„Private“ Hitlerfeier geduldet

■ 350 Alt- und Neonazis feierten den „Führer-Geburtstag“ 2.000 Menschen gingen in Mainz aus Protest auf die Straße

Frankfurt/Main (taz) – Weil es sich um eine „private Feier“ gehandelt habe, sei ein Einschreiten der Ordnungskräfte rechtlich nicht geboten gewesen. Mit dieser Einlassung begründete ein Polizeisprecher in Mainz die Duldung – und den Schutz – von rund 350 Alt- und Neonazis. Sie hatten sich am Samstag auf dem Gelände der Gärtnerei von Curt Müller (FAP), dem Gründer der „NS-Kampfgruppe Mainz“, im Frankfurter Stadtteil Gonsenheim versammelt. Mit dabei waren auch der Kühnen–Nachfolger Christian Worch aus Hamburg und Neofaschisten aus Kroatien und Dänemark.

Wie jedes Jahr sollte in der zur „Walhalla“ umgebauten Scheune von Müller und seiner Ehefrau Ursula, die in der „Braunen Hilfe“ aktiv ist, der Geburtstag von Adolf Hitler gefeiert werden.

Die Polizei schritt auch nicht ein, als die Rechtsradikalen auf dem Gelände neben der Reichskriegsflagge eine FAP-Fahne hißten und die Arme zum „deutschen Gruß“ winkelten. Die Einsatzleitung der Polizei reagierte auch nicht, als Fotoreporter von der Gärtnerei aus mit Leuchtspurmunition beschossen wurden, Steine flogen und vermummte und mit Baseballschlägern bewaffnete Neonazis vor der mit Stacheldraht gesicherten Mauer um das Gelände in Position gingen. Die Beamten der rheinland–pfälzischen Bereitschaftspolizei packten erst die Gummiknüppel aus, als Gegendemonstranten versuchten, auf das Grundstück vorzudringen. Die Sprechchöre der Demonstranten: „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten!“

Zuvor waren knapp 2.000 Menschen friedlich durch Mainz gezogen, um „vor dem Hintergrund der faschistischen Blutspur durch Deutschland“, so ein Mitglied des „Antifaschistischen Aktionsbündnisses“, gegen die Hitlerfeierei der Rechtsradikalen – und „gegen die Ohnmacht der Kerzen“ – zu demonstrieren. Wie der Antifa-Sprecher auf Nachfrage sagte, sei es den Veranstaltern auch um eine machtvolle Demo für den „Genossen Gunther“ gegangen. Der sitzt seit Monaten in U-Haft – nach gewalttätigen Auseinandersetzungen der Szene mit Skinheads aus der Region (die taz berichtete).

Am Rande der Demonstration kam es zu Prügeleien zwischen zum Teil vermummten Demonstranten und uniformierten Burschenschaftlern. Klaus-Peter Klingelschmitt

Treffen der DA aufgelöst

Cottbus (AP/taz) – Die Polizei hat am Freitag abend in Cottbus eine Versammlung von Anhängern der verbotenen rechtsextremistischen Deutschen Alternative (DA) aufgelöst. Sechs Personen wurden vorläufig festgenommen und Nazi- Propagandamaterial beschlagnahmt. Unter den 60 Teilnehmern war auch der frühere DA-Vorsitzende Frank Hübner. Nach Angaben von Teilnehmern soll es sich aber nicht um ein Treffen der DA gehandelt haben, sondern um eine Geburtstagsfeier der jungen Nationaldemokraten.