das ist ja der Witz, dass wir an der derzeitigen Landwirtschaft sterben, wenn wir nichts ändern.

    Denn schon heute wächst auf den von Glyphosat verwüsteten Böden nichts mehr, wenn Glyphosat sofort abgesetzt wird, und es wächst schon heute immer weniger MIT Glyphosat. Also: Umstellung ist angesagt auf eine Bewirtschaftung ohne Glyphosat.

    Fruchtfolgenwechsel muss wieder stattfinden, Bodenverdichtung muss aufhören, Mikroorganismen und Regenwürmer müssen wieder in den Böden leben können – Perma-Kultur kann das alles – ohne die heute eingesetzten Gifte, die alle Insekten vernichten, Resistenzen erzeugen und die Böden zerstören.

    Dass Monokulturen und Großflächen nicht gut sind, dürfte bereits spätestens seit den 70ern hinlänglich bekannt sein.

    Zuerst sollten Sie ein paar Minuten in das Thema Perma-Kultur investieren. Es werden bis zu 10fach höhere Erträge erwirtschaftet. Es ist eine funtkionierende Kreislaufwirtschaft.

    Dann sollten Sie Ihre "belastbaren" Zahlen überprüfen, denn den Großteil der Weltbevölkerung wird nach wie vor durch die kleinteilige Bauernstruktur (nur nicht in D) ernährt.

    Als nächstes möchte ich ins Spiel bringen, dass es kein Recht auf Ernährung mit tgl. Fleischkonsum gibt und auch nicht braucht, denn das Tierfutter, der Land|Flächenverbrauch, der Wasserverbrauch und so weiter stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen von Fleisch. Außerdem ist übermäßiger Fleischkonsum ungesund, die Folgen zahlt das Gesundheitssystem, also alle. 1-1,3 Milliarden Menschen leben auf der Erde vegetarisch. Das Leben ist also auch ohne Fleisch sehr gut zu genießen – und zwar ohne die Nachteile von Fleisch (gesundheitlich und ressourcentechnisch).

    Ich bleibe dabei: Perma-Kultur – Bio für alle. Der Wille dazu ist entscheidend – nichts anderes. Es reicht für alle.

    lebensraum-permaku...en/#comment-117555

    netzfrauen.org/2018/01/18/bio/

    • 7G
      73176 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      Teil1



      Ich kann mich daran erinnern, dass wir vor ein paar Monaten ein ähnliches Thema bzgl Permakulturen hatten. Schon damals habe ich in einem Rechenbeispiel gezeigt, dass die Bewirtschaftung von Kermakulturen viel zu viele Arbeitskräfte binden würde (wenn ich mich richtig erinnere, dann wurden in dem Beispiel von damals ca. 1400m2 von ca. 15 Arbeitern bewirtschaftet). Als kleines Beispiel: Auf Grund der Bürokratie in Deutschland bewirtschaften die meisten Nebenerwerbsbetriebe (Hobbylandwirtschaft neben dem Beruf) weniger als 20ha. Dies entspricht einer Fläche von 200 000m2 (eine Person NEBEN seinem / ihrem Beruf!)



      Europa hatte bereits eine „Re-Agrarisierung“ – war keine schöne Zeit (Zeit vor der kommerziellen Revolution 11.-13. Jahrhundert)! Hier findet mal wieder eine romantische Verklärung statt.



      Des Weiteren frage ich mich bei Ihrem Vorschlag: Von einer Permakultur können Nutztiere praktisch nicht ernährt werden. Des Weiteren gehe ich davon aus, dass Sie Kunstdünger ausschließen. Allerdings entziehen Sie mit jeder Ernte – insb. wenn Sie damit 80 Millionen Menschen ernähren wollen – dem Boden Nährstoffe. Wie wollen Sie diese dem Boden wieder zurückführen? Bitte bedenken Sie, dass menschliche Ausscheidungen für den Boden nicht geeignet sind.



