piwik no script img

Pro Quote Film auf der Berlinale„Bildet Banden“

Die Inititative lädt in die UdK zum Thema Gleichberechtigung im Film ein. 200 Frauen und ein Mann diskutieren miteinander.

Zuletzt fand ein Treffen der Initiative im Kino International in Berlin statt Foto: dpa

Licht fällt von allen Seiten ins Foyer, in dem sich an diesem strahlenden Februarmorgen rund zweihundert Frauen treffen. Sie lachen, klopfen sich auf die Schultern, nehmen sich in den Arm. Eine probt noch schnell ihren Vortrag; eine andere trägt einen Button mit „Nobody’s doll“, „Niemandes Puppe“. Auf dem Klo liegen Blütenblätter verstreut.

Eine Rednerin fragt, ob denn Männer im Saal seien. Daraufhin winkt einer von der Tribüne. Eifrig, etwas überbemüht. So, als wolle er gelobt werden. Dafür, dass er sich das hier über zwei Stunden anhört. Es ist ein rührendes, fast tragisches Bild, das zeigt, dass Gleichberechtigung noch lang nicht selbstverständlich ist.

Anderenfalls gäbe es diese Veranstaltung nicht. Unter dem Titel „Some like it equal“, ironisch angelehnt an den Billy-Wilder-Film mit Marilyn Monroe, hat Pro Quote Film in die Akademie der Künste geladen. Es ist die größte Interessenvertretung weiblicher Filmschaffender in Deutschland. 2014 hatten sich ein paar Regisseurinnen zusammengetan, nachdem jemand ausgerechnet hatte, dass nur 11 Prozent aller Sendeminuten bei den Öffentlich-Rechtlichen unter weiblicher Regie entstehen. Mittlerweile vertritt der Verband neun Gewerke, darunter Kamera, Montage, Drehbuch, Schauspiel. Aus den 11 Prozent sind 19 geworden. „Aber glauben Sie mir – nichts ist gut!“, tönt die dem Vorstand angehörende Filmemacherin Barbara Rohm.

Sie und ihre Kolleginnen wollen, dass die Hälfte aller öffentlichen Fördermittel an Frauen gehen. 2016 waren es nur 17,7 Prozent. Pro Quote Film fordert auch eine stärkere Präsenz von Frauen vor der Kamera. Der durchschnittliche Film habe 5,5 männliche, aber nur 3,4 weibliche Rollen, sagt Eliza­beth Prommer von der Uni Rostock. Figuren in Animations­figuren seien zu 90 Prozent männlich. Und „ältere“ Frauen verschwänden von der Bildfläche: im Kino ab 25, im Fernsehen ab 35 Jahren. Alles kein Wunder, würden doch 85 Prozent aller Bilder von Männern gemacht, so Barbara Rohm.

Alle sind sich einig, dass Frauen andere Geschichten erzählen. „Wir müssen weg von der Rape Culture. Noch herrscht ein gesellschaftliches Klima, in dem Vergewaltigung als lustvolle Ausübung von Macht angesehen wird“, sagt Regisseurin Jutta Brückner. 88 Prozent der in den USA beliebtesten Pornos zeigten Gewalt gegen Frauen. Brückner erzählt, dass sie einen Film darüber hätte machen wollen, warum so viele Frauen Hitler wählten. „Das kann Guido Knopp aber ­besser!“, habe man ihr geantwortet.

Brückners Vortrag steht unter dem Motto „Bildet Banden“. Sie wiederholt es wie ein Mantra. Und schließt mit den Worten des Produzenten Günter Rohrbach, der kürzlich in der Zeit gesagt habe: „Nehmt die 50 Prozent, Männer, ihr werdet sie nicht mehr sehr lange haben!“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare