Produktionsstätte für Batteriezellen: Thüringens chinesische Fabrik
CATL will eine Fertigung in Thüringen aufbauen. Von dort aus will der chinesische Hersteller Deutschland mit Batterien für Elektroautos versorgen.
Die Projektvereinbarung dazu unterzeichneten Vertreter der CATL-Unternehmensführung und des Landes Thüringen am Montagnachmittag im Rahmen der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen.
Thüringen fördert die Ansiedlung mit 7,5 Millionen Euro unter dem Stichwort Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Die GRW-Förderung ist auf strukturschwache Regionen beschränkt und soll dort dauerhaft wettbewerbsfähige Arbeitsplätze schaffen.
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, dies sei „die bedeutendste Investitionsentscheidung der letzten zehn Jahre in Thüringen“. Sie katapultiere das Bundesland „mindestens in die europäische Liga, denn hier entsteht der erste europäische Produktionsstandort für Batteriezellen überhaupt“. In manchen Einschätzungen war auch vom ersten ernsthaften Wettbewerber für Teslas Giga-Factory im US-Bundesstaat Nevada die Rede.
BMW erteilte CATL Milliardenauftrag
Das Wirtschaftsministerium begründet die Ansiedlung der Fabrik in der Mitte von Deutschland damit, dass die heimischen Autohersteller eine Fertigung in der Nähe bräuchten. Zum einen, weil Batterien schwer und damit die Transporte aufwendig und teuer sind, vor allem aber auch, weil die Fahrzeugbauer bei einer so entscheidenden Komponente Wert darauf legen, ihren Lieferanten in räumlicher Nähe zu haben. Im Freistaat beheimatete Autozulieferer hoffen nun darauf, dass CATL Bauteile bei ihnen einkauft und sie so ebenfalls profitieren.
Der bayerische Autokonzern BMW hatte kürzlich einen Milliardenauftrag an CATL erteilt, der an die Errichtung einer Batteriezellenfabrik in Europa geknüpft war. Einkaufsvorstand Markus Duesmann sagte, BMW habe bei dem chinesischen Unternehmen für vier Milliarden Euro Batteriezellen bestellt. Davon sollten Zellen im Wert von 1,5 Milliarden aus der neuen Fabrik in Thüringen kommen. Auch die deutsche Konkurrenz ist bereits mit den Chinesen in Kontakt. Nicht zuletzt befeuert durch die Debatte um die Dieselabgase bauen sie alle ihr Angebot an Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb aus. Ob Volkswagen oder Audi, BMW oder Mercedes, sie alle wollen bis 2025 je zwischen 15 und 25 Prozent ihrer Flotte als Elektrovariante anbieten.
Heimische Technologiekonzerne hatten sich bislang nicht entschließen können, eine große Zellfertigung in Deutschland aufzubauen. Der weltgrößte Automobilzulieferer Bosch etwa hatte zwar lange laut darüber nachgedacht, im Februar dann aber doch von einer entsprechenden Investition abgesehen. Das Unternehmen rechnete vor, es seien 20 Milliarden Euro nötig, um im Jahr 2030 einen angemessenen Marktanteil von 20 Prozent erreichen zu können. Angesichts der unsicheren Marktprognosen und des Vorsprungs asiatischer Anbieter war der Firma das unternehmerische Risiko zu groß.
Die Chinesen unterdessen betreiben nun mit Macht die Expansion nach Europa. CATL wurde erst im Jahr 2011 gegründet, beschäftigt aber bereits mehr als 10.000 Mitarbeiter. Im Juni ging die Firma an die Börse. Ihre neue Fabrik am Erfurter Kreuz soll im Jahr 2021 die ersten Lithium-Ionen-Batterien ausliefern.
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