      Nun zum Glyphosat – darf ja heute in keiner Diskussion fehlen: „schon heute wächst auf den von Glyphosat verwüsteten Böden nichts mehr, wenn Glyphosat sofort abgesetzt wird“. Wenn ich diesen Satz richtig versehe, dann behaupten Sie, dass mit Glyphosat intensiv behandelte Flächen nicht mehr nutzbar sind?! Nach meinem Kenntnisstand handelt es sich bei Herbiziden mit dem Wirkstoff Glyphosat um sog. Blattherbizide und nicht um Bodenherbizide. D.h. die Pflanze nimmt den Wirkstoff auf und das Mittel verteilt sich in der Pflanze und lässt sie absterben. Unterschied zu Bodenherbizid: Das Herbizid wird im Vorauflauf gespritzt und der Keimling nimmt das Mittel auf. Somit machen Ihre Aussage erstmal keinen Sinn.

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @73176 (Profil gelöscht):

        Teil2



        Bzgl Glyphosat habe ich vor kurzem ein recht interessantes Video gesehen. Auch wenn der Autor schon wegen seinen plakativen Äußerungen in der Kritik stand, möchte ich es Ihnen (oder dem Rest) nicht vorenthalten (immerhin hatte er mal einen Lehrauftrag / war Dozent): www.youtube.com/watch?v=hHzWhpcloU4



        Fruchtfolgen finden auch in der modernen Landwirtschaft statt – insb der Entzug von Spurenelementen und aufkommender Krankheitsdruck machen eine Fruchtfolge unentbehrlich.



        Wo findet man den heute noch eine kleinteilige Bauernstruktur? Wenn Sie eine Liste aller Länder geordnet nach BIP/Kopf haben, müssen Sie schon nach unten scrollen, um diese zu finden. Außerdem sind dort Hungersnöte kein Fremdwort.



        Zu Ihrem letzten Argument: Da haben Sie sicherlich Recht: Eine Reduktion des Fleischkonsums ist sicherlich nicht schädlich… .



        „Ich bleibe dabei: Perma-Kultur – Bio für alle. Der Wille dazu ist entscheidend – nichts anderes. Es reicht für alle.“ Vielleicht können Sie hier ein paar belastbare Quellen und Zahlen nennen. Kommentare unter einem Spiegel? Artikel bzw. die Quelle netzfrauen.org reichen mir nicht – am liebsten offizielle Zahlen / oder Studienergebnisse (die öffentlich einsehbar sind).

  • Dazu sage ich nur Perma-Kultur, wieder selbst die Hände mit Erde in Kontakt bringen.



    Der gesamte Anbau von landwirtschaftlichen Gütern kann auf Permakultur umgestellt werden, und es reicht für alle und in Bio-Qualität. Es muss nur gewollt werden. Und es wäre ein echtes Gemeinschaftsprojekt und nicht wieder das Bezahlen der Kleinen|Unteren an die Großen|Oberen|Reichen, die die Macht und das angebliche Wissen haben.



    Wir müssen diesen "Machbarkeitswahn" m. E. dringend überdenken.

    Im Bereich von Landwirtschaft|Ernährung weg von jeder Form von Industrie – egal mit welchem Etikett sie "beklebt" wird – und im wahrsten Sinne zurück zur Natur.



    M. E. kann die Natur nicht imitiert oder nachgemacht werden, es geht nur MIT der Natur – auf möglichst natürliche Weise, denn nur dann ist das Gewachsene auch gesund (Stichworte: Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe, epigenetische Reaktionen|Entwicklungen).

    Das hat für mich nichts mit Fortschrittsfeindlichkeit zu tun, sondern schlicht und einfach mit der Erkenntnis, dass niemand die Natur nachmachen kann, und dass das der wahre Forschritt wäre. Allein, es wirft keine Zinsen ab, damit sich einige Wenige auf Kosten der Allgemeinheit zurücklehnen können.

    Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse,



    aber nicht für jedermanns Gier.



    (Mahatma Gandhi, 1869 – 1948)

    Gerade wir Deutschen haben m. E. das Thema "Herrenmenschen" noch lange nicht abgeschlossen… menschlicher Größenwahn – armselig.



    Wann fangen wir an, aus unseren Fehlern zu lernen?!



    Fangen wir doch endlich damit an, erst einmal das, was wir haben wirklich zu verstehen, und "mit" der Natur zu arbeiten anstatt "gegen" sie, wie wir es seit Jahrzehnten|Jahrhunderten tun.

    de.wikipedia.org/w...akultur#Waldgarten

    www.youtube.com/watch?v=TWweaQOL-iA

    afrika.arte.tv/blog/?p=2203

    mutterhof.org/permakultur/

    • @Frau Kirschgrün:

      Das sind ja alles sehr schöne Worte, aber können Sie 7 bis 10 Milliarden Menschen ohne industrialisierte Landwirtschaft ernähren?

      Das wäre das Erste, worüber man sich klar werden sollte, und zwar nicht mit Wunschdenken und fester Überzeugung, sondern ganz rational, also mit belastbaren und nachvollziehbaren Zahlen.

      Mal als Anhaltspunkt: Das Gesamtgewicht aller Landsäugetiere auf der Erde (Gewicht als Indiz für Resourcenverbrauch) teilt sich (nach Zahlen von 2003) auf wie folgt: Menschen 28%, Vieh und Haustiere 69%, wilde Tiere 3%. Die Welt ist nicht "Natur mit Menschen, die sie leichtfertig zerstören", die Welt ist "Menschen und ihre Landwirtschaft mit ein wenig Restnatur an den Rändern".

      "Zurück zur Natur" hießen vor allem, die Weltbevölkerung erstmal um mindestens 90% zu verringern.

      Wie Sie das anstellen wollen und ob Sie und ich zu den 10% gehören, die dann in einer besseren Natur leben dürfen oder zu den 90%, die dafür leider erst sterben müssen, würde ich schon gern vorher wissen...

      • @Mustardman:

        Antwort siehe weiter oben…

    • @Frau Kirschgrün:

      volle Zustimmung. Aber da das Geld die letzte verbliebene Religion ist (Harari), sind diese einfachen nachhaltigen Modelle nicht erwünscht. Der Autor hätte sicher gute Chancen bei Nestle eine Job zu erheischen.....

      • @Heiner Petersen:

        Ja, Nestlé, auch so ein Thema.

        Die verzocken das Wasser der armen Länder, indem sie Brunnen bohren und das heimische Leitungswasser in Flaschen füllen – ein Lebensmittel, das jeder Mensch braucht und das demzufolge auch jedem Menschen am besten kostenlos zur Verfügung stehen muss.



        Diese Flaschen verscheuern sie dann an die arme Bevölkerung, die dieses Wasser vorher kostenlos (oder gegen geringen Aufbereitungspreis) aus öffentlichen Wasserstellen|Brunnen nutzen konnte.

        Das ist ein "sehr schönes Geschäftsmodell".



        Ganz besonders, wenn eine unstillbare Gier und absolute Gewissenlosigkeit (auch bei den einheimischen Verkäufern der Wasserrechte an Ausländer) vorliegen.



        Siehe auch den Film "Bottled Life":



        www.youtube.com/watch?v=vp5dUdHPuxA

        Alles hängt vom Geld ab.

        Allein in D gehören dem reichsten Zehntel über 61% des Vermögens. Das sind Zahlen von 2007! (de.wikipedia.org/w...ng_in_Deutschland) Das dürfte heute sehr viel höher liegen…

        Das Geld ist in den falschen Händen. Es könnte sehr viel Gutes mit Geld getan werden, wenn es in Umlauf wäre… in Umlauf ist Geld immer, wenn es NICHT den Reichen gehört, denn die Nicht-Reichen müssen davon ihre Existenz bestreiten, keine Bankkonten füllen oder an der Börse Spielkasino "spielen".

        Siehe auch Wunder von Wörgl (de.wikipedia.org/w...ndgeld_(Freigeld)).

        Es geht, wenn die Menschen gelassen, und nicht von Banken und Wirtschaftsministern behindert werden.

  • Ach Herr Professor Bauernhansl. Schon vergessen, dass unser Wohlstand nur durch die Ausbeutung anderer möglich ist. Dass wollen wir in Zukunft doch bitte auch sein lassen, sonst klappt das nämlich nicht mit der Nachhaltigkeit. Wir müssen alle viel mehr Bescheidenheit an den Tag legen. Also Kapitalismus raus aus den Köpfen bei ihren nächsten Überlegungen.

    • 7G
      73176 (Profil gelöscht)
      @APO Pluto:

      Könnten Sie Ihr Argument näher erläutern. Also konkret sagen, wie "unser Wohlstand nur durch die Ausbeutung anderer möglich ist"?



      Danke

      • @73176 (Profil gelöscht):

        Da muss ich Frau Kirschgrün zustimmen. Es wundert mich auch, das sie nicht wissen wie der Kapitalismus funktioniert. Wenn sie suchen, fangen sie am besten bei Karl Marx an. Der hat da sehr viel zu geschrieben.



        Aber nehmen sie nur ein Trikot der Fußballer. Das wird irgendwo in Asien für ein paar Euro Herstellungskosten gefertigt. Unter menschenunwürdigen Bedingungen und mieser Bezahlung. Durch die rückständigen Produktionsverfahren wird die Umwelt massiv belastet. Die Trikots werden hier für ca. 80 Euro verkauft, damit fußballspielende Millionäre noch besser bezahlt werden können. Wenn wir wirklich etwas für diesen Planeten tun wollen, müssten 70 Euro im Herstellerland bleiben und dort in gute Löhne und Umweltstandards investiert werden. Das war ein Schnellkurs in Kapitalismus.

        • 7G
          73176 (Profil gelöscht)
          @APO Pluto:

          Das war dann aber jetzt ein schlechter "Schnellkurs in Kapitalismus".



          Verkürzt bedeutet Kapitalismus: "Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis".



          Natürlich kann man sich beschweren, dass nicht ein größerer Teil der Gewinne in den Herstellungsländern verbleibt.



          Aber die Antwort ist ziemlich leicht: Andere Länder (Unternehmen in anderen Ländern) würden dann billiger produzieren.



          Für die meisten Entwicklungsländer ist der Kapitalismus allerdings gar nicht mal so schlecht, denn trotz dieser eher ungleichen Verteilung der Gewinne, haben Sie immer noch ziemlich hohe BIP Wachstumsraten - und was für die Individuen noch wichtiger ist: Die Reallöhne steigen immer noch ziemlich stark. In den letzen 10 Jahren sind die Löhne um ca. 5% pro Jahr gestiegen (siehe z.B. BIS Annual Report 2018 - ich glaube es war Grafik I.2).



          Sie mögen aus unserer westlichen Sicht immer noch ziemlich gering sein - für die dortigen Verhältnisse sind sie idR gar nicht mal schlecht ... .

        • @APO Pluto:

          Schön gesagt! Danke.

      • @73176 (Profil gelöscht):

        Das dürfte mit 2000 Zeichen wohl eher nicht möglich sein.

        Aber Sie verfügen bestimmt über eine funktionierende Suchmaschine auf Ihrem Computer…

  • Ach ich weiss nicht. Irgendwie gefällt mir die Idee nicht, dass mit unserem Wirtschafts- und Denksystem, dass uns die Lebensgrundlagen unterm Hintern zertrümmert und die Arm/Reichschere vergrössert hat, jetzt in ein neues Abenteuer starten. Die gleichen global player (AGs) werden dann "lokal und angepasst" "produkt- und bedarfsoptimiert" ihre Sachen verscherbeln an die die zahlen können.



    Dabei haben wir eine Erde die uns alle mit einem System ernähren, dass sich bewährt hat. Allerdings nicht das gierige Menschenmaterial, das diese Erde dominiert.



    Nee, reizvoll ist die Aussicht, die mir dieser Mann in Aussicht stellen will, nicht.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

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